In der Wildermuthstraße probt und arbeitet die Band than.eye: Sängerin Danai Nielsen, Bassist Florian Kalmbach, Drummer Orestis Chatzitheodorou und Keyboarder Vasilis Avgoustakis. Foto: geschichtenfotograf.de

Die Band than.eye ist in Griechenland erfolgreich gewesen. Von Marbach aus will sie nun Deutschland erobern.

Marbach - Geheimnisvolle Gestalten, die in Schiffen über ein Nebelmeer auf eine Insel zusteuern. Eine gehörnte Statue, die sich aus dem Boden erhebt. Eine Frau im weißen Kostüm, die mit einer Zwille auf Flaschen schießt, sie in Zeitlupe zerplatzen lässt. Blutrote Flüssigkeit spritzt über den Bildschirm. Die Musikvideos der Band than.eye lassen den Betrachter eintauchen in eine düstere Welt.

Die Keimzelle dieser elektronisch-psychedelischen Werke liegt in Marbach, in einem Untergeschoss in der Wildermuthstraße. Ein Zettel hängt an der Eingangstüre zu Studio und Proberaum: „Für den Fall, dass wir zu laut sind, Entschuldigung.“ Es folgt eine Handynummer, die man anrufen könnte – doch das ist nicht nötig, das Bandmitglied Vasilis Avgoustakis öffnet schon: „Etwas zu trinken? Kaffee, Wasser, Bier, Whiskey?“ Kurz darauf fängt die Bandprobe an. Verzerrte Bass- und Synthiesounds mischen sich mit den Klängen einer Santouri, eines traditionellen Saiteninstruments. Es kommt aus Griechenland – wie auch drei der vier Musiker.

Allzu viel gehört hat man von than.eye hierzulande noch nicht. Das Vorgängerprojekt „Rosebleed“ war in Griechenland mit seinem Alternative-Rock aber sehr erfolgreich. Sie hatten einen Plattenvertrag mit Sony Griechenland, spielten unter anderem als Vorband von Carlos Santana und den Cranberries. Doch dann kam die Finanzkrise. „Irgendwann ging nichts mehr“, erzählt Avgoustakis. Die Plattenfirma ging pleite. Im April 2012 kamen die Musiker nach Deutschland, in der Hoffnung, hier einen Markt für ihre Arbeit zu finden.

Nicht nur der Sound hat sich seitdem in Richtung elektronischer Musik gewandelt, auch in der Besetzung gab es Wechsel. „Unser früherer Bassist und der Gitarrist sind nach Griechenland zurückgekehrt, die Umstellung war zu groß für sie“, erzählt Vasilis. Jetzt machen sie als Quartett weiter, jeder der Musiker bringt sich und seinen Charakter in die Musik ein: Danai Nielsen, die kreative Frontfrau mit der klaren Stimme. Vasilis Avgoustakis, der Technikfreak mit der Nerdbrille. Florian Kalmbach, der bei der Probe so fest in seine Bassseiten greift, dass eine davon reißt. Und Orestis Chatzitheodorou, der Drummer, der ein bisschen aussieht wie eine griechische, jüngere Version von Johnny Depp.

Die Musiker proben in den Räumen der Snakeytox Studios. Dort reihen sich Gitarrenverstärker aneinander, daneben liegen ein paar alte Bekannte: Die Marionetten und Requisiten vom Videodreh, unheimliche Gestalten im Miniaturformat. Der hauptberufliche Tontechniker Vasilis ist Herr über ein riesiges Mischpult, wenn die Musiker ihre Songs aufnehmen. „Wir wollen erst einmal eine EP produzieren, mit sechs Liedern“, erklärt Vasilis. Die Musiker verwenden viele Effekte, Looper und Synthesizer – auf der Bühne lässt sich das schwer umsetzen. „Wir wollen uns aber nicht limitieren“, meint Vasilis. Also kommt erst die Aufnahme, dann die Überlegung, wie sich die Songs live umsetzen lassen. „Wir wollen mit unserer Musik auf jeden Fall auftreten und auf Tour gehen“, sagt Sängerin Danai – deren Name in übrigens einem Wortspiel zum Bandnamen wurde.

Bis than.eye ihre Musik einem breiten Publikum vorspielen können, brauchen sie noch ein wenig Zeit. Bislang sind drei Songs aufgenommen und in Videos gegossen, aber noch einige mehr sollen folgen: „Ich habe viel Material gesammelt“, verspricht Danai. Fans der düsteren Klänge aus Athen dürfen also gespannt sein.