Der Block der TVG-Fans ist hoch oben unter dem Hallendach. Foto: Lars Laucke

Der Förderverein Großbottwarer Handball organisiert regelmäßig Fahrten zz den Top-Spielen nach Mannheim.

Großbottwar - Es ist Donnerstagnachmittag gegen 16.30 Uhr. Auf dem Parkplatz der Großbottwarer Wunnensteinhalle tummeln sich insgesamt 65 Handball-Fans, die meisten vom TV Großbottwar. „Aber wir haben diesmal auch ein paar Freunde aus Oßweil und aus Ditzingen dabei“, sagt Willi Knorr, der Vorsitzende des Fördervereins Großbottwarer Handball (FGH). Das Ziel ist Mannheim – mal wieder.

Schon seit einigen Jahren organisiert Knorr mit dem FGH Fahrten der Störche zu den Löwen. Genauer gesagt zu den Rhein-Neckar-Löwen. Meist sind es Bundesligaspiele, heute Abend aber trifft der amtierende Deutsche Meister in der Champions League auf den dortigen Titelverteidiger KS Vive Kielce aus Polen. Beim Fußball wäre das also FC Bayern München gegen Real Madrid. „Wir freuen uns über die Resonanz und darüber, dass auch unser Bürgermeister Ralf Zimmermann heute mit dabei ist“, sagt Knorr in seiner Begrüßung kurz nach der Abfahrt.

Um 16.49 Uhr setzt sich der Bus in Bewegung, fast pünktlich. Etwa eineinhalb Stunden dauert die Fahrt, um 19 Uhr ist Anpfiff. Ein ordentlicher Zeitpuffer ist einkalkuliert. „Wir sind schon mal in einen solchen Stau geraten, dass wir erst zur zweiten Halbzeit in der Halle waren. Und Geld gab es damals keins zurück“, erzählt Willi Knorr mit einem Lächeln. Doch heute läuft außer ein wenig Feierabendverkehr rund um Heilbronn alles glatt. Bei früheren Fahrten hat der Bus auch schon in Hockenheim noch einen Halt eingelegt. „Doch jetzt machen wir es lieber so, dass sich jeder nach Ankunft am Bus nochmal stärken kann“, erklärt Knorr. Denn Verpflegung ist natürlich an Bord. „Ihr habt alle eine Preisliste bekommen. Jeder merkt sich, was er hatte. Auf der Rückfahrt gehe ich dann durch den Bus und kassiere“, sagt Knorr durchs Mikrofon. Der Erlös von Essen und Getränken fließt in die Jugendkasse.

Der Anteil der Jugendlichen ist an diesem Abend relativ klein. „Denn es wird am Ende schon ziemlich spät“, gibt Willi Knorr zu bedenken. Die paar Kids fahren separat mit dem TVG-Kleinbus, gesteuert von Handball-Abteilungsleiter Axel Döttinger. „Die werden nach dem Spiel dann direkt losfahren, damit die Jungen zeitig nach Hause kommen“, sagt der FGH-Vorsitzende und ergänzt: „Bei Spielen am Wochenende kommen meist deutlich mehr Jugendliche mit. Wir sind auch schon mit zwei oder gar drei Bussen gefahren.“

Früher hat der FGH Fahrten zu den Bundesligaspielen von FrischAuf Göppingen organisiert. „Aber da haben wir irgendwann keine Karten mehr bekommen. Seit sechs oder sieben Jahren fahren wir daher zu den Rhein-Neckar-Löwen“, erklärt Knorr. Die Mannheimer SAP-Arena fasst rund 14 000 Zuschauer, da kommen auch Partnervereine aus einem größeren Einzugsgebiet zum Zuge. Die Großbottwarer zählen mittlerweile zu den größten dieser Partner. „Die Karten bekommen wir zu einem guten Preis. Inklusive Fahrt kostet der Spaß zwischen 17 Euro für Kinder und 25 Euro für Erwachsene“, berichtet Knorr. Vor allem seinen Kontakten und seinem Engagement sind solche Aktionen zu verdanken. Und er hat noch weitere Ideen: „Ich würde gerne mal Andy Schmid für eine Autogrammstunde nach Großbottwar holen.“ Der Rückraumspieler aus der Schweiz ist einer der großen Stars bei den Rhein-Neckar-Löwen. „Normalerweise kostet das einen Haufen Geld. Aber wir wollen das quasi über die Eintrittskarten verrechnen, die wir abnehmen“, hofft er auf eine baldige Verwirklichung dieses Plans.

Doch heute Abend müssen sich die Großbottwarer darauf beschränken, den Löwen-Spielmacher aus der Ferne beim Spiel zu beobachten. Denn die Plätze des TVG-Blocks sind direkt unterm Dach und damit eine ganze Ecke weg vom Spielfeld. „Das sind natürlich recht günstige Karten ziemlich weit oben“, sagt Axel Döttinger. Doch die Tribüne der SAP-Arena ist so steil gebaut, dass man auch von hier einen sehr guten Blick auf das Spiel hat. Und das verläuft so richtig nach dem Geschmack der Handball-Fans aus dem Bottwartal. Denn die Löwen liegen gegen den amtierenden Champions League-Sieger von Beginn an vorne. Bereits nach vier Minuten steht es 3:0. Löwen-Keeper Andreas Palicka erwischt einen Glanztag und hat maßgeblichen Anteil daran, dass sein Team zur Pause mit 16:13 vorne ist. Nach dem Wechsel bauen die Hausherren die Führung auf bis zu sechs Tore aus, bevor die Gäste aus Polen nochmal auf 25:23 herankommen. „Da hatte ich schon befürchtet, dass es nochmal kippen könnte“, sagt Willi Knorr später im Bus. Doch andere Mitreisende widersprechen: „Der Sieg war nie gefährdet“, heißt es nach dem 28:25-Endstand.

Auf der Rückfahrt wird noch eine Weile über die Partie diskutiert. Und natürlich muss auch der restliche Proviant noch verdrückt werden. Das Bier ist bereits ausgegangen, „aber wir haben ja noch Wein an Bord“, betont Willi Knorr, der kurz vor Ankunft in Großbottwar wie angekündigt kassieren geht – und so ganz nebenbei auch schon die nächsten Ausfahrten plant: „Ende Mai zum Beispiel spielen die Löwen gegen den THW Kiel. Das ist die Schlussphase der Saison, da könnte es um die Deutsche Meisterschaft gehen.“