Glasklar: Der Wasservorrat für Rielingshausen im Hochbehälter Zwingelhausen. Foto: geschichtenfotograf.de

Der Marbacher Wassermeister Heiko Fischer sorgt dafür, dass immer sauberes Trinkwasser aus dem Hahn kommt.

Marbach - Spiegelglatt, völlig unberührt, liegt die Oberfläche da. Das glasklare Blau des Wassers lädt zum Hineinspringen ein – sogar eine Leiter führt ins kühle Nass. Ob er an heißen Tagen nicht schon mal in Versuchung gekommen ist, sich hier zu erfrischen? Heiko Fischer grinst und schüttelt den Kopf. Dieses Becken ist tabu – denn hier, im Hochbehälter Zwingelhausen, lagert der Trinkwasservorrat für Rielingshausen. Fischer ist der Wassermeister von Marbach, bis zu 800 Kubikmeter Wasser fasst der Zwingelhäuser Tank.

In den Hochbehälter Eck, aus dem die Marbacher Kernstadt versorgt wird, passen sogar 3500 Kubikmeter – das würde ausreichen, um 26 000 Badewannen mit Wasser zu füllen. Kein Wunder, dass die Tanks sauber bleiben müssen. Selbst die Zuluft wird gefiltert, im vergangenen Jahr wurde der Hochbehälter Eck außerdem aus Sicherheitsgründen noch mit einem Zaun und einer Alarmanlage gesichert – „vorsorglich“, versichert Fischer. Bislang habe allerdings noch niemand versucht, zum Tank vorzudringen.

Den Füllstand, Ab- und Zufluss der Behälter haben der Wassermeister und sein Mitarbeiter vom Büro aus immer im Blick. Sie können am Verlauf der Kurven auf ihren Bildschirmen zum Beispiel sehen, dass die Marbacher samstags etwas später duschen als unter der Woche. Dass besonders viele die Toilette benutzen, wenn der Tatort oder das WM-Endspiel vorbei sind. Und sie erkennen, ob eine Wasserleitung geplatzt sein muss.

Dann müssen sie ausrücken. Ob ein Leck in östlicher oder westlicher Richtung liegt, sehen sie am Computer. „Wir wissen auch, wo die Altgebiete liegen, in denen es eine hohe Schadensrate gibt“, sagt Fischer. Er arbeitet seit 20 Jahren für die Wasserversorgung der Stadt. Diese Erfahrung, aber auch das Gehör, können bei der Suche nach einem Rohrbruch helfen – oder eben technische Helferlein. „Ab und zu setzt eine Firma für uns sogenannte Geräuschlogger ein.“ Die registrieren das Geräusch fließenden Wassers, und zwar zu Zeiten, an denen der Marbacher für gewöhnlich schlummert statt spült.

Eine defekte Zuleitung lässt sich dann abklemmen und reparieren; . Etwa einmal im Monat gibt es in Marbach einen solchen Rohrbruch.

Die Landeswasserversorgung liefert das Wasser für alle 15 600 Marbacher, es kommt von der Alb und aus der Donau. Fischer versichert, gute Leitungen im Haus vorausgesetzt, könne man das Wasser aus dem Hahn bedenkenlos trinken: „Teils wird es strenger kontrolliert als Mineralwasser.“ Marbach hat auch eigene Quellen. „Die speisen wir aber seit Anfang der 90er-Jahre nicht mehr ein“, erklärt Fischers Chef, Bauamtsleiter Dieter Wanner. Einerseits, weil das Wasser sehr hart sei, andererseits, weil der Grenzwert für Nitrat wegen der Düngung in der Gegend seinerzeit manchmal „gerissen“ wurde. „Am Lemberg konnten wir auch einen Einfluss der ehemaligen Mülldeponie nicht ausschließen“, sagt Wanner. Die Quellen werden dennoch weiter überwacht – im Notfall könnten sie angezapft werden. Der Tiefbrunnen im Murrtal wird zum Beispiel von den Rielingshäuser Obstbauern zur Bewässerung genutzt und kann für den Teilort als Reserve dienen.

Die Menschen in Marbach sparen – wie überall in Deutschland – Wasser. Auch moderne Haushaltsgeräte haben dazu geführt, dass die Schillerstädter heute im Schnitt knapp 120 Liter Wasser pro Tag und Kopf verbrauchen. Vor einigen Jahrzehnten waren das noch deutlich mehr. Die Sparsamkeit hat aber nicht nur positive Seiten. „Viele Leitungen sind gebaut worden, als man noch von einem steigenden Verbrauch ausging“, erklärt der Wassermeister Fischer. Vor allem in größeren Städten und Gemeinden werde das Wasser in den überdimensionierten Leitungen zu wenig bewegt – dann können sich Keime bilden. Solche Leitungen müssen dann zusätzlich durchspült werden.

In Marbach war das bisher nicht nötig. Auch der Rohrbruch im Eschenweg ist bald geflickt, aber irgendetwas zu tun gibt es immer. Fischer oder sein Mitarbeiter wechseln sich mit der Rufbereitschaft ab, nehmen das Diensthandy mit. Denn platzende Leitungen halten sich selten an Dienstzeiten.