Im 17. Jahrhundert ist die Burg Schaubeck zum wohnlichen Schloss umgebaut worden. Foto: geschichtenfotograf

Auf Burg Schaubeck führt Felix Graf Adelmann ein Leben zwischen Idylle und Arbeit.

Steinheim-Kleinbottwar - Dem Grafen beliebt es zu rocken. Ein zufriedenes Grinsen legt sich über das Gesicht von Felix Graf Adelmann von Adelmannsfelden, als er das Signal seiner Gretsch-Gitarre durch den Vox-Verstärker jagt. Die Riffs klingen gut in dem alten Gemäuer, in dem der 35-Jährige sein kleines Tonstudio eingerichtet hat. Zwischen dem Schlagzeug, den Mischpulten, Effektgeräten und Verstärkern stehen etliche alte Gitarren – eine Leidenschaft des jungen Adligen. Je mehr Macken und Rost sie haben, desto besser „Die hier habe ich im Treppenhaus einer Freundin entdeckt. Ich glaube, ich habe seitdem noch nicht einmal die Saiten gewechselt“, meint Adelmann lachend über eines seiner Instrumente.

Nicht nur mit der Musik – „von sanften Balladen bis zu strukturlosem Krach“ – lebt er sich kreativ aus. Ein paar Stockwerke tiefer hängen großformatige Polaroids, die Adelmann mit Chemikalien, der Schreibmaschine und Werkzeugen malträtiert hat. Gegenüber: Ölschinken von lange verblichenen Vorfahren.

Allzu viel Zeit, seinen Hobbys nachzugehen oder über das idyllische Burggelände zu spazieren, bleibe ihm aber nicht, sagt er. Gerade hing Adelmann drei Stunden am Telefon, es ging um ein strategisches Marketingkonzept. Und auch sonst ist sein Terminplan ziemlich voll. Graf Adelmann zückt sein Smartphone: Gestern Abend ein Essen mit Geschäftspartnern, ein Besuch „bei einem Topkunden“, die Tage davor war er bei Weinmessen. Und zwischendrin muss auch mal eine Glühbirne gewechselt werden. Als kurz darauf das Handy klingelt, ist jemand von der Universität Tübingen dran. Ob er einen Vortrag halten wolle, zum Thema Marketing im Weinbau. Klar, sagt Adelmann.

Könnte er sich nicht zurücklehnen, das Leben mit all den Vorzügen des Wohlstands einfach mal genießen und von den Verbindungen seiner Familie profitieren? „Natürlich öffnet mir mein Name Türen. Aber keine, durch die ich gehen will“, sagt Adelmann. Bei manchen Gelegenheiten, glaubt er, mache ein Namenszusatz das Leben sogar schwerer. „Manchmal habe ich das Gefühl, ich müsste doppelt so gut sein wie andere, um zu beweisen, dass ich kein Schnösel bin“, sagt er. „Zu sagen, meine Familie wäre nicht vermögend, wäre natürlich gelogen. Aber einen großen Teil des Vermögens macht eben das Haus aus. Und wenn man das zu Geld machen müsste, wäre der Karren doch schon gegen den Baum gefahren“, erklärt er. Überhaupt stecke er viel Geld in die Instandhaltung der Burg – „mehr, als manche verdienen“.

Dafür leben er und sein Vater Michael Graf Adelmann auch besser als die meisten anderen. Fast drei Hektar misst das Grundstück, im Garten wachsen Rosen, Burgpfau Anton IV. stolziert umher. In den Ecken stehen Büsten von Vorfahren, in seine Wohnung kommt Felix Graf Adelmann über eine prunkvolle Wendeltreppe. Sie windet sich im Uhrzeigersinn nach oben. Einst sollte die Säule in der Mitte die Schwerthand eines eventuellen Angreifers behindern. Aber auch heute noch ist sie praktisch: „Man kann sich hier auch betrunken prima entlang hangeln“, meint der Graf und grinst schelmisch.

Ohne Wein geht es nicht. Das Geld für den Unterhalt des malerischen Anwesens kommt seit zwei Generationen ausschließlich vom Weingut, die Verbindung der Familie zum Rebensaft geht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Felix Graf Adelmann hat das Weingut Anfang 2012 übernommen. „Dazu hatte ich mich schon recht früh entschieden, ich wollte aber erst mal auch andere Sachen ausprobieren“, sagt er. Als Student in Hamburg tauschte er das Schloss gegen eine Zwei-Zimmer-Wohnung. „Auch da habe ich mich wohl gefühlt.“

Graf Adelmann senior hat in seiner Zeit als Chef des Weinguts einiges bewegt – er setzte auf den Ausbau im Barriquefass, als in Deutschland noch Stahltanks üblich waren. Oder auf Cuvées, als die hier noch einen schlechten Ruf hatten. „Solche Revolutionen kann ich nicht mehr anstoßen, ich drehe an kleineren Stellschrauben“, meint Felix Graf Adelmann. Alles beim Alten zu lassen, sei aber keine Option. „Tradition ist doch ein alles- und zugleich nichtssagendes Wort. Die Leute wollen immer etwas Neues“, sagt er. Doch bis sich zeigt, ob ein Experiment im Weinkeller gelingt und es gut bei der Kundschaft ankommt, können durchaus zwei Jahre vergehen.

Bis dahin gibt es noch jede Menge zu tun. Etwa morgen: Das Bentley-Magazin hat sich kurzfristig für ein Fotoshooting angemeldet. Also doch ein Hang zum Luxusleben? Adelmann lacht und winkt ab: „Ich soll nur mit aufs Bild. Bevor ich mir einen Bentley kaufe, hole ich mir lieber ein paar Schrottkarren.“ Die müssen nicht einmal vier Räder haben: Unten vor der Burg steht eine 30 Jahre alte Schwalbe. Mit dem Roller heizt der junge Graf ganz gerne durch die Weinberge, „weil man damit überall durchkommt“. Völlig ohne Glamour kommt das Vehikel nicht aus. Auf dem Blech, neben großen Rostflecken, prangt zweimal das Familienwappen.