Der gewaltige Essenskanister macht die Runde. Foto: geschichtenfotograf.de

Die Christliche Pfadfinderschaft Deutschland (CPD) bereitet im Beilsteiner Weiler Etzlenswenden ihr Sommerlager vor. Derzeit werden Bäume gefällt.

Beilstein - Gesang klingt durch den Wald beiEtzlenswenden. Auf einer Lichtung, zwischen Essenskanistern, Laub und dem Erste-Hilfe-Rucksack, stehen junge Menschen im Kreis, sie halten sich an den Händen. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“, klingt es aus knapp 100 Kehlen. Die grauen Hemden, die Halstücher und die Abzeichen an den Oberarmen der Jungs und Mädchen verraten es: Hier haben Pfadfinder ihr Lager aufgeschlagen. Sehr hungrige Pfadfinder, denn seit acht Uhr morgens sind sie bei der Arbeit im Wald. Die entasteten Fichten, die links und rechts des Weges liegen, haben sie gefällt. Bei Prevorst ist noch ein Trupp am Werk, insgesamt 160 Pfadfinder aus ganz Deutschland schlagen am Wochenende Holz. Jetzt ist Mittagspause, Löffel klappern im Bundeswehr-Essgeschirr aus Blech.

Die Baumfäll-Aktion ist nur ein Vorgeschmack auf den Sommer: Die Christliche Pfadfinderschaft Deutschland (CPD) wird Ende Juli ihr großes Bundeslager in Beilstein abhalten. Während für die Holzfäller die Ilsfelder Gemeindehalle ausreicht, brauchen die 1600 Lagerbewohner dann Zelte. Daher auch das Holzschlagen, das in Absprache mit dem Förster geschieht: Rund 1000 schlanke, gerade Stämme werden in Jurten und Kohten verbaut. „Der Förster hat auch etwas davon, wir machen schließlich Jungbestandspflege“, erklärt Dirk Otto, der für die Logistik zuständig ist.

Lagervogt, so nennen Pfadfinder seine Tätigkeit. Otto ist schwer beschäftigt. Dauernd klingelt sein Handy – ein Smartphone im Holzlook, mit eingravierter Kompassrose. Unter seinen Augen und denen seines Mitstreiters Fabian Eisele liegen tiefe Ringe. „Wir hatten heute Nacht etwa anderthalb Stunden Schlaf“, sagt Otto. Einer der Traktoren war liegengeblieben, die Lagervogte mussten helfen, ihn abzuschleppen. Irgendwas ist immer – kurze Zeit später hat eine Pfadfinderin einen Ast abbekommen und muss betreut werden – Verdacht auf Gehirnerschütterung.

Die Gemeinschaft steht bei den Pfadfindern über allem. Beim Essen wird ein Junge zurückgepfiffen, der sich einen Apfel aus einer Kiste geholt hat, ohne an die Anderen zu denken. Selbstbedienung gibt’s bei den Jungs und Mädchen nicht – statt dessen macht der Pfadfinder jetzt die Runde und verteilt das Obst.

Auch nach der Pause, als sich die Holzfäller wie eine Kolonne grauer Ameisen in die Büsche schlagen, ist Teamwork gefragt. Etwa, als sich ein abgesägter Baum in der Krone eines anderen verfangen hat und bedrohlich in der Luft hängt – kein Problem, wenn alle mit anpacken.

Die meisten „Pfadis“ sind zwischen zehn und 22 Jahren alt. Der 23-jährige Lagervogt Dirk Otto ist seit 16 Jahren dabei. „Bei uns findet man eigentlich in jedem Alter etwas, das einem Spaß macht“, sagt der gebürtige Beilsteiner, der in Stuttgart lebt. „Als Jugendlicher freut man sich, dass keine spießigen Erwachsenen dabei sind, und man findet schnell seine Stärken heraus. Für jeden gibt es eine passende Aufgabe.“

Das Programm des alle vier Jahre stattfindenden Bundeslagers steht weitgehend. Die Pfadfinder erwartet ein Geländespiel, bei dem sie in die Zeit des Piraten Klaus Störtebeker eintauchen, sie schlagen sich zwei Tage lang auf Wanderschaft durchs Gelände und müssen sich bei einem Stadtspiel in Ludwigsburg zurecht finden.

Bei den christlichen Pfadfindern spielt ebenso die Religion eine Rolle. „Morgens und abends gibt es eine Andacht, sonntags auch einen Gottesdienst“, erzählt der Lagervogt Fabian Eisele. Das allseits bekannte Credo „Jeden Tag eine gute Tat“ gebe es bei der CPD übrigens nicht, erklärt sein Kollege Otto. „Das ist eher in den USA verbreitet und wurde durch die Donald-Duck-Comics in Deutschland bekannt.“ Etwas Gutes tun wollen die deutschen Pfadfinder aber auch. „Wenn wir irgendwo ein Lager abhalten, wollen wir der Gemeinde etwas zurückgeben. Dann verbringen wir Zeit in Altenheimen oder helfen dem Förster“, sagt Otto. Passend zum Motto des diesjährigen Bundeslagers: „Zeit zu handeln“.