Jeder Schüler erhält einen individuellen Code zum Nutzen der App, der gleichzeitig zur Identifikation dient. Foto: /Dirk Laessig)

Das Friedrich-Schiller-Gymnasium will für alle Eventualitäten vorbereitet sein. Daher werden Lehrer wie Schüler im Umgang mit einer „Homeschooling-“App geschult. Diese soll auch im Fall einer Schulschließung das Lernen ermöglichen.

Marbach - Der Coronavirus zieht weltweit Kreise und verändert vielerorts das öffentliche Leben erheblich. So wurden in Frankreich und Italien schon die Schulen geschlossen. Und auch in Deutschland gibt es bereits Fälle, in denen Einrichtungen tageweise zumachen. Eine Entwicklung, die auch am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) nicht vorbeigeht. „Momentan denkt das Kultusministerium zwar noch nicht an Schulschließungen“, so Jürgen Sauter, Lehrer und Mitglied der erweiterten Schulleitung. Einen konkreten Fall gebe es auch noch nicht. Aber: „Wir wollen im Ernstfall vorbereitet sein und reagieren können.“ Dazu gehört auch das Thema Heimunterricht oder „Homeschooling“ genannt. Das Gymnasium will dafür die App „Classroom“ als Grundlage nutzen und am Freitagvormittag seine Lehrer und Schüler im Umgang damit schulen.

Der Schultag wird aus diesem Grund anders ablaufen als gewohnt. Für alle Schüler entfällt die 1. Stunde, da in dieser Zeit eine Dienstbesprechung stattfindet. Ab der 2. Stunde werden dann schließlich die Schüler eingewiesen. „Jeder bekommt einen eigenen Code“, erklärt Sauter. Der dient zum einen als Login und gleichzeitig auch zur Identifikation der Jugendlichen. Denn sollte das System tatsächlich zum Einsatz kommen müssen, würde trotzdem Unterricht nach Plan stattfinden. Heißt: Pünktlich zum Schulbeginn um 7.30 Uhr müssten die Jugendlichen am Rechner, Tablet oder Smartphone sitzen. Dass hier auch Eigenverantwortung gefragt ist, ist Jürgen Sauter bewusst: „Wir können nicht prüfen, ob der Schüler dann auch wirklich am Bildschirm bleibt oder Fernsehen guckt oder Kicken geht.“

Hier müssten auch die Eltern unterstützend tätig sein und ein Auge auf die Sprösslinge haben. Der Unterricht selbst lässt sich ebenso vielfältig gestalten, wie es auch im Klassenzimmer der Fall wäre, so Sauter: „Den Lehrer steht eine große Bandbreite an Optionen zur Verfügung.“ So kann per Stream ein Live-Unterricht angeboten werden. Alternativ können Videos hochgeladen werden, die dann von den Schülern durchgearbeitet werden. Per Klick lassen sich auch Dateien wie Arbeitsblätter hochladen. Hierbei gibt es dann etwa auch die Möglichkeit, dass die Schüler diese innerhalb eines bestimmten Zeitraums bearbeiten und wieder an die Lehrkraft zurückschicken müssen.

Auch Hausaufgaben können übermittelt werden. Was allerdings nicht möglich ist, ist das Schreiben von Prüfungen. „Hier fehlt die rechtliche Grundlage“, erklärt Sauter. Es lasse sich schließlich nur schwer prüfen, wer tatsächlich tippt oder ob ein Spickzettel neben der Tastatur liegt. Das sei aber zum jetzigen Zeitpunkt auch noch Zukunftsmusik.

„Wir machen uns auf den Weg“, fasst es Jürgen Sauter zusammen. „Und der wird sicher erst einmal holprig sein.“ Zunächst hat die Schule auch erst einmal nur eine Testversion der Anwendung angefordert. Die Daten werden nach Ablauf der Frist allesamt wieder gelöscht. Ob das System überhaupt zum Einsatz kommen wird, ist noch komplett offen. „Es besteht derzeit die Notwendigkeit, sich mit präventiven Maßnahmen zu beschäftigen“, informiert Sauter. Die Schule könne aber sicherlich auch in Zukunft von der Vorarbeit profitieren, etwa im Hinblick auf das Thema „Digitale Schule“.

Darüber ob Schulen schließen müssen entscheidet, wenn ein Corona-Fall vorliegt, zunächst das Gesundheitsamt. Eine solche Situation hat es am FSG allerdings noch nicht gegeben. „Nach und nach kommen auch die Schüler wieder, die in Südtirol waren und 14 Tage zuhause waren.“ Dafür fehlen jetzt mehr Elsass-Reisende. Über eine landesweite Schließung müsste das Kultusministerium entscheiden.