Auch die eigenen Stimmen haben die Sänger in der Kirche erklingen lassen. Foto: Liederkranz

Der Jahresausflug hat die begeisterten Sängerinnen und Sänger zu Bach und Mendelssohn in den Osten geführt.

Marbach/Leipzig
Vor knapp zwei Wochen, am Samstag, 27. September, um 6.30 Uhr, startete unser Bus mit fünfzig Personen der Chorvereinigung Liederkranz Marbach Richtung Thüringen und Sachsen. Wir kamen zügig voran, und als es hell wurde, bescherte uns die Sonne ein Reisewetter, wie man es sich wünscht.

Sechs Stunden später waren wir in Naumburg. Die Stadt liegt an der Mündung der Unstrut in die Saale und ist Mittelpunkt des nördlichsten deutschen Weinbaugebietes Saale-Unstrut. Doch nicht dem Wein galt unser Interesse, sondern dem Dom in der mittelalterlichen Altstadt. Die langgestreckte, viertürmige, doppelchörige Basilika war in der Zeit des Hohenstauffer-Kaisers Friedrich II. entstanden, in der Zeit des Übergangs vom romanischen zum gotischen Stil. Es war überwältigend zu sehen, was der sogenannte „Naumburger Meister“ und seine Helfer geschaffen haben. Staunend und mit Bewunderung standen wir vor den Bildwerken in der Front des Westlettners und der gekreuzigten Christusfigur, unter deren Armen man in den Westchor eintritt. Dort findet man die berühmten Stifterfiguren des Markgrafen Ekkehard II. und seiner Gemahlin Uta, sowie die Standbilder des Markgrafen Hermann und seiner Frau Reglindis. Sie schaute lächelnd auf uns herab, als wir unseren feierlichen Chorgesang anstimmten, dirigiert von Wolfgang Jauch, unserem Chorleiter.

Es blieb genügend Zeit, um durch die Gassen der Altstadt zu flanieren, vielleicht sogar einen Wein aus der Gegend zu verkosten und unbedingt eine original Thüringer Bratwurst zu probieren.

Kurz vor 15 Uhr fuhren wir weiter nach Leipzig, wo bekanntlich die Weiße Elster und die Pleiße durchfließen. Leipzig weist eine weltweit einmalige Dichte original erhaltener Wirkungsstätten berühmter Komponisten auf. Entlang der „Leipziger Notenspur“ lernten wir in zwei Gruppen Schritt für Schritt solche Stätten kennen und sahen nebenbei wunderschöne Straßen, Hausfassaden und Innenhöfe. Unvergesslich, plötzlich vor der Nikolaikirche und wenig später vor der Thomaskirche zu stehen und zu wissen, dass hier Johann Sebastian Bach 27 Jahre gewirkt hat. Uns war es nicht vergönnt, denn wir waren leider zu spät dran, und die Kirchen waren schon geschlossen. Am Ende verlief der Rundgang ganz weltlich, nämlich im berühmten „Auerbachs Keller“. Zusammen mit vielen anderen Besuchern streckten wir unsere müden Beine unter die rustikalen Holztische und stärkten uns mit kräftigem Essen und den notwendigen Getränken. In Goethes Werk „Faust“ besuchen der Doktor und Mephisto diesen Keller.

Am nächsten Tag schien wieder die Sonne, als wir uns auf den Weg ins „Mendelssohn-Haus“ machten, wo wir für ein Konzert angemeldet waren. „Sonntagsmusiken“ waren Tradition bei den Mendelssohns. Der Vater von Felix und Fanny hatte sie schon 1821 in Berlin ins Leben gerufen, und beide Kinder haben es sowohl in Berlin als auch in Leipzig weitergeführt. So wehte uns ein Hauch der Musikgeschichte an, als wir in dem kleinen Saal ein Streichquartett von Johannes Brahms und ein Streichquintett von Antonín Dvorák hörten. Es war der Höhepunkt unserer Reise. Anschließend blieben uns noch zwei ganze Stunden, um unsere Eindrücke von der schönen Stadt ausklingen zu lassen.

Dann packten wir wieder unsere Koffer in den Bus, machten uns aber noch nicht direkt auf den Heimweg. Wer in Leipzig ist, kommt am bekanntesten Wahrzeichen der Stadt nicht vorbei, dem 1913 eingeweihten Monument des Völkerschlachtdenkmals. 91 Meter hoch, aus Beton und Granitporphyr errichtet, ist die Besichtigung eine besondere Herausforderung. In zwei Gruppen marschierten wir mutig hinter den beiden Damen her, und bekamen nochmals eine Fülle an Informationen zu dem kriegerischen Ereignis des Jahres 1813. Ein Höhepunkt in Metern ausgedrückt war es dann, oben auf der Plattform zu stehen. Hier entschädigte der Ausblick über Leipzig und Umgebung für die Anstrengungen.

Inzwischen war es 16.30 Uhr geworden und damit Zeit für die Heimkehr. Glücklich und zufrieden, dass alles so gut geklappt hat, saßen wir entspannt im Bus. Unsere erste Vorsitzende, Beate Löffler, sprach den herzlichen Dank aller an den Organisator der gelungenen Reise aus. Eckhard Fischer war es, der mit seiner Frau Christine die viele Arbeit zum Verlauf der abwechslungsreichen Reise übernommen hat. Rundum zufrieden waren wir kurz nach 22 Uhr, dank unseres zuverlässigen Busfahrers, wieder in Marbach.

Neben Konzertaufführungen sind die Jahresausflüge Höhepunkte des gemeinsamen Chorlebens und bleiben unvergesslich in Erinnerung.