Foto: Bürgertreff

Die Mitarbeiter des Bürgertreffs haben eine interessante Führung durch die Stuttgarter Markthalle erlebt. Sie erfuhren, dass hier sogar einmal eine Leiche lag – beim „Tatort“-Dreh.

Marbach - Der Bürgertreff Marbach spendierte seinen Mitarbeitern einen Ausflug nach Stuttgart mit einer zweistündigen Führung in der Markthalle. Kann man zwei Stunden über die Markthalle sprechen? Ja, man kann! Die Führerin lässt die 100-jährige Geschichte der Stuttgarter Markthalle aufleben in Anekdoten, Geschichten und Geschichtchen, ohne Punkt und Komma, lebendig, wie das Treiben in der Markthalle selbst. Eine Story hat es ihr besonders angetan: „Mord in der Markthalle“, ein Fernseh-Tatort mit Kommissar Bienzle wurde hier gedreht. „Da lag die Leiche“ sagt sie mit leichtem Schauder „und das Blut floss bis zum nächsten Stand“.

Die heutige Markthalle wurde 1914 in Betrieb genommen – daher das 100-jährige Jubiläum – Architekt war der junge Martin Elsässer, der die Halle im zurückgenommenen, aber dennoch charakteristischen Jugendstil realisierte. Am besten erkennt man dies von außen, der Schauseite, die der Stiftskirche zugewandt ist. Die großflächigen Fresken mit Motiven aus dem ländlichen Leben sind allerdings renovierungsbedürftig. Das mehr als 60 Meter lange und an die 40 Meter breite Gebäude konnte die ursprünglich 430 Stände kaum fassen. Hier fand der ganze Warenumschlag für die Stadt Stuttgart statt. Der letzte Krieg hat die Markthalle zwar nicht zerstört, aber schwer beschädigt. Im Jahre 1953 waren die Kriegsschäden behoben, aber die Halle konnte den Warenumsatz nicht mehr bewältigen. Man baute einen neuen Großmarkt in Stuttgart Wangen. Die Stuttgarter Markthalle wurde zu einem Edelmarkt mit 40 Ständen, die Obst und Gemüse, Gewürze, Käse und Wurst aus deutschen und fremden Ländern anbieten.

Die jetzige Markthalle hatte schon einen Vorgängerbau, den König Wilhelm I. der Stadt Stuttgart schenkte, weil er mit den Marktleuten Mitleid hatte, die zuvor im Freien und bei jeder Witterung ihre Waren anboten. Der Stadtrat war mit dem Geschenk gar nicht so glücklich, hier war man der Meinung, die Marktleute könnten doch einen Pullover mehr anziehen.

Beim Gang durch die Halle, vorbei an den Ständen mit all den Leckereien, kommen der Führerin der ein oder andere Rezeptvorschlag in den Sinn, das findet bei den Besucherinnen aus Marbach lebhaftes Echo. Und, erstaunlich, auch die Männer halten da mit. Peter Hörner, der beim Bürgertreff das „Männerkochen“ leitet, ist sichtlich beeindruckt von der Vielzahl und Qualität der Angebote. Die Tour führt auch in den Untergrund. Hier im Keller können die Marktbetreiber Abstellräume mieten, zum Lagern und Kühlen ihrer Ware. Die Lagerflächen sind mit Holzlattenverschlägen gegeneinander abgegrenzt. Jeder Verschlag hat am Boden ein Schlupfloch für die Katzen, die hier gehalten wurden, um der Mäuseplage Herr zu werden. Die Gänge zwischen den Verschlägen bilden ein verwirrendes Labyrinth. Da kommt Kommissar Bienzle wieder ins Spiel, hier unten hat er die Spur des Täters verloren. Manchem Besucher wird es doch etwas unheimlich - jetzt nur nicht den Anschluss zur Gruppe verlieren – und man ist froh, dass es wieder nach oben geht.

Für das Mittagessen sind Plätze im Marktstüble reserviert. Da bestätigt sich die alte Spruchweisheit „Beim Fleischer und am Markt schmeckt der Braten am besten“. Der Nachmittag ist dem Killesberg vorbehalten. Den neuen Eingang am Kochenhof kennen viele noch nicht. Nachdem die alten Messehallen abgerissen wurden, ist der Park hier neugestaltet. Leider wurde der größte Teil der freigewordenen Fläche verbaut, nur ein kleiner Teil kam dem Park zugute, immerhin eine grüne Verbindung zwischen Killesberg und der Feuerbacher Heide. Das Mittagessen war gut und reichhaltig, aber eine Einkehr im Höhencafé ist noch drin. Das Wetter lädt nicht dazu ein, den Killesbergturm zu besteigen, aber ein Spaziergang durch die verschiedenen Teile des Parks ist auch bei nicht-idealem Wetter erholsam. Die Reste der Dalienschau, die Flamingos, verschiedene Gänse- und Entenarten an den Seeterrassen, die Freilichtbühne und insbesondere den Parkbereich südwestlich der Stresemannstraße haben manche noch nicht gesehen.

Schließlich gelangt die Gruppe aus Marbach über die kühn anmutenden Hängebrücken am Nordbahnhof direkt auf dem Bahnsteig zur S-Bahn.