Foto: Brenz Band

Die Brenz Band ist zum dritten internationalen „festival makel los“ nach Peking gereist und hat dabei viel erlebt.

Ludwigsburg - Ludwigsburg
Nach 20 Stunden Anreise und Flug finden wir uns im Morgengrauen im riesigen Flughafen von Peking wieder. Sofort geht es weiter ins Hotel im Zentrum. Nach und nach treffen weitere Teilnehmer ein und begrüßen sich neugierig. Alle sind gespannt, was die kommenden Tage ihnen bringen werden, denn es erwartet sie ein einmaliges Erlebnis.

Von der Ludwigsburger Brenz Band stammt die Idee, Musiker mit oder ohne Behinderung aus vielen Ländern zusammen zu führen. Die deutsch-schweizerische „Fondation Paix 21“ hat diesen Gedanken aufgegriffen und organisierte bereits zweimal ein „festival makel los – sans tache“ im deutschen Osterburken und im schweizerischen Fribourg. Während ihrer China-Tournee 2011 knüpfte die Brenz Band erste Kontakte, die nun nach zweieinhalb Jahren intensiver Vorbereitung in dieser einzigartigen Veranstaltung mündeten. Ermöglicht hat dies insbesondere die Peter-Jochimsen-Stiftung aus Eckernförde mit ihren Beziehungen zum Reich der Mitte und ihrem finanziellen Engagement.

15 Musikgruppen mit über 250 Künstlern aus Deutschland, der Schweiz, Südkorea, Ungarn und China reisten an zum internationalen Musikfestival in Peking. Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen zeigten der Welt, was behinderte Menschen kreativ zu leisten vermögen, wenn man sie sachkundig fördert. Neben der Brenz Band aus Ludwigsburg waren aus Deutschland mit dabei „The Blind Stones (Stuttgart), „Blaumeiers Chor Don Bleu“ (Bremen), „2Cool4School“ (Murrhardt), „My Rock King Rico“ (Wittlich), die „Dr. Mahockta Band“ (Essen), „Veeh-Harfen“ (Nüdlingen) und die „Groove Inclusion Big Band“ (Fellbach).

Die Chinesische Regierung misst diesem Anliegen so hohe Bedeutung bei, dass sie für die Eröffnung das weltweit berühmte Staatstheater Peking zur Verfügung stellte und damit ein Zeichen setzte. Ein Auftritt in diesem Theater ist sonst absoluten Spitzenorchestern vorbehalten. Die Musikerinnen und Musiker übertrafen alle Erwartungen. Der mehrstündigen Aufführung mit 1800 Besuchern erwiesen hochrangige Vertreter aus Gesellschaft und Regierung ihren Respekt. Die Gäste dieses Festes der Freude dankten mit nicht enden wollendem Beifall.

Präsident Zhang vom chinesischen Behindertenverband sprach von einem historischen Ereignis, weil noch niemals in der Geschichte dieses Theaters eine solche Veranstaltung stattgefunden habe, auch nicht in der 12 000-jährigen Geschichte Chinas.

Mit jedem weiteren Konzert wuchs die Spielfreude und die Begeisterung von Musikanten und Publikum. In dieser tollen Atmosphäre entstanden Freundschaften und gegenseitiger Respekt. Alle Teilnehmer waren selber überrascht vom hohen Niveau, ein chinesischer Veranstalter sprach sogar von Weltniveau.

Besonders berührend war es zu erleben, wie selbstverständlich und solidarisch alle Teilnehmer miteinander umgingen. Diese schönen Stunden ließen manche unwirtlichen Bedingungen der Unterbringung und organisatorische Schwierigkeiten in den Hintergrund rücken.

Besonderen Spaß hatten wir, als eine Gruppe nach dem Abendessen im Restaurant spontan einen deutschen Kanon anstimmte und daraufhin das gesamte Personal zusammen lief. Schnell wurden Instrumente geholt, Musiker und sogar Passanten auf der Straße tanzten wie der Lump am Stecken.

Bei einem spontanen Gespräch mit dem Leiter der Brenz Band äußerten der Parlamentspräsident, der Minister für Behindertenfragen und Chinas größter Eventmanager ihre große Hochachtung verbunden mit dem Wunsch zu weiterer konstruktiver Zusammenarbeit.

Wehmütig verabschiedeten sich die Musiker von ihren neu gewonnenen Freunden. Sie wollen sich wieder treffen, wieder miteinander musizieren. Mit dem „Irischen Reisesegen“ dankten alle insbesondere den beiden Studentinnen Annika und Sandra von der Ludwigsburger Evangelischen Hochschule, die mit ihrem Professor Hubertus von Stackelberg das Projekt wissenschaftlich begleiten und darüber hinaus stellvertretend für den erkrankten Organisator den Ablauf meisterhaft managten.

Nicht nur im Konzert, sondern auch im alltäglichen Leben wollten die Musiker die überaus freundlichen Menschen Pekings und ihre Tradition besser kennen lernen. Deshalb hängten sie noch einige Tage Kulturprogramm an mit Besuch des Tian‘anmen – Platzes, der „Verbotenen Stadt“ und des Nationalmuseums.