Der Frost im April hat einige Triebe absterben lassen. Das Weingut Schäfer in Kleinbottwar hat das stark getroffen. Foto: Werner Kuhnle

Die Weinlese beginnt in rund 100 Tagen – und der Frost im April hat seine Spuren hinterlassen.

Bottwartal - Mitten im Frühling ist der Winter noch einmal mit eiserner Faust zurückgekehrt: Ende April hat ein Kälteeinbruch mit Frost für Frust bei den Landwirten im Bottwartal gesorgt. Die eisigen Temperaturen haben auch viele Winzer getroffen – die jungen Triebe der Weinstöcke sind erfroren. Schäden, die sich wohl auf das gesamte Weinjahr auswirken.

Das Weingut Schäfer in Kleinbottwar leidet besonders stark unter dem Frost wie Reinhard Schäfer erklärt: „Wir haben einen Ausfall von insgesamt rund 50 Prozent in unserem Betrieb.“ Die Weinberge seien teilweise zur Hälfte erfroren. Der Frost hat auch dazu geführt, dass nun die Beiaugen „hinterher sind“. Heißt: An einer Pflanze wachsen nun mehrere Generationen: „Da sind Beeren im Schrotkernstatus, aber auch Triebe, die noch nicht geblüht haben.“

Ein Phänomen, das auch in den Weinbergen der Bottwartaler Winzer auftritt, informiert Vorstandsmitglied Immanuel Gröninger. Das könne sich im Laufe des Sommers noch ausgleichen. „Ansonsten sind wohl zwei Lesen notwendig“, erklärt Schäfer. Auf eine solche Nachlese verzichtet man bei den Bottwartaler Winzern in der Regel, so Gröninger, „weil es einfach nicht nötig und mit viel mehr Aufwand verbunden ist“. Das sehe aber 2017 anders aus.

Beide Winzer rechnen nämlich mit geringeren Erträgen. „Wir wissen noch keine genaue Prozentzahl, aber es wird weniger geben“, so Immanuel Gröninger. Genau könne man das aber erst im Herbst sagen, wenn die Lese abgeschlossen ist. Um die Menge zu kompensieren, hofft man im Gegenzug auf eine höhere Qualität – und die hängt von der weiteren Witterung ab.

Auf dem Trockenen sitzen bleiben muss aber wegen des Frostes keiner, sagt Reinhard Schäfer: „Wir haben noch genug Reserven in den Kellern.“ Außerdem lasse sich ja auch sowieso nichts an den Schäden und der aktuellen Lage ändern.

Die sieht übrigens wenige Kilometer weiter in Beilstein ganz anders aus. „Wir sind mit zwei dicken blauen Augen davon gekommen“, so Marcel Wiedenmann vom Weingut Sankt Annagarten. Durch die leicht erhöhte Lage liege man immer etwas hinter den anderen Weingütern, was die Entwicklung der Trauben angehe: „Wenn talabwärts schon gelesen wird, warten wir meist noch ein bis zwei Wochen.“ Durch diesen Effekt seien auch die Triebe noch nicht all zu weit gewesen, als der Frost kam – wodurch sich die angerichteten Schäden in Grenzen halten. „Ich sehe derzeit keinen Unterschied“, so Wiedenmann. „Aber man soll ja den Tag nicht vor dem Abend loben.“ Schließlich stehe jetzt im Sommer noch die Gewittersaison vor der Türe. Da könne man aber Hagelflieger einsetzen, „die uns schon einige Male gerettet haben“. Derzeit ist die größere Sorge der Schutz der neuen Beeren vor Krankheiten: „Das ist immer eine heikle Phase.“ Ist die überstanden, fehlen nur noch Regen und Sonne – und das in einem gesunden Wechselspiel.