Die Cabernet-Mitos-Trauben vom Weingut Waldbüsser verfärben sich schon – so wie die Trollinger-Trauben auch. Foto: KS-Images.de

Viele müssen wegen des Frosts im Frühjahr mit Einbußen beim Ertrag zurechtkommen. Bisher gibt es aber wohl keine Probleme mit der Kirschessigfliege.

Marbach/Bottwartal - Zufrieden hören sie sich an, die hiesigen Wengerter. Der Jahrgang 2017 scheint – zumindest was die Qualität angeht – ein ordentlicher zu werden. Vielleicht sogar mehr. Der Vorstandsvorsitzende der Weingärtner Marbach, Matthias Hammer, spricht sogar von einem „ziemlich guten Jahrgang“, der in den Weinbergen hängt. „Die Trauben sehen sehr gut aus. Die ersten verfärben sich schon.“ Durch den erlittenen Frost müsse man mit rund 60 Prozent weniger Ertrag rechnen. „Dadurch sind viele Blätter und wenig Triebe am Stock, was dazu führt, dass in den Trauben viele Geschmacksstoffe und auch viel Zucker stecken“, erklärt Hammer. Den Lesebeginn prognostiziert der Marbacher WG-Chef auf Ende September. „Wir versuchen, die Trauben, die sich jetzt schon verfärben, so lange wie möglich gesund zu halten. Sie bestimmen den Lesebeginn.“ Eine spätere Lese habe den Vorteil, dass die Nachttemperaturen tiefer seien, was sich wiederum positiv auf die Qualität auswirke.

Ganz zufrieden ist auch der Seniorchef des Kleinbottwarer Weingutes Waldbüsser. Es sehe besser aus, als es im Frühjahr noch den Anschein gehabt hätte, freut sich Dieter Waldbüsser. Vor allem beim Weiß- und Grauburgunder habe es eine positive Entwicklung gegeben. „Da sind wir wahrscheinlich noch mit einem blauen Auge davongekommen und so rechnen wir statt der erwarteten 20 Prozent Ertrag jetzt doch mit 60 Prozent.“ Ähnlich hoch werde die Menge wohl beim Riesling sein. Mit starken Einbußen muss die Familie aber beim Trollinger und Lemberger rechnen. „Da kommen wir auf höchstens ein Drittel der Menge.“ Mit der Lese beginnen werden die Waldbüssers vermutlich zwischen dem 15. und 20. September. „Der Trollinger und der Lemberger verfärben sich schon, wohingegen der Schwarzriesling und der Spätburgunder noch nicht übermäßig weit sind.“ Die Qualität des Jahrgangs werde gut, sagt der Weinmacher. „Wenn weniger Trauben am Stock hängen, dann werden die natürlich auch besser versorgt“, erklärt er. Auch der Krankheitsdruck ist derzeit nicht akut. „Die Trauben sind zwar prall gefüllt, aber es sieht nicht so aus, als ob sie platzen würden – außer natürlich, es kommt jetzt ganz viel Regen. Auch die Kirschessigfliege hat sich noch nicht gezeigt.“

Über sie muss sich auch sein Beilsteiner Kollege Marcel Wiedenmann vom Weingut Sankt Annagarten aktuell keine Sorgen machen. Allerdings hat der Ökowinzer vor zwei Wochen beim Traminer und Grauburgunder an der einen oder anderen Stelle schon die ersten Botrytisherde herrausgeschnitten. Auch die ersten feinen Haarrisse in den Trauben hat er schon gesehen.

Sein Leseteam habe er schon bestellt, erzählt er und schmunzelt. „Es kann schon zügig losgehen. Ich denke, Anfang September könnte es soweit sein.“ Was er sich von Petrus wünscht? Marcel Wiedenmann muss bei dieser Frage nicht lange überlegen. „So Tage wie heute – in der Nacht kühl und tagsüber ganz schön“, so sein Wunsch am vergangenen Mittwoch.Zu viel Wasser sollte jedenfalls nicht mehr vom Himmel kommen – und natürlich kein Hagel.

Was die Qualität des Jahrgangs 2017 angeht, übt sich der Beilsteiner in Zurückhaltung. „Da liegt noch alles drin. Das entscheidet sich jetzt in den letzten Wochen. Die Karten sind noch nicht gemischt, aber im Moment bin ich total zufrieden.“