Bald wird man wissen, ob sich die Reaktivierung der Bottwartalbahn rechnen würde oder eine kühne Vision bleibt. Foto: Archiv (privat)

Planer informieren sich vor Ort. Mitte 2020 soll feststehen, ob ein Neubau Sinn ergibt.

Bottwartal - - Vor einigen Jahren glaubten nur noch einige wenige Hartgesottene an eine Wiederbelebung der Bottwartalbahn. Die negative Grundstimmmung rührte vor allem daher, dass eine Machbarkeitsstudie ernüchternde Zahlen geliefert hatte. Insbesondere wegen des drohenden Verkehrskollapses auf den Straßen hat sich der Wind aber inzwischen gedreht und die Kommunen an der Strecke zwischen Marbach und Heilbronn lassen in Kooperation mit den Landratsämtern in Ludwigsburg und der Kätchenstadt nochmals prüfen, ob eine Reaktivierung der Verbindung jetzt doch Sinn ergeben könnte. Mit der Analyse wurde die Technologie Transport GmbH in Karlsruhe betraut – die jetzt voll in ihre Aufgabe einsteigt.

Die offizielle Auftaktveranstaltung für die Machbarkeitsstudie ging am Mittwoch in Beilstein über die Bühne. Hier trafen sich Vertreter der beteiligten Kommunen sowie der Landkreise. Allerdings sind die Fachleute aus Karlsruhe vorgestern nicht zum ersten Mal ins Bottwartal gereist. Am vergangenen Freitag haben sich die Experten bei Vor-Ort-Terminen auch schon einen Eindruck von den Gegebenheiten rund um die Strecke verschafft. „Der Start der Besichtigungstour war in Marbach“, sagt der Marbacher Bürgermeister Jan Trost, der diesen Zeitplan auch für naheliegend hält. „Hier ist das Ziel und der Ausgangspunkt der Bottwartalbahn“, erklärt er. Außerdem zeichnet Marbach noch etwas anderes aus: Im Hinblick auf eine künftige Zugstrecke in Richtung Murr, Steinheim und Co. sind in der Schillerstadt kaum Hürden zu überwinden. „Bei uns ist das völlig unproblematisch. Die Schienen liegen noch drin. Die Trasse wurde seit Jahrzehnten von meinen Amtsvorgängern mit Weitblick freigehalten“, betont Jan Trost. Das sei aber nicht überall der Fall, sagt der Bürgermeister und verweist auf die Bottwartalhalle in Kleinbottwar und die Bottwartalkellerei in Großbottwar, die der potenziellen Route in die Quere kämen.

Logisch also, dass der Besuch aus Karlsruhe in den Nachbarorten auch solche kniffligen Themen anschnitt. „Es wurden die möglichen Gefahrenpunkte und die engen und neuralgischen Stellen wie die Bottwartalkellerei angesprochen“, sagt der Großbottwarer Bürgermeister Ralf Zimmermann. Außerdem sei die alte Strecke abgefahren und dokumentiert worden. Nun liege es an den Fachleuten, sich Lösungen für die schwierigen Passagen zu überlegen, stellt Ralf Zimmermann fest, der es begrüßt, dass sich die Mitarbeiter vor Ort ein Bild gemacht haben. „Ich bin schon gespannt auf die Ergebnisse“, sagt er.

Das ist gewiss auch sein Marbacher Amtskollege Jan Trost, der sich zudem darüber freut, dass die Sache nun Fahrt aufnimmt. „Ich bin auch optimistisch, dass es eine erfolgreiche Maßnahme wird“, fügt er hinzu. Sollte die Machbarkeitsstudie tatsächlich für den Neuaufbau einer modernen Bottwartalbahn sprechen, wäre der zweite Schritt, sich um Fördergelder zu kümmern. Aktuell könnten immerhin bis zu 75 Prozent der auf ganz grob mindestens 100 Millionen Euro geschätzten Kosten für das Projekt bezuschusst werden. Nach Ansicht von Jan Trost wäre das gut angelegtes Geld. Die Infrastruktur würde sich durch die Schienenstrecke deutlich verbessern.

Der Marbacher Bürgermeister ist auch davon überzeugt, dass für eine Fahrt quer durchs Bottwartal nur eine Bahn Sinn ergibt, die stellenweise auch im Straßenverkehr mitfließen kann – wie in Karlsruhe. Deshalb habe man sich gewünscht, sich in der Machbarkeitsstudie wie in der Badischen Metropole an der Straßenbahn-Bau- und Betriebsordnung (BOStrab) zu orientieren. „Es soll ja zielorientiert und machbar sein“, betont Jan Trost. Der Landkreis habe hingegen anfangs gleichrangig eine Expertise nach der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) anfordern wollen. „Eine solche Untersuchung war bereits bei der letzten Untersuchung zur Bottwartalbahn als unrealistisch dargestellt worden, da sehr viele Kunstbauwerke benötigt werden. Es ist absolut unvorstellbar, dass Züge vergleichbar der Größe einer S-Bahn mitten durch Steinheim oder Großbottwar fahren sollen“, sagt Trost. Unter den von Trost angesprochenen Kunstbauwerken versteht man aufwändige Konstruktionen wie Brücken oder Tunnel. Nach einer kurzen Diskussion habe auch der Landkreis die Vorteile von BOStrab eingesehen und lasse die EBO-Variante jetzt nur am Rande unter die Lupe nehmen.

Das bestätigt das Landratsamt. „In Abstimmung mit allen Beteiligten legt der Auftrag an das Ingenieurbüro fest, dass für den Planungsraum Trassen für eine durchgehende BOStrab-Verbindung zu konzipieren sind“, erklärt Pressesprecher Andreas Fritz. Allerdings will man beim Landkreis auch keine Möglichkeiten von vornherein kategorisch ausschließen. „Falls der Gutachter im Rahmen der Trassenuntersuchung die fundierte Vermutung hat, dass eine Orientierung an den Vorgaben der EBO im Vergleich zur vorgesehenen Orientierung an der BOStrab vorteilhaft wäre, so ist dies den Landkreisen Ludwigsburg und Heilbronn sowie allen beteiligten Städten und Gemeinden als Auftraggeber mitzuteilen, um das weitere Vorgehen abzusprechen“, teilt Andreas Fritz mit.