Bislang dreht sich im Bottwartal kein Windrad. Das könnte sich bald ändern. Foto: dpa

Auf der Steinheimer Anhöhe will die Region zwei Windräder gestatten. Alle anderen Flächen im Bottwartal und in Mundelsheim spielen wohl keine Rolle mehr.

Bottwartal/Mundelsheim - Wenn der Planungsausschuss des Verbands Region Stuttgart nächsten Mittwoch zusammenkommt, wird er vornehmlich über Windkraft diskutieren. Und schon jetzt zeichnet sich ab, dass es nach der Sitzung bei einigen Befürwortern der schnellen Energiewende ein langes Gesicht geben wird. Das hängt damit zusammen, dass im Planentwurf zur Teilfortschreibung des Regionalplans ursprünglich 95 mögliche Standorte für Windräder vermerkt waren. Davon sollen aber jetzt, nach der Auslegungsphase, 25 ausgesiebt werden. Sie werden als ungeeignet eingestuft. Und nur sechs Areale sollen neu aufgenommen werden. Die Vorschlagsliste von Kommunen und Bürgern war wesentlich länger. 70 potenzielle Flächen für Windräder möchten die Planer weiterverfolgen, teilweise in abgeänderter Form. Unterm Strich bleiben also 76 Vorranggebiete im Rennen, neun davon befinden sich im Kreis Ludwigsburg – darunter eins im Raum Marbach/Bottwartal.

Dabei handelt es sich um den Grießberg auf Steinheimer Gemarkung, der zugleich zu den sechs neu aufgenommenen Standorten zählt. Auf dieser Anhöhe im Hardtwald kann sich die Region zwei Windräder vorstellen. Im Kreis Ludwigsburg sollen überdies der Schlierkopf und das Areal Salenhau in Sachsenheim neu im Planentwurf verzeichnet werden. Das bedeutet aber auch, dass drei Areale auf der Strecke bleiben dürften, für die sich die Gemeinderäte in Großbottwar und Mundelsheim stark gemacht hatten.

Für Mundelsheim war ein Gebiet östlich der Autobahn vorgeschlagen worden. Doch diese Fläche liege teilweise zu nah am Siedlungsbereich. Auch der Wind wehe nicht stark genug, erklärt Dorothee Lang, Pressesprecherin des Verbands. Gegen den Benning und den Harzberg in Großbottwar spricht aus Sicht der Planer in Stuttgart, dass sie als Landmarken definiert und die Abstände zu den Siedlungen teilweise zu gering sind.

Dass damit im Bottwartal nur ein Standort übrig bleiben soll, löst bei Claudia Canz, Sprecherin der Initiative Bürgerwind Marbach-Bottwartal, nicht gerade Begeisterung aus. „Wir hätten uns mehr erhofft“, sagt die Steinheimerin, die mit ihren Mitstreitern gerne an mindestens zwei Standorten Windräder im Bottwartal errichtet hätte. „Aber noch ist nichts entschieden“, sagt sie. Die Kommunen würden ja erneut angehört. Und da ist sie gespannt, was Großbottwar zu der wahrscheinlichen Ablehnung für Benning und Harzberg sagt. Das Positive ist für Claudia Canz, dass auf dem Grießberg voraussichtlich zwei Anlagen installiert werden dürfen.

„Erstaunt und verwundert“ ist Holger Haist, Bürgermeister von Mundelsheim, dass sämtliche Optionen, die der Gemeindeverwaltungsverband Besigheim angeregt hatte, verworfen werden sollen. Also auch der Standort in Mundelsheim. Zunächst seien die Kommunen heiß gemacht worden, nach Flächen zu suchen. Dafür sei viel Geld und Zeit investiert worden. Mit dem Ergebnis, dass am Ende doch die Region die Oberhoheit im Verfahren habe und „die Standorte wieder rausschmeißt“. Haist will das ausdrücklich nicht als Kritik an der Region verstanden wissen. „Der Fehler liegt beim Land. Von dort kamen unklare Vorgaben“, erklärt der Schultes.

Klar ist hingegen, wie die nächsten Schritte der Region in puncto Windkraft aussehen. Demnach soll zu den sechs neuen Standorten ein öffentliches Beteiligungsverfahren starten. Auch zu den elf Arealen, bei denen wesentliche Änderungen vorgesehen sind, werde eine öffentliche Auslegung erfolgen, erklärt Dorothee Lang. Darunter befinde sich das Gebiet Häule im Grenzbereich zwischen Spiegelberg und Oberstenfeld. Hier sei eine Erweiterung vorgesehen. Parallel dazu sollen offene Fragen, zum Beispiel zum Artenschutz, in die Planungen eingearbeitet werden. Frühestens Anfang 2014 kann die Satzung dann beschlossen werden. Wer ein Windrad bauen will, muss mit seinem Antrag aber nicht unbedingt bis dahin warten. Für alle 47 Gebiete, die ohne Änderung weiterverfolgt werden sollen, könne die Region schon sagen, dass sich ein solches Ansinnen mit den Planungen deckt, sagt Lang.