Axel Döttinger, Bernd Rempfer, MZ-Redakteur Lars Laucke, Martin Hegendorf, Jürgen Buck und MZ-Redakteur Andreas Hennings (von links) während des Gesprächs im Casino der Marbacher Zeitung. Foto: Werner Kuhnle

Vier Verantwortliche von HG Steinheim-Kleinbottwar und TV Großbottwar nehmen Stellung zur geplanten HABO SG.

Marbach - Bereits seit vier Jahren gibt es die Jugendspielgemeinschaft Handballregion Bottwar – kurz HABO JSG. Zum 1. April 2019 soll nun die HABO SG folgen, also der Zusammenschluss der Aktiven. Allerdings will der SKV Oberstenfeld zwar weiterhin zur HABO JSG gehören, bei dieser Ausweitung aber noch nicht mit dabei sein (wir berichteten). Daher gehen die Handballabteilungen von TSG Steinheim und GSV Kleinbottwar – seit 14 Jahren zur HG Steinheim-Kleinbottwar zusammengeschlossen – sowie des TV Großbottwar zu dritt dieses Projekt an. Wir haben vier Verantwortliche der geplanten HABO SG zum Interviewtermin in die Redaktionsräume der Marbacher Zeitung eingeladen, um über Planungen, Ziele und mögliche Risiken zu sprechen.

Wie waren denn die allgemeinen Reaktionen auf die Ankündigung, dass es eine HABO SG geben soll, in der die Oberstenfelder nicht dabei sind?
Axel Döttinger: Das sind ja genau genommen zwei Fragen. Die Reaktionen auf die Ankündigung, dass es eine HABO SG geben wird, waren überwiegend positiv. Wir sind auch immer wieder gefragt worden, wann der Zusammenschluss kommt oder wie jetzt nach der Veröffentlichung, warum es erst jetzt passiert. Insgesamt sind wir in der Entscheidung bestärkt worden, vor allem auch von Eltern von Jugendspielern. Was die Oberstenfelder betrifft, da fragen viele: Warum in der Jugend, aber nicht bei den Aktiven? Aber das ist jetzt nunmal die Entscheidung des SKV, einen anderen Weg zu gehen.
Wie sieht das kommende Prozedere aus? Welche Formalien müssen auf dem Weg zur HABO SG erledigt werden? Wie kompliziert ist das Ganze?
Martin Hegendorf: Wir haben uns eine Projektstruktur auferlegt: Es gibt einen Lenkungskreis, der durch die Vorstände der Stammvereine besetzt ist. Das sind Gabriele Ertl vom TV Großbottwar, Peter Magg vom TSG Steinheim und ich vom GSV Kleinbottwar. Wir haben und behalten die Fäden in der Hand. Es sind Spiel- und Trainingsstätten, Bewirtschaftungskonzepte, Arbeitsdienste und Aufstellung der Fördervereine zu klären. Diese und weitere Themen müssen geregelt werden.
Deshalb haben wir uns entschieden drei Projektgruppen zu bilden. Eine kümmert sich um Finanzen und Recht. Diese Gruppe muss zum Beispiel die Frage nach der passenden Rechtsform klären.
Die zweite Projektgruppe kümmert sich um das Thema Strategie und Sport. Wir wollen uns sportlich weiterentwickeln und künftig größere Erfolge erzielen. Jugendliche aus der HABO JSG sollen beim Wechsel zu den Aktiven ein zu ihrer Leistung passendes Angebot bekommen.
Die dritte Projektgruppe bilden die Fördervereine. Wir haben momentan für den TVG und den GSV jeweils einen Förderverein. Die müssen miteinander reden, um die Themen Sponsoring, Festivitäten und sonstige Aktivitäten aufeinander abzustimmen.
Das sind ja zum Teil nicht ganz unkomplizierte Dinge, um die es da geht. Wie stellen Sie sicher, dass in den Projektgruppen die nötige Kompetenz vorhanden ist?
Martin Hegendorf: Alle Projektgruppen sind mit internen Fachleuten besetzt und haben die Anweisung, sich bei Bedarf an externe Spezialisten zu wenden. Die Projektgruppe Finanzen und Recht muss zum Beispiel einen Steuerberater und einen Rechtsanwalt hinzuziehen.
Ist bei diesen ganzen Aufgaben der Zeitplan realistisch, bis 1. April 2019 alles unter Dach und Fach zu haben?
Axel Döttinger: Wir haben uns diesen Termin zum Ziel gesetzt. Das hat aber auch mit den Verbandsregularien zu tun, der diese Frist für Spielgemeinschaften vorgibt. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Man darf auch nicht vergessen, dass wir durch die HG Steinheim-Kleinbottwar eine große Erfahrung haben. Die machen das ja schon seit 14 Jahren.
Kann man sagen, dass die HGSK die Blaupause für die HABO SG ist?
Martin Hegendorf: Ich denke schon. Wir haben das ganze Thema ja schon einmal bei der HGSK durchgemacht. Dinge wie die Verteilung der Spielstätten und der Trainingszeiten. Diese Erfahrung bringen wir jetzt mit ein. Es muss aber auch klar sein, dass wir sicher nicht zum 1. April 2019 die 100 Prozent haben. Wir werden zum Start der HABO SG vielleicht bei einem Erfüllungsgrad von 90 Prozent sein. Die restlichen zehn Prozent sind ein fließender Prozess, der im Lauf der Zeit nachgeholt oder nachgeregelt werden muss.
Sie haben schon die sportlichen Ziele erwähnt. Gibt es da auch explizite Zielsetzungen, die man bereits formuliert hat? Bei Gründung der JSG lautete das Ziel ja zum Beispiel, in jeder Altersklasse auf Verbandsebene zu spielen.
Jürgen Buck: Man kann schon sagen, dass wir eine höhere Zielsetzung haben als den derzeitigen Ist-Zustand. Ich sage jetzt mal pauschal: Jede Liga eins plus. Für eine erste Mannschaft in der Landesliga müssen wir die HABO SG nicht unbedingt machen. Da ist mittelfristig schon die Württembergliga angepeilt, und die unteren Mannschaften sollen sich da entsprechend mitentwickeln. Aus diesen Ligen möchten wir dann organisch wachsen. Man muss bei dieser Zusammenlegung ja auch berücksichtigen, dass man im Falle eines Abstiegs zum Beispiel der ersten Mannschaft automatisch die eventuell in der Liga darunter spielende zweite Mannschaft nach unten zieht, da eben zwei Mannschaften aus einem Verein nicht in der selben Liga spielen dürfen. Das heißt auch, dass wir bis zum Zusammenschluss schauen, dass wir die Ligen optimal verteilen.
Wie sehr schmerzt es in diesem Zusammenhang, dass man die Württembergliga – zumindest bei den Männern – nicht automatisch bekommt, weil der SKV Oberstenfeld eben nicht dabei ist?
Jürgen Buck: Das ist vielleicht auch eine Herausforderung, es selbst zu schaffen. Ich denke, dass es schon machbar ist, in die Württembergliga aufzusteigen. Diese Liga – das haben wir mit der HG schon erlebt – bringt dann aber ganz andere Herausforderungen mit sich, auch finanzieller Art. Da haben wir vielleicht auch die Chance, organisch mitzuwachsen. Die Oberstenfelder haben sich für ihren eigenen Weg entschieden, was legitim ist. Wir haben ja schon bei Gründung der JSG gesagt, dass es das Ziel ist, irgendwann zusammenzugehen, um den heranwachsenden Jugendlichen eine sportliche Heimat zu geben. Zudem möchten wir im Bottwartal hochklassigen Handball anbieten. Wir haben ja in der Jugend oder seinerzeit bei den TVG-Frauen in der dritten Liga gesehen, wie groß der Zuspruch ist. Ich denke, dass wir da mit der Landesliga als Start gut aufgestellt sind.
Mittel- bis langfristig ist es also die Vision, dass ein Jugendlicher, der in den Aktivenbereich kommt, von der Württembergliga bis hinunter zur Kreisliga eine seiner Spielstärke entsprechende Mannschaft hat und es daher auch keine Notwendigkeit gibt, den Verein zu wechseln?
Jürgen Buck: Das kann man so sagen. Da ist dann aber auch die Frage, wie man das umsetzt: Welche Trainer und Trainingsmöglichkeiten habe ich zum Beispiel? Und man sollte sich nicht selbst begrenzen. Wenn ich zum Beispiel eine Bezirksligamannschaft habe, die vorne mitspielt, in der Landesliga ist aber bereits eine andere Mannschaft, dann kann das Bezirksligateam nicht aufsteigen. Deshalb muss man da gut sportlich planen. Wir wollen vom Leistungs- bis zum Breitensport alles abdecken.
Macht die Entscheidung des SKV die Sache eigentlich formal schwieriger, weil dann vier Vereine in der JSG sind, aber nur drei in der SG? Oder wird es vielleicht sogar einfacher?
Jürgen Buck: Ich denke weder noch. Grundsätzlich ist so eine SG vor allem reines Handwerk. Entscheidend ist aber, wie die Vereinsstrukturen zusammenkommen und wie die Leute ihr Vereinsleben weiterführen. Das wird sich vermischen. Aber diese Situation haben wir ja jetzt schon bei den Jugendlichen. Für die gibt es eigentlich gar nicht mehr den TVG oder den GSV oder den TSG, sondern nur noch die HABO. Martin Hegendorf: Aus meiner Sicht ist es schwieriger, vier Vereine unter einen Hut zu bringen als drei. Wenn wir diese drei Vereine erst einmal beisammenhaben, wird eine Erweiterung zu einem späteren Zeitpunkt einfacher.
Aber für die HABO-Jugendlichen fallen die Alternativen ja nicht komplett weg, wenn sie zu den Aktiven kommen. Bislang war die Frage: TVG, HG oder SKV? Künftig heißt es dann: HABO oder SKV?
Martin Hegendorf: Das wird man nie ganz vermeiden können. Wir haben ja auch Jugendliche, die in Auswahlmannschaften spielen, diese würden wir auch in Oberstenfeld nicht halten können. Dass die richtig guten Leute nach Bietigheim oder Göppingen gehen, können wir so oder so nicht verhindern.
Jürgen Buck: Man muss das aber auch mal genauer durchdenken: Nicht jeder kann Württembergliga spielen, der Kader ist auch in Oberstenfeld begrenzt. Vieles erübrigt sich dann also von alleine. Wir haben mehr als 500 Jugendliche in den JSG. Da braucht man eine Vielzahl an Mannschaften im Aktivenbereich.
Axel Döttinger: Wir müssen vielleicht auch mal weg davon, immer nur an die ersten Mannschaften zu denken. Wir bekommen jetzt aus der JSG Jugendliche, die dann zum Teil schon seit der C-Jugend mit ihren Freunden zusammen spielen. Und mit denen wollen sie weiterhin auf dem Feld stehen. Auch diese Leute brauchen wir. Und denen müssen wir ein Angebot machen. Das ist auch ein oft geäußerter Wunsch der Jugendlichen.
Wenn man sich in den vergangenen Jahren umgehört hat, dann gab es häufig Aussagen in die Richtung: „Wenn die SG nicht bald kommt, gehen bei der HGSK im Aktivenbereich die Lichter aus.“
Bernd Rempfer: Es gibt immer jemand, der aus so einem Zusammenschluss vielleicht mehr profitiert. Aber auch die HG hat Jugendspieler in der JSG, die jetzt in den Aktivenbereich kommen, so wenig sind das nicht. Wir könnten vermutlich das aktuelle Level nicht ganz halten. Aber den Gedanken haben wir eigentlich auch gar nicht gesponnen in die Richtung: „Wir müssen jetzt unbedingt!“ Wir machen das miteinander und nicht speziell für einen Verein. Es geht um unsere Jugendlichen, die selbst kaum noch trennen zwischen HG oder TVG. Die kennen nur noch die HABO.
Wie schaut es denn bei den derzeitigen Aktiven aus? Befürchten Sie, dass es da Leute gibt, die in einer SG nicht mehr spielen möchten? Oder die mit bestimmten Personen aus dem bisher anderen nicht zusammen spielen wollen?
Martin Hegendorf: Ich sehe dies für jeden Spieler und jede Spielerin als Chance. Wir haben bei der HGSK zum Beispiel keine M40+ Männermannschaft. Beim TVG gibt es die. Dagegen haben wir bei der HGSK eine F30+ Frauenmannschaft. Vielleicht verschiebt dann der oder die ein oder andere den handballerischen Ruhestand noch etwas.
Was persönliche Befindlichkeiten zwischen Spielerinnen oder Spielern betrifft, die bisher in getrennten Vereinen gespielt haben und nun vielleicht in einer gemeinsamen Mannschaft zusammen auflaufen sollen, so gilt ganz klar: Eins plus eins ist nicht zwei. Das kann immer passieren.
Jürgen Buck: Bei einem Trainer gibt eins plus eins nicht zwei, sondern sogar drei. Trotzdem wird es das immer wieder geben, dass da einzelne Charaktere nicht zusammenpassen. Das ist dann die Aufgabe des Trainers, eine Mannschaft zu entwickeln. Axel Döttinger: Das gibt es auch innerhalb einer Mannschaft. Dass alle 14 Spielerinnen oder Spieler gleich gut miteinander klarkommen, das hat man so gut wie nie. Bernd Rempfer: Es kommt auch jetzt schon vor, dass jemand zum Beispiel aus der ersten Mannschaft sagt: „Also der eine da aus der zweiten Mannschaft, der kommt nicht zu uns hoch, mit dem spiele ich nicht zusammen!“ Für so etwas muss man keine SG gründen.
Das ist jetzt vielleicht etwas weit vorgegriffen, aber ist schon darüber gesprochen worden, in welchen Hallen die jeweils höchsten Mannschaften spielen sollen? Wird da gewechselt?
Jürgen Buck: Also bevor wir über die Spielstätten nachdenken, muss zunächst eine Vermischung der Trainingsstätten stattfinden. Da ist es schon mal ein ganz großer Vorteil, dass wir Synergien und dadurch bessere Trainingsbedingungen haben. Über die Spielstätten muss man sich dann unterhalten, aber es wird sicher wechselnde Spielstätten geben müssen. Das ist aber bei diesen kurzen Entfernungen auch kein Nachteil.
Martin Hegendorf: Bei der HGSK haben wir heute schon einen Ergänzungsvertrag, in dem geregelt ist, wie die Hallenverteilungen der jeweils höchsten Mannschaften sind. Das haben wir bei der HABO JSG auch gemacht, da rotieren die Spielstätten auch.
Wir wollen die Zuschauer aus dem ganzen Bottwartal mitnehmen.
Jürgen Buck: Da kann man auch einen schönen Event-Charakter draus machen, wenn man zum Beispiel an einem Tag eine starke Jugendmannschaft sowie Frauen und Männer nacheinander spielen lässt. Das hat meines Erachtens mehr Charme als Gefahr. Axel Döttinger: Was die Trainingssituation betrifft, kann es nur eine Verbesserung geben. Wir haben derzeit keine einzige Aktivenmannschaft, die die Halle komplett für sich alleine hat. Die Württembergliga wäre unter diesen Bedingungen kaum machbar. Jürgen Buck: Und man kann ja auch Visionen haben, zum Beispiel in Richtung einer eigenen Halle oder eines Fitnessstudios für die HABO und die Stammvereine.
Stichwort Vision: Ist es denkbar, dass die HABO SG irgendwann doch noch von drei auf vier Mitglieder wächst?
Martin Hegendorf: Absolut! Unser Ansporn ist es, die SG so gut zu machen, dass der SKV Oberstenfeld sich ärgert, dass er nicht sofort mit eingestiegen ist.