Der SKVler Güngör Cakar jubelt, Dennis Saur ahnt das Unheil für die SG. Foto: avanti

Der Württembergligist gewinnt auswärts bei der SG Schozach-Bottwartal verdientermaßen mit 28:22 (11:10).

Bottwartal - Die Spieler der einen Mannschaft hüpfen gemeinsam im Kreis, schreien „Derbysieger“ in die Halle hinein. Die Spieler der anderen Mannschaft bedanken sich klatschend für die Unterstützung der Zuschauer, verlassen dann mit gesenktem Kopf das Spielfeld. Eigentlich ein gewohntes Bild nach einem Derby, in dem es einen Gewinner und einen Verlierer gab. Und doch war am Samstagabend in der Württembergliga-Partie zwischen der SG Schozach-Bottwartal und dem SKV Oberstenfeld in Beilstein alles anders. Denn es waren nicht die SG-Spieler, die nach der Schlusssirene jubelten, sondern die Gäste aus Oberstenfeld. Mit 28:22 (11:20) entschied der SKV das Nachbarschaftsduell auch in der Höhe verdient für sich, und beendete nach sechs Pleiten gegen die SG seinen Derby-Fluch.

In der bis auf den letzten Zuschauerplatz besetzten Langhanshalle bot sich dem Publikum nur in der Anfangsphase ein Spiel auf Augenhöhe. Bis zum 4:4 in der 9. Minute hatte die SG stets mit einem Tor in Führung gelegen, der SKV konnte prompt ausgleichen. Bereits in dieser Phase deutete sich aber an, dass die Gäste aus Oberstenfeld im Angriff kombinationsfreudiger waren, während die personell stark geschwächte SG es meist über Einzelaktionen versuchte. Doch Treffer aus dem Rückraum wollten den Hausherren nicht gelingen. „Woher soll das Zusammenspiel auch kommen, wenn wir das im Training nicht einstudieren können?“, meinte SG-Coach Tobias Klisch, der ein Training unter der Woche abbrechen musste, weil zu wenig gesunde Spieler zur Verfügung standen, und der gegen den SKV auch selbst auf dem Feld aushelfen musste. „Heute hat man gemerkt, dass Philipp Kroll Probleme mit dem Knie hatte und kaum abspringen konnte, Markus Rossmaier bekam seine Schulter kaum hoch, konnte kaum werfen“, versucht Klisch eine Ursache für die deutliche Niederlage zu finden. Zudem hatte der zuletzt verletzte Tobias Deuring schon beim Warmlaufen angedeutet, dass ein Einsatz für ihn zu früh kommt. „Wir müssen die Niederlage so annehmen. Sie ist verdient“, so Klisch, der – anders als in vorherigen Partien – zumindest an der Einstellung seiner Spieler nichts auszusetzen hatte. „Es ist aber schade, dass wir unseren Zuschauern, die uns toll unterstützt haben, nichts zurückgeben konnten.“

In der 10. Minute ging der SKV beim 5:4 erstmals in Führung und verschaffte sich gleich auch ein Polster. Zwar kämpfte sich die SG nach dem zwischenzeitlichen 5:9 (18.) bis zur Pause nochmal auf 10:11 heran, doch selbst als Oberstenfeld nach Zweiminutenstrafen gegen Julian Tudisco (27.), Florian Koch (30.), Sebastian Sauerland (32.) und erneut Tudisco (32.) rund um die Halbzeitpause in Unterzahl spielte, konnte die SG beim 12:12 und 13:13 das Blatt nicht wenden. Als der SKV wieder vollzählig war, zog er auf 21:15 (47.) davon, obwohl er die in der ersten Hälfte stark aufspielenden Spieler Florian Koch und Sebastian Sauerland in dieser Phase auf der Bank ließ. Als beide in der Schlussphase wieder zurückgekehrt waren, zog der SKV von 24:19 auf 27:19 (57.) davon, und kam letztlich zum 28:22-Erfolg. Den zwischenzeitlichen „Todesstoß“ für die SG, wie Klisch es ausdrückte, gab es jedoch früher: In der 42. Minute musste Dennis Saur beim Stand von 13:17 mit Rot vom Feld, als er am Kreis in seinen Gegenspieler hineingerutscht war und diesen so zu Fall brachte. „Eine fragwürdige Entscheidung, da das nicht seine Absicht war. Er ist zum Ball gegangen“, kommentierte SG-Trainer Klisch. Oberstenfelds Coach Michael Walter wusste gleich, dass dieser Platzverweis „für uns natürlich goldwert war“.

Doch unabhängig davon habe Walter von Beginn an den Sieg geglaubt. „Die Mannschaft war so heiß auf dieses Spiel, und auch in Unterzahl haben wir die Ruhe nicht verloren. Jeder hat den Fehler des anderen ausgebügelt, das war richtig gute Teamarbeit. Unsere geile Abwehrleistung war sicherlich ausschlaggebend“, sagte Walter. So biss sich die SG nicht nur an der SKV-Abwehrreihe die Zähne aus, auch Keeper Nikolai Uhl war schwer zu bezwingen. Hingegen bekam die SG-Defensive kaum Zugriff auf die Oberstenfelder Angreifer. Dass der SKV nur zwei Siebenmeter bekam, ist bezeichnend. Denn meist kombinierte sich das Team mit einstudierten Spielzügen an den Kreis, ohne angegangen zu werden. „Dieser Sieg ist auch ein Ausrufezeichen an die Liga, wir sind jetzt oben mit dabei“, frohlockte SKV-Routinier Sebastian Sauerland, der anfügte: „Wir waren einfach dran, nachdem wir hier immer einen draufgekriegt haben. Heute waren wir die ganze Zeit über stabil und sind in schwierigen Situationen ruhig geblieben. Das war unser Siegbringer“, so der 37-Jährige. Und so feierte der SKV den Derbyerfolg nicht nur in der Halle mit seinen Zuschauern, sondern anschließend auch in einer bekannten Partylokalität in Kleinaspach.

SG Schozach-Bottwartal:
Krotz, Rizk – Schmitz (2), Volz (3), P. Kroll (1), Schmid, Klisch, Rossmeier (6/3), Zieker (2), Schilpp, Saur (2), Schick, S. Kroll (4/1), Zluhan (2/1).

SKV Oberstenfeld:
Uhl (2), Neumann – Selcho, M. Koch (4/1), Goller (2), F. Koch (5), Cakar (3), Heim, Tudisco (5), Teske (1), Bütner (2), Lehmann, Leistner (1), Sauerland (3).