Ziel ist, dass die Mountainbiker nicht mehr wahllos im Wald über Stock und Stein fahren. Foto: Werner Kuhnle

Die Stadt Großbottwar überlegt mit dem Mountainbike-Verein Trailsurfers, wo legale Routen möglich wären.

Bottwartal - Man konnte bis vor Kurzem noch leicht den Eindruck gewinnen, als hätte Beilstein das Problem mit illegalen Rad-Trails im Wald exklusiv. Doch dann wies Markus Pantle im Großbottwarer Gemeinderat darauf hin, dass Mountainbiker auch am Wunnenstein und Köchersberg verbotenerweise querfeldein durch den Forst heizen (wir berichteten). Für den ehrenamtlich Beauftragten des Landesamts für Denkmalschutz ist das ein absolutes Unding. Der Bürgermeister der Storchenstadt, Ralf Zimmermann, hält solche Trips ebenfalls für ein No-Go. Zugleich sucht der Rathauschef nach einer Lösung für das Problem – und zwar im Schulterschluss mit den Trailsurfers, einem Verein, in dem Mountainbike-Fans organisiert sind. Erste Gespräche haben inzwischen auch stattgefunden. Doch eine Lösung wird frühestens nach der Sommerpause auf den Tisch kommen, wenn sich die Parteien erneut zusammensetzen wollen.

In welche Richtung es gehen soll, ist aber im Grunde klar: Man überlegt zusammen, ob, wie und wo Strecken ausgewiesen werden könnten, auf denen die Radler ihrem Hobby legal nachgehen. Für dieses Rezept hatte sich auch die Stadt Beilstein entschieden, wo es mittlerweile einen offiziellen Trail gibt. „Über den Ansatz, das zu kanalisieren, kann man sich sicher unterhalten“, erklärt Ralf Zimmermann. „Die Frage ist aber immer: Was sind denn die tatsächlichen Bedürfnisse? Was will man eigentlich? Sprünge, oder nicht? Das müssen die Mountainbiker mal genau erklären“, fügt der Bürgermeister hinzu. Zweifelsfrei sei allerdings, dass am Wunnenstein legale Routen tabu sind. Zum einen gehöre der Wald hier dem Herzog von Württemberg. Dort sei angefragt worden, eine Nutzung aber nicht erwünscht. „Das ist zu respektieren“, findet Zimmermann. Davon abgesehen sei der Wunnenstein ein Denkmal von besonderer Bedeutung. Früher habe sich dort zudem ein Friedhof befunden. Gebeine seien durch den Bau der ungesetzlichen Pfade sogar an die Oberfläche gewühlt worden.

„Es ist nachvollziehbar, dass es am Wunnenstein nicht geht“, sagt Stefan Pyttlik, Vorsitzender der rund 200 Trailsurfer. Allerdings sei es wichtig, eine Alternative zu finden und anzubieten. Andernfalls könne man des Problems nicht Herr werden. Lasse man alles beim Alten, drohe die Lage zu eskalieren. Pyttlik erinnert daran, dass andernorts von kapitalen Gegnern im Wald schon Fallen aufgestellt wurden, um die Mountainbiker zu Sturz zu bringen. Der Beilsteiner will umgekehrt nicht verhehlen, dass sich schwarze Schafe in der Rad-Szene tummeln, die sich nicht an die Vorgaben halten. Aber die seien überall unterwegs, im Bottwartal wie anderswo. „Und wir haben den Verein ja gegründet, um für Behörden und Gemeinden als Ansprechpartner zu dienen und auch bei Konflikten zu vermitteln“, betont Stefan Pyttlik. Man wolle die Hand reichen, damit am Ende eben nicht kreuz und quer durch den Wald gefahren werde. Fakt sei jedoch auch, dass diese Radfahr-Disziplin auf dem Weg zum Breitensport sei und darin viel touristisches Potenzial schlummere.

Was die von Ralf Zimmermann angesprochenen Anforderungen und die gewünschte Beschaffenheit einer Strecke anbelangt, meint Stefan Pyttlik, dass es am meisten Spaß bereite, einen wellenförmigen Trail in Angriff zu nehmen. Die Abrollbarkeit sei auch ein wichtiger Faktor. Bedeutet: Hindernisse müssen so gestaltet sein, dass jeder problemlos drüberrollen kann, auch Kinder. Zudem reiche es nicht, eine einzige Strecke auszuweisen, auf der man in Endlosschleife hoch- und runterrollt. Mountainbiker brauchten ähnlich wie Skifahrer ein ganzes Netz durch die Wälder. Wichtig sei auf alle Fälle, die Strecke gemeinsam mit den Nutzern zu entwerfen und ihnen nichts vorzusetzen. „Wir wollen ja am Ende eine attraktive Strecke“, betont Stefan Pyttlik. Ob eine solche Route wirklich in Großbottwar entstehen wird? Ralf Zimmermann will nicht zu viel versprechen. Nach der Sommerpause müsse man erörtern, ob Alternativen infrage kommen. Zudem wolle man abwarten, welche Erfahrungen Nachbarkommunen wie Beilstein mit den legalen Trails gemacht haben, ehe in den politischen Gremien diskutiert wird.

Beim Landratsamt in Ludwigsburg sieht man jedenfalls grundsätzlich Chancen, legale Trails für Mountainbiker in der Gegend einzurichten. „Ja, es gibt solche Möglichkeiten“, erklärt der Pressesprecher Markus Klohr – und verweist explizit auf Oberstenfeld. Dort würden „zurzeit solche Streckenvarianten ausgelotet und verhandelt“. Dabei müsse aber berücksichtigt werden, inwieweit Biotope und andere Schutzgebiete betroffen wären. „Generell ist auch die Zustimmung des Eigentümers unabdingbar“, betont Markus Klohr. Angestrebt werde zudem immer, möglichst viele Beteiligte mit ins Boot zu holen.

So wie die Trailsufers, die sich auch schon in Gesprächen mit dem Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann über Trails auf der Gemarkung befinden. „Da sind wir auf einem guten Weg“, sagt Stefan Pyttlik. Das bestätigt Lena Wimmer, die stellvertretende Kämmerin, die für das Thema Wald bei der Gemeinde zuständig ist. Sie hofft, dass die Planungen noch dieses Jahr abgeschlossen werden können. Die Eröffnung des Trails sei dann für 2019 realistisch. Ausgewiesen werde die Strecke wohl im Bereich Krugeiche.

Gutes  Zwischenzeugnis für Route

Das Thema illegale Trails im Wald war in Beilstein lange Zeit ein großer Aufreger, bis Stadt und Mountainbiker sich zusammensetzten, um eine legale Strecke auszutüfteln. Diese wurde im Frühjahr freigegeben. Für den Bürgermeister Patrick Holl reicht diese Phase noch nicht, um sich ein abschließendes Bild zu machen. Aber ein Zwischenfazit kann er schon ziehen. Und das fällt „vorsichtig optimistisch“ aus.

Der Rathauschef glaubt, „dass die ersten Wochen nach der Einweihung ein verzerrtes Bild abgaben“. Es seien plötzlich sehr viele Mountainbiker im Forst unterwegs gewesen. „Die Neugierde war am Anfang einfach groß“, stellt Patrick Holl fest. Doch inzwischen habe sich die Lage entspannt und sich alles relativiert. Das Aufkommen sei nun zwar insgesamt größer als zu den Zeiten, als es keine offiziellen Pfade für Mountainbiker gab, aber eben nicht mehr auf dem Niveau wie in den Anfangstagen.

Insofern ist Patrick Holl guter Dinge, nach einem Jahr ein positives Resümee ziehen zu können. Gleichwohl bestehe natürlich die Gefahr, dass sich eine Minderheit nicht an die Spielregeln hält und trotzdem illegal über Stock und Stein fährt. „Wir bekommen es aber mit den ausgewiesenen Trails besser in den Griff“, ist er überzeugt. Auch deshalb, weil viele Radler sich an einer App orientierten, auf der die regulären Routen eingespeist seien.