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Ein gutes Zusammenspiel ist für Redaktionsleiterin Karin Götz im Sport ebenso wichtig wie in der Familie.

Marbach - Sind Sie ein Teamplayer? Ich vermute, dass kaum einer diese Frage mit einem Nein beantworten würde. Wer outet sich schon als jemand, der vor allem sich selbst anstatt die Gruppe im Blick hat? Teamgeist findet sich in fast allen Job-Ausschreibungen als wichtiges Kriterium – unabhängig von der zu besetzenden Position. Ein partnerschaftliches Miteinander wird in den meisten Unternehmen großgeschrieben. Gesucht sind nicht nur die, die gut als Einzelperson performen, sondern ihre Stärken auch im und mit dem Team ausspielen können.

In einem Mannschaftssport ist es nicht anders. „Ihr seid ein Team. Ihr verliert zusammen und ihr gewinnt zusammen.“ Wie oft hab ich den Trainer meines Kleinen diese Sätze schon sagen hören. Manchmal hab ich das Gefühl, sie gleichen einer Zauberformel, die – oft genug beschworen – dann auch Wirkung zeigt. Sicher: Jeder Junge, der Fußball spielt, träumt davon, als Torjäger aus einer Saison zu gehen und durch viele Treffer zu glänzen. Aber letztlich kommt es nicht darauf an, wer die Tore für das Team schießt, sondern dass sie überhaupt geschossen werden. Das erklärt mein Zehnjähriger inzwischen seiner Oma, wenn die nach einem Spiel am Telefon wissen möchte, wie viele Bälle er ins Netz gebracht hat. „Oma – eine gute Vorbereitung und ein gutes Zusammenspiel ist genauso wichtig wie das Tor selbst“, hör ich ihn die Oma mit einer Inbrunst an Überzeugung belehren. Und wurde zu Beginn der Saison in unserer Eltern-Whatsapp-Gruppe von denen, die nicht am Spielfeldrand stehen können, noch gefragt, wer die Tore geschossen hat, ist das inzwischen kein Thema mehr. Auch wir Alten sind lernfähig.

Am Team meines Sohnes erlebe ich, wie Jungs von Woche zu Woche mehr zu einem Team zusammenwachsen. Im vergangenen September noch jede Menge – bisweilen unkoordinierte – Einzelkämpfer auf dem Platz, präsentieren sie sich inzwischen als Einheit. Als Wir statt als Ich. Hat einer mal einen schlechten Tag und macht Fehler, merzen sie die anderen wieder aus. Ohne zu goschen. Es wird miteinander und füreinander gekämpft. Manchmal bis an den Rand der Erschöpfung, doch der Erfolg spornt an und zeigt: Wer oben mitspielen will, braucht nicht nur Einsatzwillen und Können, sondern auch Teamgeist.

Was im Sport und in der Berufswelt gilt, ist auch in der Familie richtig und wichtig. Miteinander statt gegeneinander. Füreinander statt gegeneinander. Wenn der eine schwächelt, sind die anderen gefragt. Jeder hat seine Aufgabe. Doch die Erkenntnis aus dem Sport wird vom Nachwuchs daheim nicht zwingend umgesetzt. Zumindest nicht ganz freiwillig. Beim Küche Aufräumen helfen, den Müll raustragen, das eigene Zimmer vom Chaos befreien – an Betätigungsfeldern mangelt es nicht. Aber an Bereitschaft. Meine Erklärungsversuche, das Miteinander im Haushalt sei vergleichbar mit einem gelungenen Passspiel, wollen irgendwie nicht so recht fruchten. Vielleicht sollte ich mich auch mal von seinem Trainer coachen lassen. Denn der hat sein Team im Griff. Mein Mann und ich unseres leider nicht immer . . .