Gemeinsames Training kann den Teamgeist fördern. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Moral
zu heben und Teamgefühl zu schaffen, ist ein lohnendes Geschäft.

Marbach - Am „Trainings- und Eventzentrum“ namens „Hochwerk“ im Energie- und Technologiepark dürften schon viele Autofahrer auf der Landesstraße  1100 zwischen Neckarweihingen und Marbach vorbeigekommen sein, ohne die geringste Ahnung davon zu haben, was hinter den Backsteinmauern vor sich geht. So ging es auch mir, bis ich dort kürzlich als Reporter hinter die Kulissen des imposanten Gebäudes blicken durfte.

Vom Boden bis unters Dach sind es dort 34 Meter, die mich allein schon schwindeln lassen. Nicht ohne Grund ist bei den im ähnlichen Stil aus Backsteinen gemauerten Zechen und Kohlekraftwerken im Ruhrgebiet auch von „Kathedralen der Industriekultur“ die Rede, so prunkvoll wirken sie, so klein und unbedeutend kommen sich Besucher darin vor.

Das Marbacher Schulungszentrum macht ähnlichen Eindruck auf die Besucher. Genutzt wird es aber in erster Linie für Handwerker, die in schwindelnden Höhe, etwa auf Windrädern, Strommasten oder Dächern, ihrer Arbeit nachgehen. Sie lernen hier etwa, sich professionell vor Abstürzen zu sichern, aber auch verunglückten Kollegen zu helfen. Auch die Flugrettung oder Soldaten üben in der Halle, etwa an stillgelegten Hubschraubern als Trainingsgeräten.

Zugleich ist der monumentale Industriebau, ursprünglich als Dampfkraftwerk errichtet, aber auch Anlaufpunkt für innerliche Höhenflüge: Als „Neuorientierungs-, Motivations- und Entwicklungskraftwerk“ bezeichnet der Betreiber seine Einrichtung jedenfalls blumig. Teambuildings und Coachings für ganze Firmen und Abteilungen sind hier im Angebot, um im Beruf zu neuer Motivation und Gemeinschaftsgefühl zu finden.

Das ist ein rares Gut im oftmals rauer werdenden Klima in den Betrieben und unter Kollegen – in unserem Umkreis etwa zu beobachten vor der Insolvenz bei Werzalit in Oberstenfeld. Der Fall zeigt, wie schnell Vertrauen und Gemeinschaft zunichte gemacht sind.

Umgekehrt lässt sich Gemeinschaftsgefühl sicher nicht kaufen oder aufzwingen. Zusammen auf spielerische Art große Höhen zu erklimmen, sich dabei gegenseitig die Hand zu reichen, kann zwar zur wertvollen Erfahrung werden, die sich auf die Arbeitswelt übertragen soll.

Wenn aber grundsätzlich der Wurm drin ist im Umgang, hilft garantiert auch kein durch die Chefs angeordnetes Teamtraining. Vertrauen und Wertschätzung, vorgelebt durch die Chefetage, sind vielmehr grundlegend für ein gutes Klima und ein damit gelingendes Miteinander. Erst unter diesen Bedingungen kann dann auch ein Höhentraining – etwa im „Hochwerk“ Gemeinschaft fördern und zusätzlich die Moral heben.