Läufer beim Bottwartal-Marathon Foto: Archiv (avanti)

Beim Bottwartal-Marathon gehen am Wochenende Tausende Läufer an den Start. Warum nur?

Steinheim - Mal ehrlich: Hätte man den Menschen im Mittelalter gesagt, dass es einmal Personen geben wird, die freiwillig 42 oder sogar 54 Kilometer weit von A nach B rennen, man hätte wohl nichts als Kopfschütteln und ungläubiges Lachen geerntet. Und doch sind Marathonläufe heutzutage Großveranstaltungen, die Tausende Sportler und Zuschauer anlocken. Der Marathonsport boomt. Bei der 15. Auflage des Bottwartal-Marathons werden an diesem Wochenende so viele Teilnehmer wie nie zuvor in Steinheim starten. Mindestens 4753 an der Zahl, darunter 1405 Kinder. Der MZ-Urmenschlauf über 54 Kilometer ist mit 150 Startern längst ausgebucht. Doch wie kommt es zu diesen Wahnsinns-Zahlen? Mir ist im Alltag zumindest noch kein Jogger mit einem breiten Grinsen begegnet, der vor Begeisterung meinte: „Ach komm, ich lauf’ nochmal ’ne Runde – weil’s so schön ist!“ Meist wird eben doch gehechelt statt gelächelt.

Frank Wewoda

Als ich dann aber mal selbst beim Bottwartal-Marathon die Laufschuhe schnürte, bekam ich einen Eindruck, was diese Faszination ausmachen kann. Und die Teilnahme hat mir eine Antwort auf die Frage nach dem Warum gegeben. Freilich bin ich nicht über die Marathon-Distanz auf die Strecke gegangen. Die würde ich nicht mal mit einer umgeschnallten Sauerstoffflasche bewältigen. Nein, es war der Zehn-Kilometer-Lauf, der mich vor vier Jahren in die Welt des Ausdauersports führte. Und was soll ich sagen? Auf dieser zugegeben vergleichsweise kurzen Strecke hatte ich tatsächlich Spaß. Zuschauer feuerten uns Läufer an, es waren witzige Motivationssprüche zu lesen, Musiker halfen uns mit fetzigen Klängen beim Durchhalten. Und schließlich war es ein einprägsames Gefühl, diese Herausforderung bewältigt zu haben. Die Masse hatte mich gewissermaßen ins Ziel getragen. Und nachdem ich dort noch beim Bremsen eine Finisher-Medaille umgehängt bekommen hatte, kam ich zum Stehen – direkt an der Theke eines Getränkewagens, an dem sich die Läufer lebhaft über das Erlebte austauschten. Zumindest, wenn sie noch die Luft dafür hatten.

Es ist ein großes Fest unter Gleichgesinnten, so ein Marathon. Und besonders die Zuschauer tragen zum Erlebnis bei. Durch all das bin ich zwar nicht zum Dauerläufer geworden, zumindest leuchtet mir nun aber ansatzweise ein, warum sich Menschen diesen Anstrengungen aussetzen. Und vor allem flößen mir die Leistungen der wirklichen Marathonläufer noch mehr Respekt ein. Denn die gehen auch in ihrem Alltag laufen. Einfach so. Teils ohne motivierende Mitstreiter. Und ganz sicher ohne Musiker, die am Straßenrand spielen. Dafür überwinden sie ihren inneren Schweinehund selbst, wenn es dunkel ist und Minusgrade herrschen. Wer das hinbekommt, der hat die Anfeuerungen beim Bottwartal-Marathon auch redlich verdient!