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Eltern, die mit ihren Kindern vor Ferienbeginn Urlaub reisen, senden ein völlig falsches Signal.

Marbach - Der Countdown läuft. Am Montag klingeln die Wecker wieder früh am Morgen. Zu früh. Viel zu früh – finden zumindest meine Jungs und irgendwie haben sie Recht, finde ich. Zwei Wochen lang haben die meisten Tage für den Nachwuchs erst gegen Mittag begonnen. Selbst um 11 Uhr wurde ich beim ersten ernsthaften Weckversuch mit gefährlichen Knurrlauten aus dem Zimmer geschickt.

Jetzt war ich in meiner Jugend selbst jemand, der es liebte bis weit in den Tag hinein im Bett bleiben zu können, deshalb bin ich in Sachen langes Schlafen sehr nachsichtig. Zumal die beiden in der zweiten Tageshälfte – Sonn- und Feiertage ausgenommen – auf der häuslichen Baustelle mit angepackt haben, meist bis in den Abend hinein. Platten schleppen, Kies schaufeln, schleifen, putzen, Unkraut jäten – die Liste ließe sich noch fortsetzen.

Dass viele ihrer Freunde in der schulischen Auszeit irgendwo fernab der Heimat chillen oder Spaß haben sind die beiden gewohnt. Dass wir nur einmal im Jahr in den Urlaub fahren ist akzeptiert. „Daheim ist es schön, wir müssen nicht wegfahren.“ Für diesen Satz hätte ich meinen Großen vor kurzem am liebsten umarmt – wenn das für einen 13-Jährigen inzwischen nicht vollkommen peinlich und unangenehm wäre. Egal wo und wann.

Apropos Fliegen. Ob auch die zig Schulschwänzer schon wieder in der Heimat gelandet sind? In Memmingen hatte die Polizei mehr als 20 Eltern auf dem Flughafen geschnappt, die vor Beginn der Ferien mit ihren Kids Richtung Urlaubsort abheben wollten. Unentschuldigt. Warum mehr bezahlen für die Reise, wenn es ein paar Tage vor dem letzten Schultag günstiger ist? Warum den Urlaub nicht um ein paar Tage verlängern? Schulpflicht? Ja, aber nur wenn die eigenen Pläne es erlauben.

Vermutlich halten sich besagte Eltern sogar für besonders clever und gewieft und sind stolz darauf zu tricksen und selbst zu entscheiden, an welche Regeln sie sich halten und an welche nicht. In meinen Augen sind sie jedoch nicht clever, sondern dummdreist und auf eine gewisse Weise auch arrogant. Vorbildfunktion? Note sechs, setzen. Sie geben ihren Kindern ein gleichsam erbärmliches wie gefährliches Signal mit auf den Lebensweg: Schwänzen ist nicht schlimm. Betrügen ist nicht schlimm. Pflichtbewusstsein ist was für die anderen Deppen, die auch am letzten Schultag noch im Klassenzimmer sitzen.

Gut, dass zumindest ein paar der eigenmächtigen Gesetzesausleger geschnappt worden sind. Gut, dass Anzeigen erstattet wurden und Bußgelder zu zahlen sind. Nichtsdestotrotz werden wohl auch vor den nächsten Ferien ganz plötzlich wieder Kinder von einer Krankheit darnieder gestreckt werden, die sie ans Bett fesselt und einen Schulbesuch unmöglich macht. Da bin ich mir sicher.