Der Wochenmarkt in Höpfigheim lockt auch Besucher aus umliegenden Gemeinden. Foto: Michael Raubold Photographie

Was für ein Gewinn ohne Euro und Cent, wenn Dorfgemeinschaft aufblüht!

Sommerzeit und Dorfleben – wenn Straßencafés fehlen, nicht einmal ein Supermarkt oder sonstige Einkaufsmöglichkeiten vorhanden sind wie in Höpfigheim, braucht es Alternativen. Das Dorfleben schafft sich durch Festle und Hocketse der Vereine seit jeher seine Treffpunkte, die allerdings erst einmal organisiert sein wollen trotz Verpflichtungen in Job und Familie, die weiter zunehmen. Zentrale öffentliche Treffpunkte außerhalb der Vereine und Kirchen sind dann umso rarer. Als ich den Höpfigheimer Wochenmarkt im Schlosshof kürzlich für die Freitagsreportage besuchte, war ich allerdings erstaunt, welche Anziehungskraft dieser wöchentliche Höhepunkt im Dorfleben ausübt. Auch begeisterte mich, wie sehr hier die Dorfgemeinschaft zusammensteht, um auch Älteren und Alleinstehenden eine Nahversorgung zu ermöglichen. vor allem aber einen gesellschaftlichen Dreh- und Angelpunkt, eine Anlaufstelle.

Neben vollen Kaffeebechern werden im Feuerwehrhaus auch Neuigkeiten brühwarm in der Runde weitergegeben, viel gelacht, die gemeinsame Zeit genossen . . . Die Arbeit der zwei ehrenamtlichen Helferinnen Brigitte Niedermann und Monika Keller ist aller Ehren wert. Zu verdanken sei dies alles jedoch Ortsvorsteher Roland Heck, erwähnen die Gesprächspartner hier und da zwischen den Marktständen immer wieder. Der beißt gerade herzhaft in eine Karotte, als ich ihn treffe, und lobt die solidarischen Marktbesucher, die sogar aus den Nachbarorten nach Höpfigheim strömen. Reichtümer verdient niemand der Beschicker an den Marktständen, und doch lebt und gedeiht der Wochenmarkt jeden Mittwoch seit einer dreimonatigen Testphase 2009.

Frank WewodaViele Schwätzle sorgen für eine familiäre Atmosphäre, Nachbarschaft und Verwandtschaft sind nicht immer leicht auseinanderzudividieren. Was für ein Unterschied zur anonymen Atmosphäre der allgegenwärtigen Discounter, die mit ihrer leicht seelenlosen Effizienz und Dauerniedrigpreisen die viele Erzeuger und Lieferanten unter existentiellen Druck setzen und damit oft das genaue Gegenteil dieser Dorf-Idylle darstellen. Mit Mut, Herzblut und Tatkraft gelingt vieles, selbst ein zu Beginn als wirtschaftlich praktisch aussichtslos wirkender Wochenmarkt. Doch reine wirtschaftliche Erwägungen greifen da eh zu kurz. Solidarität und Nähe auf dem Land lebt von den ehrenamtlich geleisteten Arbeitseinsätzen. Die geben viel zurück – allerdings nicht in Euro und Cent. Und man sollte nicht müde werden, solchen Einsatz hervorzuheben und zu würdigen.