Foto: dpa

Ein Handyverbot an Schulen per Gesetz – siehe Frankreich – ist unsinniger Aktionismus.

Marbach - Das französische Parlament hat ein Handyverbot an Schulen erlassen. Damit wird ein Versprechen, das Präsident Emmanuel Macron im Wahlkampf gegeben hatte, eingelöst. Internetfähige Geräte sind verboten – in und außerhalb des Schulgebäudes. Die Handys werden an den Schulen morgens eingesammelt, aufbewahrt und nachmittags wieder ausgegeben. In Deutschland ist Bayern bislang das einzige Bundesland, an dessen Schulen ein Handyverbot Realität ist. Seit 2006 ist es dort im Schulgesetz verankert.

Jetzt bin ich zwar jemand, der von Berufswegen das Handy immer bei sich hat und es auch privat intensiv nutzt, um die Möglichkeit des digitalen Austauschs mit Freunden und der Familie nicht missen zu müssen. Und doch ist es mir wichtig, das Nutzen des Smartphones bei den eigenen Kindern in einem vertretbaren Rahmen zu wissen. Das ist alles andere als einfach und sorgt immer wieder für zermürbende und nervenaufreibende Diskussionen. Denn die Ablenkung durch und das Abtauchen in digitale Welten ist verlockend. Vor allem Youtube-Filmchen stehen derzeit bei den Jungs hoch im Kurs.

Doch zurück zum Verbot von Mobiltelefonen an Schulen – per Gesetz. Für mich ein nicht nur unverständliches, sondern auch unsinniges Dekret. Keine Handys während des Unterrichts – außer sie werden für den Unterricht gebraucht. Das versteht sich für mich von selbst. Darüber hinaus kann jede Schule das Thema Handynutzung in Hausordnungen für sich selbst regeln. Dass im Klassenzimmer das Gebot der handyfreien Zone eingehalten wird, da stehen die Lehrer in der Pflicht. Dass Kinder einen verantwortungsvollen Umgang mit Smartphones erlernen und praktizieren, sollte im Schulterschluss von Elternhaus und Schule versucht werden und bestenfalls dann auch gelingen.

Wobei nebenbei bemerkt, der Aufschrei vieler Eltern in sozialen Foren und Interviews blanker Unsinn ist. Sie seien es gewohnt, ihre Kinder immer erreichen zu können, schreibt Zeit online in einem Artikel. Die Kids sollten Mama oder Papa auch anrufen können, wenn sich etwa die Nachmittagspläne ändern, zitieren sie die Eltern. Nein, wir müssen unsere Kids nicht immer erreichen können – schon gar nicht während der Schule. Was für ein Unsinn. Und wenn sich Nachmittagspläne ändern, dann ändern sie sich eben. Die Info reicht auch noch nach Schulschluss. Da fragt man sich manchmal schon, wie man selbst durch die Kindheit und Jugend gekommen ist. Am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium gilt die Regel: Das Handy hat während des Unterrichts sowie in den Pausen auszubleiben – ausgenommen die Mittagspause. Aus meiner Sicht eine gute und völlig ausreichende Regelung. Ein Gesetz ist hingegen falscher und übertriebener Aktionismus.