Strafen in Schule und Alltag waren früher häufig von Willkür geprägt. Foto: Frank Wittmer

Das Heimatmuseum im Adler zeigt ab dem kommenden Wochenende eine neue Schau mit Gefängnis- und Schulgeschichten.

Benningen - So mancher wird schaudern, wenn er durch Galgenstricke in ein altes Schulzimmer schaut. Was haben Schule und Gerichtsbarkeit früherer Tage wohl gemeinsam?

„Die Strafen waren von Willkür geprägt“, hat Museumsleiterin Christina Vollmer recherchiert. Im Strafvollzug ging es ins Zuchthaus oder den Delinquenten mitunter sogar ans Leben: Die Galgenseile stehen für die 14 nachweisbar Erhängten am Marbacher Galgen, bis man 1733 zum „humaneren“ Köpfen überging.

Aber auch in den Schulen ging es schon auch mal recht brutal zu, wie sich manche Ältere noch erinnern. „Ein Benninger hat mir erzählt, dass der Lehrer einen Schüler mit der Wurzelbürste so lange gescheuert hat, bis er geblutet hat“, berichtet Vollmer. Tatzen und Prügel gab es häufig, aber auch subtilere Methoden der Demütigung und Herabsetzung waren an der Tagesordnung: Wer zu spät kam oder die Hausaufgaben vergessen hatte, musste etwa auf einem Holzscheit knien oder – die etwas mildere Variante für Mädchen – auf einem mit Erbsen gefüllten Säckchen.

Am Kirbesonntag, 5. November, um 11 Uhr wird im Museum im Adler die neue Sonderausstellung „Eingesperrt, gefoltert und gehängt – über Strafe und Strafen“ eröffnet. Am Donnerstag, 16. November, um 19.30 Uhr folgt der Vortrag des Marbacher Stadtarchivars Albrecht Gühring „Von der Urfehde bis zur Hinrichtung – Kriminalfälle in einer Kleinstadt zwischen 1500 und 1750“.

Sehenswert in der Ausstellung ist die im Originalzustand erhaltene Arrestzelle aus Ottmarsheim von 1880. In der 1,70 mal 2,50 Meter große Zelle können die Besucher hautnah nachvollziehen, wie sich Catherine und Margarethe Knoll wohl gefühlt haben müssen. Die beiden Benningerinnen, es ist unklar, wie sie genau miteinander verwandt waren, sind über 20 Jahre hin immer wieder straffällig geworden. Ihre Namen tauchen in dem Strafverzeichnis zwischen 1824 und 1841 häufig auf.

Mal geht es um Diebstahl, Betrug oder den „verbotswidrigen Eintritt“ in die Residenzstädte Stuttgart und Ludwigsburg. Immer wieder wurden sie zu mehrmonatigen Strafen im Zuchthaus oder Arbeitshaus verurteilt. „Das Brandmarken war damals üblich“, berichtet Vollmer weiter, damit die „Übeltäter“ auch in anderen Gemeinden gleich erkannt werden.

Eigentlich wollte Vollmer ihre sechste Sonderausstellung dem Thema „Hexen“ widmen: „Aber man hat ja immer die Schwierigkeit, dass man im Museum etwas zeigen möchte.“ Die Exponate wie eine „Schandgeige“ stammen größten Teils vom Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg, aus dem Marbacher Stadtarchiv oder – wie das Strafregister auch aus dem eigenen Gemeindearchiv in Benningen.

Zwischen 1846 und 1884 wurden darin exakt 1027 Straftaten verzeichnet. Diese hohe Anzahl rührt aber nicht etwa daher, dass die Benninger besonders kriminell waren, sondern weil zu frühren Zeiten schon kleinste „Vergehen“ mit Arrest bestraft wurden, wie zum Beispiel Lärmen oder Trunkenheit.