In den Steillagen ist Handarbeit gefragt. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Mit dem Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept (ILEK) werden neue Wege zum Erhalt der Steillagen gesucht.

Benningen/Marbach - Die drohende Ausdehnung des Weinbaus auf die Ackerfläche in den Ebenen, Wetterkapriolen, Preiskampf und die arbeitsintensive Bewirtschaftung der Steillagen: Dies alles mag den Winzern den Wein vergällen, zumal der Nachwuchs fehlt. „Wenn man sich die Fotos anschaut, die ich vor ein paar Jahren vom eingerüsteten Kirchturm gemacht habe, und mit denen von 1967 vergleicht, fällt vor allem auf, dass die Steillagen der Weinberge immer weniger bewirtschaftet werden“, sagt der Benninger Bürgermeister Klaus Warthon.

Dass Weinberge aufgegeben werden und zunehmend verbuschen, ist überall in der Weinbaulandschaft zu bemerken. Ohne Beihilfen sei wohl kaum jemand bereit, die Steillagen weiter von Hand zu bewirtschaften, stellte auch Hermann Hohl, Präsident des Württemberger Weinbauverbands, in Großbottwar bei einer Versammlung fest. Weinbauberater Lothar Neumann hatte als Lösung für die Zukunft die Querterrassierung der Steillagen empfohlen.

Auf der anderen Seite steigt der touristische Wert dieser Kulturlandschaft. Die Gemeinden im Bottwartal haben sich schon vor längerem zu einer Tourismusgemeinschaft zusammengeschlossen und stellen den Wert der „Wein-Lese-Landschaft“ bei immer sehr gut frequentierten Veranstaltungen unter Beweis, wie kürzlich bei den Wein-Lese-Tagen auf der Marbacher Schillerhöhe. Grund genug für die Stadt Marbach, am „integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept“ ILEK nicht teilzunehmen. „Wir haben mit der Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal bereits eine sehr gut etablierte Marke, die wir nicht durch ein anderes Label verwässern wollen“, sagt der Bürgermeister Jan Trost.

In Marbach orientiert man sich also eher Richtung Bottwartal, im gegenüberliegenden Benningen ist der Neckar naturgemäß etwas näher. Deshalb hat sich der Gemeinderat hier jetzt zur Teilnahme an ILEK entschieden. „Ich empfehle in aller Dringlichkeit, da mitzumachen“, appellierte der Bürgermeister. Warthon hofft auf einen Schub zur Erhaltung der Weinberge. „Jetzt geht es erst mal darum, ein Leitbild zu entwickeln. Was daraus wird, kann sich erst später entscheiden.“

Manfred Meister (SPD) bemerkte allerdings: „Ein Leitbild alleine reicht nicht, so lange kein Geld dahintersteckt.“ Harald Hausmann (FWV) hat ausgerechnet, dass zur Bewirtschaftung von zehn Hektar Weinbaufläche 50 Vollzeitkräfte nötig sind. In Benningen seien es derzeit sogar 18 Hektar. Lob gab es für das Projekt der Paul-Aldinger-Schule, bei dem Jugendliche in Benningen einen Weinberg in Steillage mit 14 Terrassen bewirtschaften.

Die Sorge der Bewirtschaftung der Steillagen teilt auch der Mundelsheimer Bürgermeister Holger Haist. Man habe sich schon im vergangenen Jahr als eine der ersten Gemeinden zur Teilnahme an ILEK entschieden. Mit 60 Hektar Steillagen in Mundelsheim und noch einmal so viel beim Partner der Winzergenossenschaft in Lauffen hoffe man, dass der Verbund der Neckarkommunen unter der Federführung des Landratsamtes neben der inhaltlichen Zusammenarbeit vor allem die Frage nach möglichen Fördermitteln klären könne.