Wichtige Themen erfordern besondere Maßnahmen: Die Räte aus Benningen und Marbach haben zusammen getagt. Foto: Werner Kuhnle

Eine Machbarkeitsstudie soll klären, zu welchen Konditionen eine Gartenschau stattfinden könnte.

Benningen/Marbach - Beschlüsse wurden am Dienstagabend bei der historischen, weil mutmaßlich ersten gemeinsamen Sitzung der Marbacher und Benninger Gemeinderäte keine gefasst. Die Grundsatzentscheidung über eine Bewerbung für eine kleine Landesgartenschau soll erst im Juli fallen – dann wieder bei separaten Zusammenkünften der Gremien. Allerdings wurde bei der öffentlichen Klausurtagung in der Benninger Kelter das deutliche Signal versandt, dass die Kommunen großes Interesse an der Ausrichtung eines solchen Events haben. Außerdem zeigte das Treffen deutlich, dass so ein Ereignis nachhaltig wirkt, weil es die Bevölkerung zusammenschweißt und Anlagen geschaffen werden, die dauerhaft die Attraktivität einer Gemeinde steigern. Der Marbacher Rathauschef Jan Trost und der Benninger Bürgermeister Klaus Warthon warben deshalb eindringlich darum, den Hut in den Ring zu werfen und sich um eine Ausrichtung zu bemühen. „Das ist eine epochale, eine Jahrhundertchance“, sagte Warthon.

Wer sich bei ehemaligen Veranstaltern einer Gartenschau umschaue, der „muss eigentlich fast begeistert sein, welche Möglichkeiten sich da auftun“. Es seien teils geniale Projekte entstanden, schwärmte Klaus Warthon. Sein Marbacher Amtskollege Jan Trost ergänzte, dass man sich bereits nach Horb, Mühlacker und Nordheim aufgemacht habe, wo jeweils Gartenschauen über die Bühne gingen. „Alle Bürgermeister zeigten sich davon angetan und begeistert“, erklärte Jan Trost. Städtebaulich sei in all diesen Kommunen viel bewegt worden. Das hofft er auch für Marbach, wo ganz nebenbei durch die in Aussicht stehenden Zuschüsse Projekte wie die geplante Verlagerung des Hallenbads leichter umzusetzen wären. Die Kosten für die zunächst anvisierte Machbarkeitsstudie, die Aufschluss über die Gebietsabgrenzung und eine Kostenschätzung liefern soll, seien mit 40 000 bis 60 000 Euro überschaubar. „Wir sollten den Weg zusammen weitergehen“, sagte Jan Trost.

Das legte auch Armin Dauner, Leiter des Planungs- und Baurechtsamts in Mühlacker, den Gemeinderäten wärmstens ans Herz. Für seine Stadt sei es ein großes Glück gewesen, die Schau 2015 auf die Beine stellen zu dürfen. „Es geht dabei nicht um die vielen Blumen in dem einen Jahr“, stellte Armin Dauner fest. Viel wichtiger sei das, was an bleibenden Werten geschaffen werde. In Mühlacker sei ein Stadtpark kreiert worden mit Skateranlage, Spielplatz und Café. Außerdem wurde endlich ein Zugang zur Enz realisiert, an der Kinder nun jeden Tag spielten. Und das alles auf einem Areal, das vorher nicht gerade zu den Vorzeigequartieren gehörte und größtenteils als Parkplatz genutzt wurde.

Dazu komme, dass von einem solchen Ereignis die ganze Stadt profitiere. Man räume im Vorfeld auch in den etwas gammeligeren Ecken auf. „Das sieht man in allen Kommunen, die so etwas gemacht haben“, erklärte der Mann aus Mühlacker. Außerdem seien innerhalb von fünf Jahren Dinge in der Stadt realisiert worden, für die man ohne den Druck, zu Potte kommen zu müssen, mehr als 20 Jahre benötigt hätte. „Der Beschleunigungseffekt ist wichtig“, betonte er. Im Dezember 2009 habe man die Zusage für die Ausrichtung erhalten, im April 2012 seien die Bagger schon angerückt, und im Mai 2015 wurde die Eröffnung gefeiert.

Am bemerkenswertesten war für Armin Dauner jedoch, welche Begeisterung in der Bevölkerung ausgelöst wurde. „Das hat eine Wahnsinnswirkung gehabt.“ Es sei ein starkes Wir-Gefühl entstanden. „Das ist unfassbar, das fixt die Leute an. In der Emotionalität habe ich das noch gar nie erlebt“, sagte der Mühlacker Amtsleiter. Bis heute würden die Grünanlagen beispielsweise von einem Freundeskreis gepflegt.

Interessant war für die Räte auch, was das Ganze gekostet hat. Entsprechende Zahlen hatte Dauner mit im Gepäck. Demnach seien ungefähr zehn Millionen Euro verbaut worden. Die Stadt musste davon aber nur knapp die Hälfte schultern, der Rest wurde über Zuschüsse wieder hereingeholt. Kosten von rund einer Millionen Euro kamen unterm Strich für Veranstaltungen, Werbung und Co. im Ausrichtungsjahr hinzu. Zudem wurden temporär rund vier Stellen geschaffen. Thomas Waldvogel von den Freien Wählern in Benningen wollte wissen, mit welchen Folgekosten man später rechnen müsse. Das sei schwer zu sagen, meinte Armin Dauner. Natürlich müssten die Anlagen gepflegt werden, aber darum kümmere sich ja teilweise der Freundeskreis. Zudem habe man das Gelände zuvor auch in Schuss halten müssen.

Jochen Biesinger von der Marbacher CDU erkundigte sich danach, wie viele der Besucher wohl mit den Öffentlichen anreisen. Vielleicht zehn bis 15 Prozent, erwiderte Dauner. Das hänge aber auch vom jeweiligen Standort ab. In Mühlacker hätten Bahnpendler den Stadtbus kostenfrei nutzen können. Klar sei aber, dass in der Nähe der Gartenschau einige Parkplätze benötigt werden, sagte er zu einer entsprechenden Frage von Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern in Marbach. Petra Kutzschmar von der Benninger SPD hakte nach, ob auch Hoteliers und Restaurants Nutznießer einer Gartenschau seien. „In der Hotelerie ist der Effekt nicht sehr groß“, räumte Dauner ein. Die meisten Gäste seien Tagestouristen. Die hätten aber wiederum manche Wirte regelrecht überrannt.