Die Kinder und Katharina Berner haben zusammen Spaß gehabt. Foto: Werner Kuhnle

Der Rathaussturm in Benningen fällt dieses Jahr aus. Dafür findet wieder der Fasching des Turnvereins statt.

Benningen - Mit einem lachenden und einem weinenden Auge ist Katharina Berner gestern zum Kinderfasching des Turnvereins in die Gemeindehalle gegangen. Schließlich ist die „Grande Dame“ des Benninger Faschings als Ehrengast bei der Wiederaufnahme der Veranstaltung der Turnabteilung vom TSV 1899 Benningen eingeladen. Etwas traurig ist die Frohnatur aber trotzdem: Der Rathaussturm findet dieses Jahr nicht statt, zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren.

„Wir sind im Familienkreis schon fast alle über 70“, begründet Katharina Berner die Absage. Lange hatte man gehofft, dass sich einer der jüngeren Teilnehmer unter den Eltern finden würde, die Verantwortung zu übernehmen. Aber auch ein Aufruf im Blättle brachte keinen Erfolg. „Wir haben seit Anfang November regelrechte Klimmzüge gemacht, damit der Rosenmontagsumzug mit Rathaussturm erhalten bleibt“, berichtet Katharina Berner. Schließlich habe man im Familienkreis der katholischen Kirchengemeinde beschlossen, die Reißleine zu ziehen.

Schon seit Jahren versuche man, jüngere Leute ins Boot zu bekommen. „Vor 36 Jahren waren wir eine Menge junger Familien und Senioren, die im ,pietistischen‘ Benningen einfach Fasching feiern wollten“, erinnert sich Katharina Berner. Im Gemeindezentrum St. Maria tummelten sich zu Beginn 40 Kinder, die letzten Jahre seien es bis zu 150 gewesen, was nicht nur organisatorisch, sondern auch räumlich an der Grenze war. Der Reinerlös wurde der Sabine-Dörges-Stiftung für krebskranke Kinder in Ludwigsburg gespendet. Stolze 11 225 Euro sind in all den Jahren zusammengekommen.

„Es waren immer tolle Feiern, und bei uns durfte jeder mitmachen, wir sind immer für alle offen gewesen“, so Berner, die sich einfach als „Faschingsmensch“ bezeichnet – auch wenn der Rosenmontagsumzug jetzt erst mal nicht stattfinden wird. „Das ist schade, da war immer was los. Auch das Rathausteam hat toll mitgezogen, die haben sich immer was Neues ausgedacht.“

„Hi ha he – Benningen isch okee!“ schrie Katharina Berner in ihr rotes Megafon. Was hat sich der Dorfschultes Klaus Warthon nicht schon alles einfallen lassen, um den Narren den Zutritt zur geheiligten Verwaltungszentrale zu verwehren: Mal hatte er verschlafen, dann soll die Eingangstüre wegen eines Elektronikfehlers blockiert gewesen sein und einmal hatte man schlicht die Ausrede: „Sind alle feiern!“

Und letztes Jahr fuhr den Kindern der Schreck in alle Glieder: „Rathaus wegen Sturmwarnung geschlossen!“ stand auf dem Warnschild auf der Treppe. Sollte der Schultes die Narren im Regen stehen lassen? Nein, das tat er natürlich nicht, als „Kinderbürgermeister“ öffnete Klaus Warthon stets die Türen seines Rathauses und seine Mitarbeiter ließen reichlich Bonbons auf die kleinen Narren regnen.

Doch manche Lücke lässt auch Platz für Neues, dessen ist sich Katharina Berner bewusst. „Ich freue mich sehr, dass der Turnverein seinen Kinderfasching wieder anbietet.“ Man habe sich nie als Konkurrenz verstanden, zumal der TSV-Fasching ja immer in der Woche vor Rosenmontag stattfand. Nach einer Pause von einigen Jahren konnten die Kinder gestern Nachmittag in der Gemeindehalle wieder fröhlich feiern.