Eine Dachbegrünung auf der Halle im Benninger Gewerbegebiet Krautlose Foto: Oliver von Schaewen

Alte Brache im Gewerbegebiet Krautlose wird bebaut – mit einem zwölf Meter hohen Komplex.

Benningen - Es ist ein Rohbau, der auffällt. Und er mutet mit seinem Betonoutfit am schmucken Benninger Neckarufer vis-à-vis der Weinbausteillagen betont funktional an. Wie eben eine Lagerhalle so aussieht, die mit einer Höhe von etwa zwölf Metern und einer Länge von rund 72 Metern sogar aus der Ferne unweigerlich um Aufmerksamkeit buhlt. Dem Betrachter, der an dieser Stelle den freien Blick auf den Terrassenbau gewohnt ist, stellt sich die Frage, um was es sich Wichtiges handelt, wenn die reine Ästhetik plötzlich außer Kraft gesetzt wird.

Öffentlich ist das Bauvorhaben der Firma Panattoni Europe geworden, seitdem eine Stuttgarter Firma auf ihrem Internetportal wirbt. So soll ein Nutzer für die etwa 1,7 Hektar große Fläche mit der neuen Logistikhalle gefunden werden. Wer die Warenverteilhalle im Gewerbegebiet Krautlose einmal nutzen soll, verrät Panattoni nicht. „Wir befinden uns in einer Phase des Mieterschutzes“, sagt eine Sprecherin der international tätigen Immobiliengesellschaft, die in Deutschland vom Firmensitz in Hamburg aus operiert. Es gibt Gerüchte, wonach eine Speditionsfirma aus der Region die Halle nutzen will. Das Unternehmen will sich dazu jedoch nicht äußern und namentlich nicht genannt werden.

Es werde wohl noch verhandelt, weiß der Benninger Bürgermeister Klaus Warthon. Die Gemeinde befürworte jedenfalls das Bauvorhaben. Die Höhe von zwölf Metern stelle einen Kompromiss dar. „Es gab vor einigen Jahren auch eine Anfrage mit einer Höhe von 16 Metern“, sagt der Rathauschef. Letztlich bewege man sich in der Abwägung in einem Spannungsverhältnis: Man müsse versuchen, neuen Flächenfraß zu vermeiden, aber auch städtebaulichen Belangen Rechnung zu tragen. Für die Nutzung des Areals spreche die hohe Nachfrage nach Lagerflächen im Raum Stuttgart. „Es müssten neue Flächen verbraucht werden, wenn ein solches Gebäude auf der grünen Wiese errichtet würde.“

Für einen Neubau in der Krautlose spricht laut Warthon vor allem die Chance, die Jahrzehnte alte Brache zu nutzen. Die Krautlose sei 1990, 1993 und 1994 dreimal vom Hochwasser heimgesucht worden. Dann sei das Gelände vor Hochwasser gesichert worden: Neue nutzbare Fläche entstand. „Wir halten es für zumutbar, dass das Gewerbegebiet bebaut wird – es ist besser, als wenn die Gemeinde erst noch ein neues Gewerbegebiet erschließen müsste“, ist Klaus Warthon überzeugt.

Die neue Halle kann auch deshalb entstehen, weil auf einem Teil der Fläche der Matratzenhersteller Breckle stand, der nach einem Brand im Jahr 1996 nach Bietigheim umsiedelte. Die Recyclingfirma Hoffmann nutzte danach einen Teil der Fläche.

Der Anblick werde sich wohl relativieren, wenn die vorgeschriebene Dachbegrünung realisiert wird, sagt Klaus Warthon. Bei den Nutzern der umliegenden Stückle habe das Projekt nicht für Begeisterung gesorgt, berichtet der Bürgermeister auf Nachfrage. Es habe aber auch keine großen Proteste gegeben. Die Sonne stehe sogar am 21. Dezember hoch genug, um auf die Weinberge zu scheinen, die in einiger Entfernung zur Halle liegen. Der Radweg werde auch durch Bäume verschattet, hält er entsprechenden Einwänden entgegen.

Das Landratsamt Ludwigsburg hat als Untere Baurechtsbehörde dem Projekt zugestimmt. „Die Hallengröße entspricht im Wesentlichen den Vorgaben des Bebauungsplanes ,Krautlose, 5. Änderung’ der Gemeinde Benningen“, teilt der Pressesprecher Andreas Fritz mit. Lediglich eine Überschreitung der Gebäudehöhe um zehn Zentimeter wurde im Einvernehmen mit der Gemeinde zugelassen. Das Landratsamt müsse die Genehmigung erteilen, wenn keine Bauvorschriften entgegenstehen, erklärt Fritz. Es sei dabei unerheblich, ob die Dimensionen gutgeheißen werden. Im Genehmigungsverfahren seien alle betroffenen Fachbehörden beteiligt worden – auch die Untere Naturschutzbehörde.