Künftig kommt die Foto: Archiv (Wittmer)

Statt günstiger wird es deutlich teurer: Die Neukalkulation der Friedhofsgebühren schockt einige Gemeinderäte.

Benningen -

Da hat sich Manfred Meister (SPD) gründlich verrechnet. Bei den Haushaltsberatungen im Februar hatten die CDU und SPD die Senkung der Bestattungsgebühren beantragt. Jetzt soll alles nochmal sehr viel teuer werden. „Unsere Intention war eine Senkung der Gebühren, das haben wir nicht erreicht“, musste Meister am Montag in der Gemeinderatsitzung ernüchtert feststellen.

Schon im Februar wurde das Thema emotional diskutiert. „In Benningen zahlt man mitunter dreimal so viel wie in anderen Gemeinden“, schimpfte damals Edgar Brucker (CDU). Die Gebührensätze müssten „zumutbar“ sein, betonte Manfred Meister (SPD). „Wir haben teilweise absurd hohe Bestattungsgebühren.“

Die Kalkulation der Abgaben sei eine Verpflichtung seitens der Gemeinde, betonte Bürgermeister Klaus Warthon. Man strebe mit 80 Prozent einen vergleichsweise hohen Deckungsgrad an. Sonst gefährde man Zahlungen aus dem Ausgleichsstock wie gerade für den Neubau der Aussegnungshalle. Auf Antrag der SPD und CDU hat Kämmerer Felix Dursch die Bestattungsgebühren wie gewünscht durchkalkuliert und dem Gemeinderat die Zahlen jetzt zur Diskussion vorgelegt.

Im Durchschnitt der vergangenen Jahre wird auf dem Friedhof ein Kostendeckungsgrad von nur 54 Prozent erzielt. Jährlich fallen im Durchschnitt 165 000 Euro an. Die Kosten für die Grabnutzung sind um 38 Prozent zurückgegangen, weil der Trend weg von Erdgräbern hin zur Urnenbestattung anhält. Im Gegenzug sind die Kosten für die Bestattung um 30 Prozent gestiegen.

Die absoluten Zahlen sind sehr viel deutlicher. Wenn man die angestrebten 80 Prozent Kostendeckung zugrunde legt, würde eine Erdbestattung statt 1070 Euro künftig 1830 Euro kosten. Diese Steigerung um 71 Prozent klingt noch harmlos im Vergleich zur Urnenbeisetzung im Erdgrab, die von 178 auf 870 Euro klettern würde, oder in der Urnenwand von 132 auf 660 Euro, was eine Steigerung von 400 Prozent bedeuten würde.

Auch wenn Meister und Brucker die Plausibilität der Kalkulation in Frage stellten, war für Kämmerer und Bürgermeister klar: An der Berechnung gibt es nichts zu rütteln. Letztlich sei es eine politische Frage, ob man die 80 Prozent Kostendeckung wolle oder nicht, stellte Harald Hausmann (FWV) fest. Ihm wäre es jedenfalls „peinlich, wenn wir in der Zeitung lesen müssten, dass Benningen mit den Bestattungsgebühren an der Spitze liegt“. Man subventioniere die Sport- oder Gemeindehalle sehr viel stärker. „Wenn wir da 80 Prozent Kostendeckung verlangen würden, könnten die Vereine einpacken.“ Ein Zuschuss zur Bestattung sei die „gerechteste Art der Subventionierung, denn sterben muss schließlich jeder“.

Thomas Waldvogel setzte dem noch eins oben drauf und stellte die Frage, warum man die Bestattung nicht gleich kostenlos mache. „Die haben ja schon genug gezahlt. Wir brauchen eine faire und gerechte Gebühr!“ Gabriele Kölbl-Schmid (FWV) merkte an, dass sich „im Kindergarten solche Gebühren wohl kaum durchsetzen lassen“ würden. Edgar Brucker richtete die Frage an die Verwaltung, ob die 15 000 bis 30 000 Euro, die die Erhöhung der Friedhofsgebühren bringen würden, für die Finanzplanung der Gemeinde tatsächlich so wichtig sind. „Wir verteilen dies auf wenige Sterbefälle im Jahr.“ Der Bürgermeister musste einräumen, dass künftig ja noch die Gebühr für die Nutzung der neuen Aussegnungshalle mit dazu kommt. Aber man könne darüber diskutieren, ob man statt 80 Prozent weniger Kostendeckung wolle. „Der Haushalt bricht deswegen nicht zusammen.“