Verschiedene Exponate erinnern an Züchtigungsmethoden der Vergangenheit. Foto: avanti

In der neuen Sonderausstellung im Benninger Museum im Adler geht es um Strafe und Straftaten.

Benningen - Zucht und Ordnung herrschte früher im Schwabenland. Wer sich nicht daran hielt, landete entweder im Zuchthaus oder wurde gezüchtigt. Und das schon wegen Vergehen, die heutzutage gar keine mehr sind, wie etwa „Nachtschwärmerei“. Von dieser Vergangenheit legt die neue Sonderschau im Museum im Adler Zeugnis ab, die am gestrigen Kirbesonntag von Bürgermeister Klaus Warthon, Museumsleiterin Christina Vollmer und der Vorsitzenden des Bunds für Heimatkunde, Sonja Hähnlen, mit einer Vernissage offiziell eröffnet wurde und noch bis  September 2018 zu sehen sein wird. Begleitet wird die Schau das ganze Jahr über von interessanten Vorträgen; im ersten davon wird der Marbacher Stadtarchivar Albrecht Gühring, der die Benninger Ausstellung ebenfalls unterstützt hat, am 16. November einen Vortrag über „Kriminalfälle in einer Kleinstadt im 18. Jahrhundert“ halten.

„Eingesperrt, gefoltert und gehängt – über Strafe und Straftaten“ lautet der genaue Titel der neuen Sonderschau, und er lässt, wie die Museumsleiterin und Initiatorin Christina Vollmer in ihrer Eröffnungsrede feststellte, „schon die Grausamkeit vergangener Strafen durchblicken“. Strafen im Übrigen, die gang und gäbe gewesen seien und in manchen Ländern auch heute noch an der Tagesordnung. Ziel sei nicht die Besserung, sondern die Abschreckung gewesen.

Wie geringfügig die Vergehen oftmals gewesen sind, darauf wies Klaus Warthon in seiner humorvollen Begrüßung hin. Denn hätten Harald Juhnke, Rainer Calmund und Robert Harting im 19. Jahrhundert in Benningen gelebt, wären sie, so der Bürgermeister, unweigerlich in der Arrestzelle gelandet. Juhnke wegen Trunkenheit – achtzehn Stunden Arrest –, Calmund wegen Völlerei – ein Tag Arrest – und Harting wegen mutwilligen Zerreißens seiner Kleidung – acht Tage Arrest. Auch die Kirbebuben, die während der Vernissage munter auf der Straße lärmten, hätten wohl das Ende der Kirbe in der Arrestzelle erlebt.

Die Sonderschau im ersten Stock listet weitere Schandtaten auf, die dazu geführt haben, dass aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über 1000 Straftaten in Benningen verzeichnet sind und damit mehr, als das Dorf Einwohner hatte. Damals habe eben eine „viel engere Vorstellung von Moral und Sittlichkeit“ geherrscht, erklärte Vollmer. So wurden Strafen ausgesprochen für „Heruntertun von Kirschen auf Allmandbäumen zu unmittelbarem Genuss“, „Erscheinen vor dem Amt in Trunkenheit“ oder „Ungehorsam und Widersetzlichkeit gegen die Mutter“. Die letzte Straftat ist schon ein Hinweis darauf, dass auch die Lehrer in der Schule hart durchgriffen. Hier mussten dumme oder unbotmäßige Schüler die Eselskappe aufsetzen, auf einem Holzscheit oder einem Erbsenkissen knien oder bekamen Tatzen und „Hosenspannerles“ mit dem Rohrstock. Zumindest an die Tatzen erinnerten sich noch manche der älteren Besucher, einer sagte, er habe sogar noch den Mann gekannt, der 1951 beim Ausschlafen seines Frühschoppenrausches von seiner Frau mit einem Beil erschlagen wurde.

Sehr schön gemacht und wirklich interessant sei die Ausstellung, lobten die Gäste. Viel Lob erhielten aber auch der Marbacher Julian Kaspar und der Benninger David Förster, die die Vernissage mit Gitarre, Kontrabass, Trommel und rhythmischem Kettenrasseln sowie Gesang musikalisch umrahmten.