Sarjo aus Gambia und John aus Togo (von links) erzählen von ihrem Schicksal und der Flucht nach Deutschland. Foto: Frank Wittmer

Im Begleitprogramm zur Ausstellung „Heimat neu denken“ berichten Neuankömmlinge von ihrem Weg hierher.

Benningen - John hat von seiner Flucht aus Togo nicht viel mitgebracht. Ein Hemd mit dem Foto eines ermordeten Oppositionellen war dem politisch Verfolgten aber wichtig. Das Hemd ist in der Ausstellung „Heimat neu denken“ im Museum im Adler zu sehen. Christiane Mussler vom Arbeitskreis Asyl hat in Interviews die Geschichten der neu in Benningen Angekommenen gesammelt. Manches ist im Museum nachzulesen. Bahouz aus Syrien etwa hat Geld und ein Erfrischungstuch, das man auf einer Busfahrt in seinem Heimatland bekommt, als eines seiner wenigen Erinnerungsstücke in eine der Vitrinen gepackt.

Mit der Ausstellung alleine ist es aber nicht getan, findet Museumsleiterin Christina Vollmer. Im Begleitprogramm hatte Professor Reinhold Weber von der Landeszentrale für politische Bildung, der in Benningen wohnt, bereits den viel beachteten Vortrag „Fremd ist der Fremde nur in der Fremde“ gehalten.

Am Donnerstag, 16. Februar, ab 19.30 Uhr findet nun ein weiterer Abend in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Asyl statt. Man wechselt vom Museum ins „Kulturcafé krOne“, das Maya Esch in liebevoller Kleinarbeit in einen stylischen Treffpunkt umgestaltet hat. Mit den Geflüchteten zusammen gab es mehrere Upcycling-Workshops, in denen aus den alten Wirthausstühlen farbenfrohe Sitzgelegenheiten wurden. Gemütliche Sofas und Sessel laden zum Verweilen ein, weißlackierte Schlitten und Palettentische geben dem Raum ein freundliches Ambiente. An der bemalten Wand sind Worte wie „Freedom“, „Peace“ oder „Love“ geschrieben, also Freiheit, Frieden und Liebe.

Sarjo aus Gambia fühlt sich in dem Kulturtreff sehr wohl, zumal es bei den Flüchtlingsunterkünften kaum einen Platz für Gespräche gibt. Neben Deutschkursen finden in der Krone auch offene Treffs wie das Mittwochscafé am Vormittag statt, oder Freitagabends die „Bar International“, wobei Karlheinz Hassis vom AK Asyl betont, dass es keinen regulären Schankbetrieb, sondern nur Getränke auf freiwilliger Spendenbasis gibt.

Beim Gespräch am kommenden Donnerstag berichten einige Neu-Benninger von ihrer Flucht und ihren Erlebnissen auf dem Weg hierher. „Wer wieviel erzählen wird, wissen wir selbst noch nicht so genau“, ist Christiane Mussler selbst auf den Abend gespannt. „Was wir erfahren, hängt auch davon ab, wer kommt und welche Fragen gestellt werden.“ Dabei, so die Sprecherin des AK Asyl, seien auch ausdrücklich diejenigen eingeladen, die den Flüchtlingen eher kritisch gegenüberstehen. Ängste gebe es nämlich auf beiden Seiten, auch bei den Geflüchteten selbst. „Vertrauen kann nur entstehen, wenn man sich kennt“, ergänzt Hassis.