Blick zurück im Heimatmuseum: Der 1920 zum Ehrenbürger ernannte Gottlieb Storz hat eine filmreife Karriere hingelegt. Foto:  

Der 1920 zum Ehrenbürger ernannte Benninger Gottlieb Storz hat als Auswanderer eine filmreife Karriere hingelegt.

Benningen - Vom Waisenknaben zum Millionär – der 1852 in Benningen geborene und 1920 zum Ehrenbürger ernannte Gottlieb Storz ist einer, der diese filmreife Karriere gemacht hat. Der ehrenamtliche Museumsmitarbeiter Jürgen Berner hat dazu in den Archiven des Museums im Adler und der Gemeinde recherchiert und seine Ergebnisse am Donnerstag vor rund 30 Interessierten im Museum präsentiert. Manche der Bilder von alten und inzwischen umgebauten oder abgerissenen Häusern wecktenErinnerungen.

Aber nicht nur mit vielen Fotos aus Benningen und Übersee ließ Berner anschaulich das Leben eines Mannes Revue passieren, der über all seinem wirtschaftlichen Erfolg in Amerika die alte Heimat nicht vergessen und seinen Reichtum dazu genutzt hat, dort viel Gutes zu tun. So spendete er Geld für Kriegswitwen und Waisen, Kirchenglocken und Orgelpfeifen, Backhäuser, Schulen und Vereine. Seinen Briefen habe er ebenfalls stets einige Dollar beigelegt und dazu vermerkt: „Von dem armen Waisenbub, der jetzt Ehrenbürger von Benningen ist, wo der gute Wein wächst und die braven Leute wohnen.“ Aus Dankbarkeit habe man früher sogar an seinem Geburtstag, dem 21. Januar, in Benningen den sogenannten „Storz-Tag“ gefeiert.

Als eines von neun Kindern sei Gottlieb Storz schon früh zum Arbeiten gezwungen gewesen, wusste Berner weiter. Etwa zum Schweinehüten, aber auch zum Steineklopfen für die Reparatur der „Großen Gass‘“, heute die Ludwigsburger Straße. Als Storz’ Eltern binnen zwei Jahren starben, war er auf die Wohltätigkeit der Gemeinde angewiesen. Nach der Schule lernte er das Küferhandwerk und erwarb anschließend auf der Wanderschaft „vorzügliche Kenntnisse im Brauwesen“, erläuterte der Referent den Besuchern.

Das nützte Gottlieb Storz, als er sich als 20-jähriger der Einberufung zum Militärdienst entzog und ein Schiff nach Amerika bestieg. Zwölf Jahre später war er Eigentümer einer großen Brauerei in Omaha im Staat Nebraska – und weitere 20 Jahre später der eines schlossähnlichen Hauses. Auch die Zeit der Prohibition, in der Alkohol verboten war, und der Wirtschaftskrise überstand der fleißige und geschickte Geschäftsmann unbeschadet, indem er auf alkoholfreies Bier und Eiskrem umstellte. So konnte er auch mit seiner letzten Stiftung 1938 das „unharmonische Glockengeläut“ durch drei neue Glocken ersetzen. Nur eine davon, die „Storz-Gedächtnisglocke“, existiert noch. Die anderen wurden im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen.