In Benningen sind nur etwa 30 Interessenten gekommen – trotzdem sind innerhalb von einer Stunde alle Polter vergeben. Foto: Frank Wittmer

Die Gemeinden haben am Wochenende mehrere Polter aus ihren Wäldern an den Mann gebracht. Die Versteigerungen liefen teilweise schleppend – verkauft worden ist am Ende aber alles.

Benningen/Erdmannhausen/Pleidelsheim - Die Tage werden kälter. Immer öfter fällt Schnee. Wer genießt da nicht die Wärme der eigenen vier Wände. Ein knisterndes Feuer macht die frostigen Temperaturen gemütlich. Damit auch in Zukunft eingeheizt werden kann, haben gleich drei Gemeinden Brennholz aus den eigenen Wäldern versteigert.

Und dass hierbei nicht immer die Zahl der Interessenten ausschlaggebend für den Erfolg eines Holzverkaufs sein muss, zeigte sich in Benningen. Es waren zwar nur etwa 30 Leute zum Holzverkauf gekommen, aber immerhin wurde trotzdem alles, was im Angebot war, verkauft. Förster Jürgen Weis empfand die Runde als „übersichtlich“ und kündigte an: „Dann geht’s heute halt familiär zu.“ Bürgermeister Klaus Warthon hätte sich zum ersten Traditionstermin noch vor dem Neujahrsempfang am Sonntag sicher mehr Zulauf gewünscht. Zumal die Kirbebuben des diesjährigen Jahrgangs mit ihrer Bewirtung ihre Kasse aufzufüllen versuchten.

Mit dem zugefrorenen See und dem dichten Schneefall war zumindest die Kulisse idyllisch. Stets gut gelaunt eröffnete Weis den Holzverkauf. Die 97 Festmeter in 30 Poltern waren in weniger als einer Stunde verkauft. Auf dem Weg konnte man die Stämme schon mal „wie auf dem Laufsteg“ anschauen, und dabei wurde deutlich, warum manche erst gar nicht zum Holzverkauf gekommen waren: Aus dem 200-jährigen Bestand sind etliche meterdicke Eichenstämme herausgeholt worden, dazu gibt es viel Hainbuche, die auch den Beinamen „Eisenholz“ hat. Beides ist nicht gerade einfach zu verarbeiten. „Das ist was für Charakterköpfe, und die haben wir hier ja einige“, scherzte Weis mit den größtenteils bekannten Gesichtern.

Vom Brennwert her wird unter Kaminofenbesitzern eher Buche oder Esche geschätzt. „Das verbrennt sauber“, meint einer, der dennoch seine Polter ersteigert hat. Weil man unter sich bleibt, steigen die Preise nur wenig. Gesteigert wird sogar in Ein-Euro-Schritten. „Jetzt muss ich soviel schwätzen wegen ein paar Euro“, schimpft Weis nur zum Schein, als ein Polter wieder nur knapp über dem Anschlag von 59 Euro für den Festmeter weggeht. Einige dünnere Stämme erzielen immerhin 63 Euro. „Das ist ein Hausfrauenpolter, da reicht das kleine Besteck“, meint die glückliche Käuferin gut gelaunt.

Mit den Einnahmen aus dem Holzverkauf, unterm Strich etwa 5700 Euro, lasse sich die klamme Gemeinde Benningen sicher nicht retten, geht Weis auf das Bonmot von Warthon zu Beginn ein. Aber Kämmerer Felix Dursch ist zufrieden, zumindest wurde alles Holz verkauft. Wichtiger als die Einnahmen sei sowieso der Bezug zum heimischen Wald. „Holz aus dem eigenen Wald ist wichtiger denn je“, betont Weis. Bei aller Geschäftigkeit hat der Revierförster einen Blick für die Schönheiten der Natur. Zwischen zwei Versteigerungen weist er die Runde auf eine besonders prächtige Fichte hin. „Früher waren Fichten noch selten. Diese hier wurde vor 150 Jahren als Grenzmarkierung gepflanzt. So einen schönen Baum lässt man natürlich stehen.“

Ab Los 45 – laut Liste insgesamt 4,46 Festmeter Buchenholz – geht auch die Versteigerung in Großbottwar ein bisschen schleppend voran. Revierförster Manfred Moll, der die Versteigerung gemeinsam mit Stadtkämmerer Tobias Müller leitet, spricht schließlich einen Interessenten namentlich an: „Kommen Sie, da geht noch was!“ Man kennt sich mittlerweile bei der jährlichen Brennholzversteigerung. Allmählich scheinen jedoch die meisten der rund 70 Teilnehmer schon ihren Bedarf gedeckt zu haben. Und Los Nummer 54, insgesamt 5,09 Festmeter Buchenholz, bringt Moll nur zum „Anschlag“ von 270 Euro an den Mann – also zum Anfangsgebot, das der Revierförster vorgibt.

Insgesamt 63 Lose „Brennholz lang“ – so genannte Holzpolter – und 20 Flächenlose kommen an diesem Samstagvormittag an der Waldeinfahrt Kälbling zur Versteigerung. Die Polter sind bereits entlang der Waldwege nach Holzarten zusammengestellt und mit den Nummern versehen. Auch alle Flächenlose sind mit Markierungen versehen. Profis haben sich bereits vorher anhand des Lageplans informiert, wo die Polter und Waldstücke liegen und haben sich schon Holz und Gelände angesehen. Sie wissen genau, wofür sie bieten möchten. Es kommt hauptsächlich Buchen- und Eichenholz zum Verkauf, aber auch einige Polter Kirsche, Esche, Linde und Bergahorn sind unter den Losen. „Am begehrtesten ist Buchenholz“, erklärt Revierförster Moll in der Pause, „es muss nur zwei Jahre lagern, bevor es verheizt werden kann.“ Eichenholz habe dagegen bei etwa gleichem Brennwert eine längere Lagerzeit. Auch Stadtkämmerer Tobias Müller ist letzten Endes zufrieden mit dem Ergebnis: „In 55 Minuten haben wir alle Flächenlose verkauft.“

Glücklich sind auch Thomas Bauer, Werner Etzelberger und Georg Istvan. Sie haben nach der Pause drei der insgesamt 20 Flächenlose ersteigert. Mit nur noch rund 40 Personen sind jetzt deutlich weniger Interessenten anwesend. „Wir gehen jetzt zuerst Mittagessen, dann Kettenöl kaufen und am Montag geht es los“, sagt Thomas Bauer. „Ich freue mich schon richtig“, gibt der Großbottwarer zu, „es ist eine schwere Arbeit, aber es macht Spaß und ich spare so eine Menge Geld fürs Heizen.“ Er und seine beiden langjährigen Bekannten haben Heizanlagen mit einem Holzvergaser bei sich zu Hause eingebaut, in denen sie Holzscheite mit einer Länge bis zu 50 Zentimetern einlegen können.

Bereits seit 18 Jahren ersteigern sie gemeinsam Flächenlose und sind jedes Jahr insgesamt zwölf bis 15 Wochenenden damit beschäftigt, das Holz zu Brennholz zu verarbeiten. Dazu müssen die Kronen und Äste, die sich innerhalb der markierten Fläche befinden, aus dem Wald gezogen werden – die Stämme sind bereits abtransportiert. „An steilen Flächen ist dafür ein Schlepper mit Seilwinde nötig“, sagt der Freizeit-Waldarbeiter. Die drei Männer hoffen, dass sie schnell fertig sind mit der Arbeit. Bis Ende April muss das Holz im Wald aufgearbeitet sein und bis spätestens Oktober abgefahren sein – so gibt es das Landratsamt vor.

Hitzig gesteigert wurde am Samstag aber auch beim traditionellen Brennholzverkauf der Gemeinde Erdmannhausen. Insgesamt 290 Festmeter kamen bei der Eichbachhütte unter den Hammer, knapp das Doppelte wie im Jahr davor.

Revierförster Jürgen Weis hatte diesmal zwei Gebiete im Angebot. Das Pfaffenholz war im Sommer zusätzlich zum Eichbach durchforstet worden und lieferte vor allem Ahorn, Kirsche und Eiche. „Dass beide Gebiete zusammenfallen kommt selten vor. In diesem Jahr war es aber wieder soweit“, informiert der Förster. Was die Holzarten angeht, hat der Förster keine Vorlieben. „Alles, was wir hier verkaufen, eignet sich als Brennholz. Die Unterschiede sind nur im Labor messbar. Für den Kamin ist das nicht erheblich“, betont er. Zu beachten gibt es aber trotzdem etwas: „Solange das Holz trocken und möglichst klein gespalten ist, kann man damit heizen.“

Und so hatten sich viele Interessierte versammelt um das begehrte Holz zu ersteigern. Trotz frostiger Temperaturen gab es hitzige Duelle um die Polter, die zum Teil hohe Preise erzielten. Förster Weis versteigerte den Teil aus dem Pfaffenholz direkt an der Eichbachhütte und lud danach zu seinem traditionellen Waldspaziergang ein. Die Polter im Eichbach wurden bei der Runde aufgesucht und direkt versteigert.

Der Förster lieferte dabei interessante Informationen zum Wald und sprach auch einige Worte der Warnung. „Geht nie alleine zum Holz machen“, sagte er. „Es kann immer etwas passieren und es sollte dann jemand dabei sein, der Hilfe holen kann.“ Mitbieten darf beispielsweise nur, wer einen Kettensägen-Führerschein nachweisen kann und mit passender Schnittschutzkleidung ausgestattet ist. Zudem darf sich niemand mehr nach Einbruch der Dunkelheit im Wald aufhalten. Eine weitere Bitte äußerte der Revierförster bei der Gelegenheit auch noch: „Achtet auf das Wetter, bevor ihr Holz machen geht. Das ist zu eurer eigenen Sicherheit und schont den Wald.“

Jürgen Weis kann insgesamt auf eine gute Saison zurückblicken. „Wir haben alle unsere Maßnahmen planmäßig über die Bühne bekommen und das Wetter war super“, resümiert er. „Wenn man ein gutes Team hinter sich hat und keine Krankheitsausfälle, dann passt einfach alles.“ Auch bei der Versteigerung hatte dann alles gepasst. Ganze 19 395 Euro erzielte das angebotene Holz und Kämmerer Eberhard Immel und Bürgermeisterin Birgit Hannemann zeigten sich sehr zufrieden. „Im vergangenen Jahr konnten wir die Eichbachhütte renovieren, das Geld findet also immer Verwendung“, so die Bürgermeisterin.