Claus-Peter Hutter (Zweiter von rechts) erläutert den Gästen und Förderern die Vorzüge, die das Neckarparadies bietet. Foto: Werner Kuhnle

Das Naturreservat bietet seltenen Tieren seit 20 Jahren einen Lebensraum.

Benningen – Als das Naturreservat Neckarparadies am 11. Juli 1998 zwischen der Marbacher Schleuse und Hoheneck auf Benninger Gemarkung und auf dem Gelände der Neckar AG angelegt worden ist, war dies das erste großflächige Renaturierungsprojekt am gesamten Neckar. Ein Projekt, dem viele weitere dieser Art folgten, darunter die Zugwiesen in Ludwigsburg. Entsprechend ist gestern auf Einladung von Projektinitiator Claus-Peter Hutter das 20-jährige Bestehen gefeiert worden. Seinem Ruf folgten unter anderem Landrat Rainer Haas, der von Beginn an Schirmherr des Neckarparadieses ist, der Bundestagsabgeordnete Eberhard Gienger, der Landtagsabgeordnete Fabian Gramling (beide CDU) sowie Benningens Bürgermeister Klaus Warthon.

Etwas mehr als 400 Meter lang ist der durch aufwendigen Erdaushub angelegte Neckar-Seitenarm. Ein Gebiet, das der Natur überlassen ist und in dem sich viele teils bedrohte Tier- und Pflanzenarten angesiedelt haben, die hier – oft anders als am schiffbaren Neckar – ideale Lebensbedingungen finden. „Die Natur braucht Rückzugsorte“, nennt Hutter den Grund für seine einstige Idee, die dann rund 1,2 Millionen Euro in der Umsetzung kostete. Es ist also auch kein Zufall, dass vom direkt vorbeiführenden Radweg kaum etwas vom Neckarparadies zu sehen ist und dass es keine Sitzbänke gibt, sondern nur eine Beobachtungsplattform. Denn der Mensch soll hier nicht in den Lebensraum eingreifen.

„Damals war das Projekt ein Wagnis, und mancher hat mich für verrückt erklärt. Doch es hat sich gelohnt“, bilanziert Hutter heute. Fast zehn Fischarten kann der Präsident der Stiftung NatureLife International spontan aufzählen, die in dem bis zu 2,80 Meter tiefen Gewässer vorkommen und teils auch laichen. „Manche laichen zum Beispiel an den Ästen, die ins Wasser ragen. Das geht am Neckar sonst gar nicht. Zum einen, weil es kaum Äste gibt, zum anderen, weil der Wellengang das verhindert“, so Hutter. Dazu bietet das Neckarparadies Platz für zig Vogelarten wie den Eisvogel, den Nachtreiher oder die Eisente sowie auch für Amphibien, Libellen, Bäume und Pflanzen.

Landrat Haas erinnerte in seiner Rede an die Entstehung des Reservats auf einem bis dato „überdüngten Grasacker“, wie es Claus-Peter Hutter ausdrückt. „Ich war damals zugegebenermaßen etwas überrascht, als ich erstmals von dem Projekt gehört hatte“, so Haas. „Zu dieser Zeit wurden Bäche verdohlt, wo es nur ging, und Flüsse waren nur da, um Wasser von A nach B zu transportieren.“ Inzwischen habe es hier einen Bewusstseinswandel gegeben. „Und im Kreis Ludwigsburg fing die Renaturierung des Neckars mit diesem Projekt an“, meint Haas, weshalb er gerne die Schirmherrschaft übernommen habe. Claus-Peter Hutter habe also echte Pionierarbeit geleistet.

Auch Klaus Warthon hob in seinen Worten hervor, dass dieses Projekt, das kurz vor seiner ersten Amtszeit als Bürgermeister eingeweiht wurde, die Initialzündung für viele weitere in der Region war. Und wie sich viele Bilder aus Politik und Unterhaltung bei den Bürgern eingeprägt hätten, so Warthon schmunzelnd, habe er noch bildlich vor sich, wie Landrat Rainer Haas bei der etwas später folgenden Einweihung der Beobachtungsplattform einen Wels auf seinen Armen trug.

In Benningen findet das Thema Renaturierung womöglich 2019 oder 2020 eine Fortsetzung, wenn das Gelände des alten Sportplatzes neu gestaltet werden soll (wir berichteten). Je nach Art der Umsetzung dürfte sich darüber auch Claus-Peter Hutter freuen, der großen Bedarf an solchen Naturerlebnisräumen sieht. „Möglichkeiten für Menschen, sich am Fluss aufzuhalten, sind zuletzt viele geschaffen worden. Wir dürfen aber nicht die Natur vergessen.“ Hier gebe es einen Mangel. Unter anderem in der Pleidelsheimer Aue sowie in Tübingen, Heilbronn und Bad Wimpfen wünscht er sich die Umsetzung weiterer Reservate. Auch für diese wäre das Neckarparadies dann gewissermaßen ein Vorbild.