Die Teilnehmer habe eine Menge über Flora und Fauna erfahren. Foto: NatureLife

Beim Neckaraktionstag ist einer Besuchergruppe das Benninger „Neckarparadies“ vorgestellt worden. Dabei erfuhren sie wissenswertes über die Pflanzen- und Tierwelt entlang des Flusses.

Benningen - Um den Fluss der Schwaben wieder mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rufen, boten verschiedene Organisationen am Neckaraktionstag entlang des Neckars unterschiedlichste Veranstaltungen an, bei denen der Fluss erlebt werden konnte. So zeigte etwa Conrad Fink von der Stiftung NatureLife-International einer Besuchergruppe bei schönstem Herbstwetter die Pflanzen- und Tierwelt am Benninger „Neckarparadies“. Die Teilnehmer erfuhren auch Wissenswertes zum Projekt und zur Kultur und Natur am Schwäbischen Fluss.

Conrad Fink lieferte zudem allgemeine Informationen zum Neckar, der auf der Baar bei Villingen-Schwenningen auf einer Höhe von 705 Metern entspringt.

Obwohl durch Schiffbarmachung, Besiedelung und Nutzungsintensivierung entlang des Neckars nur noch rund zwei Prozent der Bereiche naturnah sind, haben sich Reste von Auwäldern, Auewiesen und Hangwäldern bis heute erhalten. Fink hob auch den Wert der Kulturlandschaft hervor. So haben die zahlreichen Trockenmauerweinberge das Zeug für ein Weltkulturerbe. Auch die Streuobstwiesen mit ihrer Sortenvielfalt an Äpfeln, Birnen, Kirschen, Zwetschgen und anderen Obstsorten sind ein Charakteristikum des Neckartales und sollen gepflegt und genutzt werden.

Politisches Ziel der Region Stuttgart ist es, den Neckar für die rund 2,7 Millionen Einwohner der Region wieder zugänglich, erlebbar und für die Erholung nutzbar zu machen. Ein gelungenes Beispiel sind die Renaturierungsmaßnahmen in den Zugwiesen bei Ludwigsburg.

Ein Pilotprojekt, bei welchem erstmalig ein naturnaher Seitenarm wieder neu geschaffen wurde, ist das „Neckarparadies“ in Benningen, welches Conrad Fink den Besuchern vorstellte. Es wurde zwischen Februar und Juli 1998 gebaut. Das neue Gewässer ist 400 Meter lang und wurde nach dem Bau sich selbst überlassen. Mittlerweile hat sich ein natürlicher Auwald von etwa einem Kilometer Länge angesiedelt. Conrad Fink stellte den Besuchern die Arten des Auwaldes vor. Verschiedene Weidenarten, Pappeln und Erlen. Auch den Feldahorn – Baum des Jahres 2015 – konnte Fink zeigen. Fink ging auch auf die sogenannten Neophyten ein. Der Begriff bezeichnet Pflanzen, die erst seit der Entdeckung Amerikas bei uns vorkommen und durch die Globalisierung weiter zunehmen. Wörtlich übersetzt bedeutet Neophyten „neue Pflanzen“. Beispiele waren Eschen-Ahorn, Essigbaum und die Goldrute, welche alle aus Nordamerika stammen.

Von der Besucherplattform aus ging Conrad Fink auf die Vogelwelt ein. So brütet hier regelmäßig der Eisvogel in einer künstlich angebrachten Steilwand. Über der Gruppe drehte der Schwarzmilan seine Kreise. Nachtreiher, Teichhuhn, Graureiher, Gänsesäger, Nachtigall und Dorngrasmücke sind hier regelmäßig zu beobachten.

Der Seitenarm, der Zugang zum Neckar hat, ist ein wichtiger Laichplatz für Fische. Hier wurden 25 Fischarten nachgewiesen, welche im technisch ausgebauten Neckar kaum Laichmöglichkeiten finden. Fink zeigte auch lebende Kleintiere wie Flussflohkrebse und Larven von Köcherfliege und Libelle, welche im Neckar vorkommen. Auf den umgebenden Wiesen fing er Insekten wie Spinnen, Ameisen und Raupen, welche in der Becherlupe betrachtet werden konnten. Auch die trockenwarme Vegetation auf dem Neckardamm mit rund 25  blühenden Wildblumen wie etwa Flockenblume, Salbei, Eisenkraut, Taubenkropf oder Weißer Lichtnelke stellte Fink den Besuchern vor.

Als besonderes Schmankerl bot Conrad Fink in den Obstwiesen eine Obstsortenverkostung an. Unter den angebotenen Äpfeln und Birnen waren auch eine ganze Reihe, welche auf Schillers Vater Johann Kaspar Schiller zurückgehen, der als Hofgärtner des württembergischen Herzogs Carl-Eugen im 17. Jahrhundert die herzogliche Baumschule auf der Solitude in Stuttgart leitete. Probiert werden konnten unter anderem die Sorten Paradiesapfel, Mohrenapfel, Luikenapfel, Roter Kardinal, Trockener Martin und Bittenfelder.