Benninger Luxusproblem: Rücklagen investieren oder auf die hohe Kante legen? Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Benningen hat jetzt ein Luxusproblem, weil der Rechnungsabschluss ein so nicht erwartetes Plus bringt.

Benningen - Nach drei Jahren Neuem kommunalem Haushalts- und Rechnungswesen (NKHR) sei man froh, dass man schon so weit sei und es „ab jetzt einfacher wird“, betonte Benningens Bürgermeister Klaus Warthon bei der Einbringung der Jahresrechnung für das Jahr 2016. Obwohl man im neuen System, auch „Doppik“ genannt, die Abschreibungen mit erwirtschaften muss, habe man es geschafft, einen Überschuss zu erzielen. Im alten kameralistischen System hätte man 2016 sogar eine Zuführungsrate von 1,5 Millionen Euro gehabt, was einem „Top-Jahr“ entspreche.

2016 hatte Kämmerer Felix Dursch eigentlich ein negatives Ergebnis von 50 000 Euro vorausberechnet, durch die deutlich besseren Einnahmen, die mit 11,8 Millionen Euro fast 800 000 Euro über Plan ausfielen, steht nun ein Plus von 450 000 Euro am Ende der Bilanz. Grund ist vor allem die Einkommenssteuer, die mit 4,3 Millionen Euro 36 Prozent der Gesamteinnahmen ausmacht. Die Gewerbesteuer mit 1,3 Millionen Euro sei für Benninger Verhältnisse zwar beachtlich, mache aber nur rund zehn Prozent der Erträge aus. Die höheren Erträge wurden durch Mehr-Ausgaben vor allem im Personalbereich etwas abgeschmolzen, mit rund einer halben Million Euro, die man der nun mit 1,7 Millionen Euro gut gefüllten Rücklagen zuführen könne, habe man aber ein „sehr gutes Ergebnis. Nach drei Jahren Doppik ist das sehr positiv“, so Dursch.

Thomas Waldvogel (FWV) plädierte dafür, die Rücklagen wieder zu investieren und nicht für „schlechte Zeiten“ vorzuhalten, wie es der Bürgermeister gerne hätte. „Die Steuern werden nicht immer so sprudeln wie jetzt“, entgegnete Warthon. „Es wird anders, wir alle wissen es.“ Er habe auch mal durchgerechnet, so der Finanzexperte, wie die Gemeinde beim Einwohnerstand von vor zehn Jahren dastehen würde: „Ohne die zusätzlichen Einwohner aus den Neubaugebieten hätten wir rund eine Million Euro weniger an Einnahmen.“ Dabei sei die Grundsteuer B noch gar nicht berücksichtig, weil die Bescheide für das Neubaugebiet Seelach erst jetzt verschickt werden.

Bei der Wasserversorgung sei eine Kostenunterdeckung von 168 000 Euro aufgelaufen, die bei der nächsten Gebührenkalkulation den Wasserpreis erhöhen könnte. Beim Abwasser habe man die Gebühren schon gesenkt, aus dem Jahr 2016 stehen hier noch 288 000 Euro an Überschüssen an. Insgesamt ist der Schuldenstand Ende 2016 auf rund 700 Euro pro Einwohner gesunken, damit liege man unter dem Landesdurchschnitt. Der absolute Schuldenstand beträgt 4,376 Millionen Euro.