Die Kaffeetafel ist liebevoll dekoriert gewesen. Foto: Karin Götz

Der Bund für Heimatkunde hat zu einem Kaffeenachmittag eingeladen. Die Besucher bekamen Infos zum Thema Kaffee und konnten ihn kosten.

Benningen - Mit viel Liebe und Sinn fürs Detail haben die Mitglieder des Bundes für Heimatkunde am Samstagmittag zum Treffpunkt Adler eingeladen. Vom Muckefuck zum Bohnenkaffee lautete das Thema, das Andrea Fink den 20 Gästen näherbrachte. Passend zum Thema hatte die Vorsitzende des Bundes für Heimatkunde, Rita Schlegel, mit ihrem Team nicht nur die Tische mit Kaffeebohnen dekoriert, sondern auch eine nostalgische Kaffeetafel gerichtet – mit Kannenwärmer und altem Geschirr.

Das passende Ambiente für Kulturreferentin und Stadtführerin Andrea Fink, um in die Geheimnisse des echten Kaffees und seines Ersatzes einzutauchen. Normalerweise folgt sie mit ihren Zuhörern jenem unverwechselbaren Duft, der über der Stadt Ludwigsburg liegt. Denn seit mehr als 50 Jahren wird im Werk Ludwigsburg der Nestlé Deutschland AG, der ehemaligen Unifranck GmbH, der Caro-Kaffee hergestellt. Wofür der Name Caro steht, verriet Fink: Es ist sozusagen eine Hommage an den einstigen Firmenbesitzer Robert Franck und setzt sich aus den ersten beiden Buchstaben der Wörter Café und Robert zusammen.

1828 begann Johann Heinrich Franck mit der Herstellung des Kaffeezusatzes – zuerst im kleinen Stil in Vaihingen/Enz später dann im großen Stil in Ludwigsburg. Den Unterschied zwischen Muckefuck, wie man den aus Zichorien – genauer gesagt der Wurzel der gemeinen Wegwarte – gewonnenen Kaffee nennt und dem echten Bohnenkaffee, erzählt Andrea Fink, sehe man nicht in der Tasse. „Aber man schmeckt es“, sagt sie schmunzelnd und bekommt von den Gästen nach dem ersten Schluck dann auch gleich die Bestätigung.

Im 17. Jahrhundert sei Kaffee noch der Adelsschicht vorbehalten gewesen, taucht die Referentin in die Historie ein. „Das normale Volk hat danach gelechzt, aber es war so gut wie aussichtslos.“ Wer dennoch ein bisschen Rohkaffee ergattern konnte und selbst röstete, der lief Gefahr von so genannten Kafeeschnüfflern aufgespürt und zu hohen Strafen verdonnert zu werden. Die Hochzeit des Ersatzkaffees dauerte 150 Jahre. Auch in Benningen, erinnert sich eine Besucherin, wurde Zichorie angeplanzt. Die Wurzeln wurden dann nach Marbach zum Waschen gebracht und schließlich in Ludwigsburg weiter verarbeitet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg schwappte der richtige Bohnenkaffee dann aus Übersee auch nach Deutschland und der Ersatzkaffee verlor an Bedeutung. Das Ursprungsland des Kaffees sei Äthiopien, berichtet Andrea Fink. „Inzwischen wird er aber auf vier Kontinenten und in mehr als 50 Ländern angebaut. Der so genannte Kaffeegürtel führt 500 Kilometer nördlich und südlich entlang des Äquators.“ Der Kaffeestrauch wächst am besten in einer Höhe von 900 bis 1500 Meter und wird bis zu acht Mal im Jahr geerntet. Der Grund: Die Kirschen haben unterschiedliche Reifegrade. Gerät eine unreife Bohne zwischen die reifen kann sie mehrere Kilo Kaffee verderben. Die mit 70 Prozent am häufigsten angebaute Kaffeesorte, die dann auch im zweiten Teil des Kaffeenachmittags eingeschenkt wird, ist Arabica. Die restlichen 30 Prozent deckt die Sorte Robusta ab, die doppelt so viel Koffein hat wie Arabica.

Nach eineinhalb Stunden beendet Andrea Fink ihren kurzweiligen und informativen Vortrag mit dem Hinweis, sie könne ohne Weiteres weitermachen. Und daran hat keiner in der Runde auch nur den leisesten Zweifel. . .