Der eigentlich „Schuldige“ aus Benninger Sicht ist das Landratsamt Ludwigsburg. Foto: FACTUM-WEISE

Die Anwohner rund um den Bahnhof müssen sich künftig an die Parkscheibenregelung halten.

Der Schuss ist nach hinten losgegangen, oder wie es Bürgermeister Klaus Warthon in der Gemeinderatsitzung am Montag ausdrückte: „Wir sind als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet!“ Eigentlich wollte man die Anwohner mit dem Parkraumkonzept rund um den Bahnhof besser stellen.

Oft sei es nämlich so, berichtete Ordnungsamtsleiterin Verena Wilhelm, dass die Bewohner der Bahnhof- und Studion-straße und auch der anderen rund um den Bahnhof gelegenen Straßen keinen Parkplatz finden, weil S-Bahn-Pendler den ganzen Tag hier parken. Das Parkdeck am Bahnhof ist meist schon am frühen Morgen voll belegt. Dann suchen die S-Bahn-Fahrer einen Stellplatz für ihr Auto im Umfeld des Bahnhofs.

„Der Verkehr von außerhalb aus dem Bottwartal kommt zu uns“, bemerkte Thomas Waldvogel (FWV) dazu. „In Marbach wird das Parken am Bahnhof teurer und in Freiberg hat man jetzt für den schönen Bahnhofsvorplatz etliche Stellplätze geopfert“, stimmte Harald Hausmann (FWV) in das Klagelied mit ein. „Wir werden bis zum Kragen zugeparkt!“

Der eigentlich „Schuldige“ aus Benninger Sicht sitzt aber in Ludwigsburg. Das Landratsamt hat das Bewohnerparken mit einem Federstrich für ungültig erklärt. Sinngemäß wird als Grund dafür angegeben: Es gehe in Benningen nicht darum, dass die Bewohner einen Parkplatz finden, sondern die Fahrgäste die S-Bahn.

Weil es unter den 250 Parkplätzen rund um den Bahnhof immer wieder freie Stellmöglichkeiten gibt, gebe es „keinen erheblichen Parkraummangel“. „Dies gilt erst bei 100 Prozent Auslastung“, so der von der Gemeinde beauftragte Verkehrsplaner Wolfgang Schröder. Zudem fallen nur „städtische Quartiere“ unter die Regelung, Benningen mit unter 7000 Einwohnern sei für Bewohnerparkausweise zu klein.

Dem Landratsamt und dem Regierungspräsidium Stuttgart, mit dem das Vorgehen abgestimmt war, gehe es darum, die S-Bahn zu fördern, erläuterte Schröder. „Wir haben eine Funktion für die ganze Region, damit Stuttgart und Ludwigsburg vom Verkehr entlastet werden.“ Der Plan ist jetzt, in der Bahnhof- und Studionstraße von Montag bis Freitag, außer an Feiertagen, in der Zeit zwischen 7 und 14 Uhr die Parkzeit auf zwei Stunden zu beschränken. Damit habe man endlich eine einheitliche Regelung, so Wilhelm, da es einige Stellen gebe, in der die Parkzeit gar nicht festgelegt ist. „Da gibt es zum Teil Dauerparker, gegen die wir nicht vorgehen können.“

Allerdings, das hat das Landratsamt verfügt, dürfen keine Parkausweise für Bewohner ausgegeben werden. Das bedeute, so Wilhelm, dass die Bewohner und auch Mitarbeiter der Geschäfte und des Pflegeheims, sich künftig an die Parkscheibenregelung halten müssen. Für die Anliegerstraßen ändere sich nichts. Allerdings seien die Ausweise dort rechtlich nicht bindend, da auch andere Parker ein „berechtigtes Anliegen“ haben könnten.