Seit dem Bau der Unterführung hat sich nichts mehr getan. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Seit zwei Jahren herrscht Stillstand an der Ortsumgehung. Die Grundstücksverhandlungen befinden sich weiter in der Sackgasse.

Benningen - Im Sommer 2015 war die Hoffnung noch groß, dass statt auf der Beihinger Straße durch den Ort die Autos bald auf der Benninger Umgehungsstraße fahren. Das Fundament für die Unterführung wurde gegossen, mit der die Sportplätze, das Bootshaus und der Neckar erreichbar sind. Allein für die 13 mal 10 Meter breite Bodenplatte brauchten die Bauarbeiter 150 Kubikmeter Beton aus 20 Betonmischern. Rund 330 Tonnen Gewicht hat allein die Bodenplatte.

Gegen Ende des Jahres 2015 war die Unterführung zwar nahezu fertig, es verdichteten sich aber die Hinweise, dass es mit dem Bau der Brücke Probleme geben wird. Dann der Schock: Eine Anfrage unserer Zeitung beim Regierungspräsidium Stuttgart (RP) brachte ans Licht, dass die neue Brücke über den Neckar nicht so gebaut werden kann wie ursprünglich geplant.

Der Grund: Weil der Neckar für Langschiffe mit 135 Metern ausgebaut werden soll, muss auch die Brücke ganz andere Dimensionen haben. Beim Spatenstich für das rund 8 Millionen Euro teure neue Teilstück der L 1138 am 8. Juni 2015 war man von einer Bauzeit von etwa zweieinhalb Jahren ausgegangen. Verkehrsminister Winfried Hermann rechnete mit der Fertigstellung der neuen Umfahrung auf Ende 2017. Später wurde vom RP die Fertigstellung aufs Jahr 2020 terminiert.

Doch schon beim Spatenstich war zumindest einigen Beteiligten bekannt, dass der Zeitplan nicht zu halten sein wird. Zumindest behauptet das der Leiter des Wasserschifffahrtsamts (WSA) in Stuttgart, Walter Braun. „Es war von meiner Seite schon vor dem Spatenstich klar kommuniziert, dass die Brücke so nicht gebaut werden kann.“ Aus dem Verkehrsministerium hieß es auf Nachfrage unsere Zeitung, dass man von den Schwierigkeiten zwar gewusst habe, Minister Hermann aber gehofft habe, dass sich diese schneller auflösen lassen.

Weil die neu geplante Brücke im Gewerbegebiet Krautlose weiter ausläuft, sind zusätzliche Grundstücke notwendig. Die Grundstücksverhandlungen stecken aber seit mehr als zwei Jahren in der Sackgasse. Betroffen ist vor allem die Schiffs- und Lkw-Umschlaganlage der Firma Epple, deren Geschäftsführer gestern Nachmittag nicht zu erreichen war.

In Benningen reagiert man mit Häme und Verärgerung auf den Stillstand. Vom „Hermann’schen Baudenkmal“ ist die Rede, andere mutmaßen schon, dass die Unterführung ein Fall für den Rechnungshof wird, wenn das Bauwerk wieder abgerissen werden muss, weil es nicht zur neuen Brücke passt. Bürgermeister Klaus Warthon hofft weiter auf eine Einigung bei den „guten Gesprächen“. „Ich verstehe den Ärger, den ich auch zu hören bekomme. Da kämpft man jahrelang für die Umgehungsstraße und dann geht nichts voran.“ Das RP hat indessen nichts Neues zu vermelden: „Das Ende der Verhandlungen können wir derzeit nicht prognostizieren“, heißt es lapidar. An die Möglichkeit einer Enteignung sei bisher noch nicht gedacht worden.