Der Boden am Neckarufer ist stark kontaminiert. Foto: Archiv (Kuhnle)

Ökologische Ausgleichsmaßnahme am Fischwasser würde Millionen kosten. Geologen haben bei Untersuchungen Altlasten gefunden.

Benningen - Eine unliebsame Entdeckung machten Geologen vergangene Woche am Benninger Neckarufer. Bei Voruntersuchungen für die geplante Ausgleichsmaßnahme am Fischwasser nahmen die Experten fünf Bodenproben – reine Routine eigentlich.

Das Ergebnis schreckte die Fachleute auf. „Der Boden dort ist stark kontaminiert“, berichtete Ingenieur Karl-Heinz Lang vom beauftragten Büro Rauschmaier. Man habe Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) gefunden. „Das sind vermutlich Industrieschlämme, Teer und Öl, die dort abgelagert wurden.“

Im Gespräch mit einigen anwesenden älteren Bennningern ließ sich klären, dass der Neckar bei der Kanalisierung um 1954 ausgebaggert wurde, und dass der Aushub an der Straße zwischen Marbach und Benningen abgelagert worden ist. Die als krebserregend eingestuften PAK sind zwar nur sehr gering wasserlöslich, dennoch ist wohl einiges im Laufe der Jahrzehnte ausgewaschen worden. „Die Konzentration ist im Erdreich, das oberhalb der Wasseroberfläche liegt, höher als darunter“, so Lang.

Eigentlich sollte das Neckarufer 355 Meter von der Neckarbrücke flussaufwärts Richtung Marbach renaturiert werden als Ausgleich für die neuen Wohn- und Gewerbegebiete Seelach und Bild III. Für den Bau eines naturnahen Seitenarmes hätte die Böschung abgetragen und der Boden deponiert werden sollen. Dies sei grundsätzlich zwar immer noch möglich, so Lang, allerdings fallen erheblich höhere Kosten dafür an. Ein Großteil der anfallenden 12 000 Kubikmeter müsse nach der Deponieklasse II eingestuft werden, die Ingenieure gehen vorläufig von 7000 Kubikmetern aus. Für die Deponierung müssten 70 Euro pro Kubikmeter bezahlt werden, das seien rund eine halbe Million Euro.

Auch für das weniger stark belastete Material fallen höhere Kosten an als der ursprünglich geplanten rund 830 000 Euro, sodass die ganze Maßnahme jetzt auf voraussichtlich 1,9 Millionen Euro kommen würde. „Wir könnten natürlich noch genauere Untersuchungen machen lassen, um die Menge des stark kontaminierten Materials einzugrenzen“, merkte Bürgermeister Klaus Warthon an.

Allerdings würden diese Untersuchungen wiederum Kosten verursachen. Und auch das weniger stark belastete Erdreich müsse deponiert werden, wofür immerhin 45 Euro pro Kubikmeter anfallen. Es sei sinnvoller, statt der Renaturierung des Fischwassers nach Alternativen zu suchen, schlug Warthon vor. Diese könnten durchaus auch in anderen Orten sein, wenn man auf der eigenen Markung keine geeigneten Flächen mehr finde.

Reizvoll sei auch die im Zuge der Ortsumgehung, die ab nächstem Jahr gebaut werden soll, geplanten Ausgleichsmaßnahmen mit denen der Baugebiete zusammenzupacken. „Da haben wir die Chance, das gleich mitzumachen.“ Eberhard Lenz (FWV) sorgte sich, ob man die Altlasten „einfach so liegen lassen kann“. Planer Lang hat sich erkundigt: „So lange wir das nicht anfassen, müssen wir nichts tun.“ Nur wenn man das Material ausbaggere, müsse man es auch deponieren.

Ilse Käß (SPD) sieht die Verantwortung beim Bund, schließlich sei der Neckar ja eine Bundeswasserstraße. „Das ist nicht unser Benninger Schlamm.“ Fraktionskollege Manfred Meister widersprach aber: „Man kann keinen mehr haftbar machen, weil der Verursacher ja nicht mehr feststellbar ist.“