Es riecht muffig – der besonderen Atmosphäre tut das jedoch keinen Abbruch. Foto: avanti

Drei Keller sind bei einer Führung besichtigt worden. Früher galten sie als das Zentrum des Hauses.

Beilstein - Bis nach dem Zweiten Weltkrieg spielten Gewölbekeller vor allem in Weinorten wie etwa Beilstein eine wichtige Rolle. Die Stadtführerinnen Ingrid Link und Petra Offergeld wissen viel über die kühlen Orte, die unterhalb des Alltagrummels liegen und Fremden vielfach gar nicht mehr zugänglich sind.

Am Sonntag stiegen die beiden Frauen mit Interessierten hinab in drei Beilsteiner Keller, um von ihrem Wissen preiszugeben, was auch heutige Zeitgenossen interessant finden könnten. Am Anfang aber stand der Rat, „gut auf sich aufzupassen“, denn die Treppen, die in die Verlies ähnlichen Bauten führen, sind sehr steil, ausgetreten und führen ins pechschwarze Dunkle. „Manche“, so warnte Ingrid Link, „sind auch rutschig“. Mit Stirn- oder Taschenlampen machten sich deshalb die Teilnehmer auf den Weg. Unten angelangt, stieg schnell der charakteristisch-modrige Geruch in die Nase. Der Forsthauskeller links vom Rathaus, ein privat genutzter Weinkeller mit einem Boden aus Schilfsandstein, war das erste Ziel, um „in den Kern zu gehen“. Ein Ausspruch aus früheren Zeiten, der deutlich macht, dass „der Keller das Zentrum des Hauses gewesen ist und zum Überleben notwendig war“. Keller, die im Krieg auch als Zufluchtsort dienten, waren jedoch teuer und bedeuteten viel Aufwand. Nur reiche Hausbesitzer, die Kirche oder der Staat konnten sich einen solchen leisten.

Ingrid Link erklärte auch, wie es bautechnisch zu der Gewölbeform kam und beschrieb die konisch zugeschnittenen Steine, die für den Gewölbekeller zum Einsatz kamen. Auch Fragen zur Belüftung der kühlen Riesen, die vielfach den „blubbernden Wein“ beherbergten, der wiederum Kohlenmonoxid erzeugt, oder etwa der Umstand, dass Feuchtigkeit eine große Rolle spielte, wurden bei der Führung lebhaft thematisiert. Denn vor allem der Schimmel stellte eine Gefahr für die Bewohner und das im Keller gelagerte Gut dar. „Deshalb wurden außerhalb Rebstöcke gepflanzt, deren meterlange Wurzeln die Feuchtigkeit suchen und den Keller trocken hielten“, wussten die Stadtführerinnen. Doch die Rebstöcke sorgten nicht nur für trockene Verhältnisse. Sie waren auch ein sichtbares Zeichen für alle Weinkäufer, die in den Ort kamen.

Und wo Wein gelagert wurde, da darf auch Wein getrunken werden. Kuschelig eng und die Dunkelheit der Keller romantisch mit Kerzenlicht ausgeleuchtet, gab es für die Teilnehmer Lemberger in drei Varianten zu kosten. Und plötzlich war von dem zuvor skizzierten Unbehagen, das speziell Kinder, die zum Weinkrug befüllen in den Keller hinabsteigen mussten, wo die Mäuse raschelten, Spinnweben übers Gesicht streiften und der Most seltsam blubberte, nicht mehr viel zu spüren. Dafür lebten – auch bei den weiteren Kellerbesuchen – dem Archivkeller im Ahlerschen Haus und dem Rathauskeller, immer mehr Erinnerungen bei den Teilnehmern auf. Gemeinsam mit ihnen machten die Sachinformationen sowie die bissig-humorvollen Texte über den Württemberger Wein, die Thaddäus Troll verfasst hat und die Gretel Hettig zum Besten gab, aus der Führung eine lebendige und eindrucksvolle Zeitreise in die Vergangenheit.