Besucher aller Altersklassen interessieren sich für die Bahnstrecke. Foto: Eisenbahnfreunde

Am Tag des offenen Denkmals haben Orts- und Eisenbahnkenner interessierte Besucher entlang der ehemaligen Bahnstrecke geführt. Dabei gab es viel Interessantes über die Bottwartalbahn und deren Historie zu erfahren.

Beilstein - Bestimmt schon mehrere hundert Mal sind viele Bürger daran vorbeigelaufen, an dem offensichtlich historischen Bürogebäude eines Steuerberaters in der Dammstraße. Am Tag des offenen Denkmals war dort zwar nicht geöffnet, dennoch erfuhren die Teilnehmer der Denkmalsführung durch Beilstein: Das stattliche Eckhaus beherbergte einst die Eisenbahner des Ortes und ihre Familien.

„Auf den Spuren der Bottwartalbahn“ hießen die Führungen, die vom Ortskenner Oliver Kämpf und den Eisenbahnkennern Wolfram Berner und Hans-Joachim Knupfer am 13. September angeboten wurden. Gut 60 Teilnehmer aller Altersstufen waren vertreten. Unter die Beilsteiner hatten sich auch Gäste aus Marbach, Abstatt oder Öhringen gemischt. Auf der Tour ging es zunächst einmal um das einstige Bahngelände entlang der Dammstraße und bis zum Bahnbusparkplatz, vorbei am Rollschemeldenkmal zurück über den Fußweg „Alte Bahn“. Über das Gelände der Stadthalle wurde der Scheitelpunkt der Landstraße nach Auenstein erreicht, genau dort, wo auch die Bahnlinie ihren höchsten Punkt hatte. Dann ging es auf die eigentliche Bahntrasse im Bogen gegen Auenstein.

„Die Bahn war für einen Ort wie Beilstein kein kleiner Arbeitgeber“, erläuterte Hans-Joachim Knupfer vor dem einstigen Dienstwohngebäude, das die Königlich Württembergische Staatsbahn dort 1912 erbaut hatte: Für rund zwei Dutzend Mitarbeiter war Beilstein der Dienstort – vom Fahrkartenverkauf über den Güterschuppen bis zur Tätigkeit als Schlosser im Maschinenhaus. Dazu kam weiteres Zugpersonal. Oliver Kämpf verwies auf die erhaltene Staffel zur ehemaligen Station: „Wir haben keinen Bahnhof mehr, aber zum Glück noch eine Bahnhofstreppe.“ Diese sei als geschichtliches Relikt wichtig, wie Kämpf schilderte: „Wer mit dem Zug ankam, hatte einen herrlichen Blick auf die Stadt – und eine schwere Wahl, weil bereits in der Bahnhofstraße vier Wirtschaften auf die Reisenden warteten.“ Für den Rückweg nach einem schönen Ausflugstag habe die Treppe aber ihre Tücken gehabt: Mancher, der dem Rebensaft zu stark zugesprochen hatte, habe das Bauwerk nicht mehr rechtzeitig erklommen – und das habe zu ungeplanten Übernachtungen in den Gasthöfen geführt, wie Kämpf schmunzelt: „Weg war der letzte Zug“.

Beeindruckt zeigten sich die Teilnehmer von den historischen Bildern im Großformat, welche die Bahnfreunde vor Ort als „Zeitfenster“ vorzeigten: „So hat es genau an dieser Stelle vor 50 Jahren ausgesehen.“ Ob Wasserkran für die Dampflokomotiven, die Wasserversorgung vom Söhlbachtal her, das für Eisenbahnfreunde schon immer verlockende Maschinenhaus – für eine halbe Stunde wurde die einstige Rolle der Bottwartalbahn wieder lebendig. Der einstige Beilsteiner Heiner Weidner hielt einen spontanen Kurzvortrag über die Entstehung des Bähnleswanderwegs auf der Bahntrasse vor 40 Jahren. „Das ist schließlich auch schon für sich ein Stück Geschichte“, betonte der 86-Jährige. Erst mit dem Wanderweg sei die heutige touristische Rolle Beilsteins allmählich wieder neu belebt worden. Auf reges Interesse stießen die provisorischen Informationstafeln zur Bottwartalbahn, die künftig – in einer dauerhaften Ausführung – zu einem kleinen bahnkundlichen Rundweg durch Beilstein werden könnten. „Wir haben schon für fast alle jeweils einen Spender“, wie Hans-Joachim Knupfer versicherte.

Groß waren die Augen der Teilnehmer, als sie hinter dem Ortsende vor dem leibhaftigen Stück Bahngleis standen, das die Bahnfreunde im Moment provisorisch auf dem alten Bahndamm aufgebaut haben. Mehr davon, mit Erläuterungstafeln ausgeschildert, und das die Gemeindegrenze übergreifend als gemeinsame Touristikattraktion von Beilstein und Ilsfeld, so schilderte Oliver Kämpf die mögliche Perspektive: „Das wird eine Abwägung in Naturschutzdingen brauchen.“ Knupfer verwies auf den Lebensraum, die ein Bahndamm mit Schotterbett und Stahlgleis für wärmeliebende Spezies der Tierwelt biete: „Das gilt unter Biologen als sehr hochwertig“ – und könne ein Ersatzbiotop für einstige Weinbergmauern bilden. Schmunzelnd hatten die Wanderer anschließend zu erraten, was die für einen Tag am Bahndamm aufgestellte Emailletafel mit den Buchstaben L und P für den Lokführer zu bedeuten hatte. die älteren Gäste wussten: „Läuten und Pfeifen“ hieß die Erklärung. Wie zum Beweis durften die Kinder am Ende des Bahndammes dann das alte Dampfläutewerk der Lok erklingen lassen, das die Bahnfreunde auch noch angeschleppt hatten. Bedauernd vernahmen einige Teilnehmer, dass die Aktivisten keinen Verein und vor allem kein Spendenkonto hätten: „Was ihr vorhabt, ist eine prima Sache, das muss man unterstützen.“