Technik als Erfolgsfaktor: Kin Prayun Thawang (rechts) zeigt den Thaiboxern einzelne Bewegungsabläufe. Foto: avanti

Unter Anleitung von Kin Prayun Thawang haben 24 Sportler ihre Fähigkeiten im Thaiboxen vertieft.

Beilstein - Das Arthur’s Gym in Beilstein ist gut besucht, als Kin Prayun Thawang den Abend mit einer besonderen Geste einleitet: Vor den Augen der 24 Teilnehmer führt der Ex-Thaibox-Profi aus Thailand im Ring den „Wai Khru“ vor – eine bewegungsintensive Zeremonie , mit der er die Besucher grüßt und dem Studio seinen Respekt zollt. Bereits das macht deutlich: Im Thaiboxen, das an diesem Abend in den Mittelpunkt rückt, geht es nicht – wie man meinen könnte – um rohe Gewalt. Die Bewegungsabläufe der Kämpfer sind durchdacht, die Technik ist wichtiger als Kraft.

Zur Sache geht’s natürlich trotzdem. „Thaiboxen ist die härteste Kampfsportart, die im Ring ausgetragen wird“, sagt Arthur Kilzheimer, Betreiber des Gyms. Das liegt vor allem daran, dass neben den Fäusten auch die Füße, Knie und Ellbogen eingesetzt werden dürfen. Wie beim gewöhnlichen Boxen gewinnt, wer seinen Kontrahenten zu Boden bringt oder durch das Kampfgericht die besseren Körpertreffer gewertet bekommt.

24 Unerschrockene sind also gekommen, um den Anweisungen und Tipps von Kin Prayun Thawang zu lauschen und diese gleich selbst in die Tat umzusetzen. Der heute 45-Jährige zählte jahrelang zu den besten Thaiboxern Thailands und ist heute als Trainer aktiv. Gemeinsam mit Bernard Caplin macht er gerade mit der „Muaythai Masterclass“ Station in Deutschland und ist erstmals in Beilstein zu Gast.

Auf Interesse stößt das bei Männern und Frauen sowie Jugendlichen. Sie bringen Kenntnisse über das Thaiboxen mit. Mit einem Ex-Profi zu trainieren? Das will sich hier niemand entgehen lassen. Zunächst rücken beim Training die Hände in den Fokus, die schützend vor das Gesicht gehalten werden. Peu à peu steigert sich die Intensität: Nach den durch Boxhandschuhe geschützten Fäusten und Ellbogen kommen die Beine zum Einsatz. Anders als beim Kampf, tragen die Sportler Schienbeinschoner. In der mehr als zweistündigen Einheit geht es nicht um einzelne Schläge oder Tritte, sondern stets um komplexe Bewegungsabläufe, die eine konkrete Kampfsituation simulieren und alle Möglichkeiten des Angriffs und der Abwehr in der jeweiligen Situation aufzeigen. Jede Variante des Angriffs trägt dabei einen thailändischen Fachbegriff.

Maßgeblich für den Erfolg beim Thaiboxen sind die Körperbeherrschung und die Fähigkeit, flink auf Angriffe des Gegners zu reagieren. „Achtet auf die Balance und die Körperspannung“ ruft Kin seinen Schülern zu. Die sind mit Begeisterung dabei, verfolgen gespannt, wie Kin die Übungen vormacht. Kein Wunder, dass bei allen schnell der Schweiß fließt. Blaue Flecken und Verletzungen sind beim fortgeschrittenen Thaiboxen kaum zu vermeiden. Bernard Caplin, der den Sport 1999 in Thailand kennenlernte und ihn bald darauf in Europa anbot, betont dennoch: „Groß geschrieben wird der Respekt voreinander.“ Und Arthur Kilzheimer pflichtet ihm bei: „Jemand, der ins Studio kommt und sich wie ein ‚Proll’ benimmt, wird bald merken, dass Thaiboxen nichts für ihn ist.“ Einen sozialen Hintergrund hat der Besuch des Duos auch: Es bedankte sich mit dem Abend für die Unterstützung des Beilsteiner Gyms bei einer Charity-Aktion. Das Geld kam einer Pension für Straßenhunde zugute, die Kin in Thailand unterhält.