Erst wird zur Einweihung gesungen, dann darf in dem neuen Haus wieder nach Herzenslust gespielt werden. Foto: Avanti

Mit der Einweihung des neuen Kinderhauses ist ein monatelanger Kraftakt glücklich vorbei, der den Darstellern mitunter Alpträume beschert hat.

Beilstein - Zwei wichtige Vorgaben hat der Neubau des Beilsteiner Kinderhauses nicht erfüllt: Die „magische Fünf-Millionen-Grenze“ sollte nicht überschritten werden und die Fertigstellung Ende des Jahres 2016 sein. Nun sind es sechs Millionen Euro und die Einweihung war erst jetzt am Samstag. „So ein Krimi ist von der Spannung her Peanuts im Vergleich zum Bau eines Kinderhauses“, stellte Bürgermeister Patrick Holl fest.

Aber am Ende ist alles gut. „Wir sind stolz auf unser Kinderhaus und froh, dass es spät zwar, aber rechtzeitig fertig wurde“, sagte der Elternbeiratsvorsitzende Oliver Rossnagel. Rund 150 Gäste, darunter viele Eltern mit ihren Kindern, nahmen an der offiziellen Eröffnung im Birkenweg teil. Die Sporthalle und das angrenzende „Restaurant“ boten reichlich Platz.

„Hallo, hurra, jetzt sind wir alle da!“, sangen die Kinder mit ihren Erzieherinnen. Langeweile gibt es nicht im Kinderhaus im Birkenweg, es wird gelacht und auch „ziemlich laut gesungen“. Mit den hellen und vielfältig nutzbaren Räumen ist man nicht nur baulich auf dem neuesten Stand, sondern kann auch konzeptionell den veränderten Anforderungen bei Bildung und Betreuung gerecht werden, so die Leiterin der Beilsteiner Kindereinrichtungen Sabine Rabe. Nach modernsten Erfordernissen haben man mit dem Haus einen „zukunftsweisenden Meilenstein in der Betreuung und Bildung“ der jüngsten Mitbürger gesetzt, und gleichzeitig eine „Oase geschaffen, in der sich jedes Kind sehr wohlfühlt“.

Die derzeit rund 30 Krippenkinder und 70 Kinder im Ü3-Bereich haben jeweils ihr eigenes Haus. „Ein Haus für die Kleinen, ein Haus für die Großen und ein Haus für Alle“, erklärte Architekt Joel Harris seine Philosophie. In der Mitte jedes Hauses sorgen gläserne „Laternen“ für viel Licht.

Viele Funktionsräume ermöglichen reichhaltige Möglichkeiten zum Spielen. In der Krippe gibt es noch teilweise die Zuordnung zu Gruppen, im Kindergarten ab drei Jahren wird im offenen Konzept „viel in Projektarbeit gemacht“, wie Sabine Rabe am Samstag im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert.

Die kleinen Besucher konnten sich nach ihrer Gesangsdarbietung auf den Weg machen und den Kindergarten erkunden, denn, wie Bürgermeister Holl bemerkte: „Manche Rede erträgt man auch als Erwachsener nur schwer.“ Holl ging noch einmal auf den „Kraftakt“ ein, der die Planung und der Bau des Kinderhauses allen Beteiligten abforderte: 18 000 E-Mails seien geschrieben worden, manche Vergabe hätten ihn und seinen Bauamtsleiter Tim Breitenöder, dem Holl ausdrücklich für sein Durchhaltevermögen und den unermüdlichen Einsatz dankte, „bis in die Träume verfolgt“.

Kostensteigerungen und Zeitverzug hätten seit dem Spatenstich am 1. April 2016 noch für manche Alpträume gesorgt. „Mit dem ein oder anderen Punkt müssen wir uns noch kritisch und auch selbstkritisch beschäftigen“, bemerkte der Bürgermeister, der auch seinem Gemeinderat für die Einsicht dankte, „dass man eine Operation am offenen Herzen ja schlecht abbrechen kann“.

Um es allerdings positiv zu formulieren: „Auf die allermeisten Handwerker war Verlass!“ Vor allem den örtlichen und regionalen Unternehmen dankte Holl für ihre Flexibilität. Geschenke gab es unter anderem von den Landfrauen, die sich mit Gemüse- und Obstkörben dafür bedankten, die Sporthalle nutzen zu dürfen. Insgesamt zehn externe Nutzer freuen sich mit den Kindern über die neuen Räumlichkeiten.