Hoch über den Häusern Beilsteins ist der Tango zum Genuss geworden. Foto: Werner Kuhnle

Üppige Sinnesfreuden hat das Tangodinner im Beilsteiner Haus der Kinderkirche am Sonntag zelebriert.

Mit dem Tangodinner im Beilsteiner Schloss sind gleich einige Sinneswahrnehmungen lebhaft bespielt worden. Denn im Zentrum des auch kulinarisch verwöhnenden Abends stand nicht nur der Tango; musikalisch gleichermaßen eindrucksvoll wie in der Gestalt des Wortes und des Tanzes. Brigitte Schober-Schmutz als charmante Gastgeberin freute sich, mit dem Sommernachtsdinner zum Thema Tango nicht nur eine Vielzahl an Gästen zu begrüßen, sondern gleich „auch eine neue Zielgruppe, als dies beim Operndinner der Fall ist“.

Feucht-tropisch wie im sommerlichen Buenos Aires ging es auch hoch über den Häusern Beilsteins zu, als der Tango zum Genuss und „zum Einlassen auf das andere Geschlecht“ in den Schlosshof rief. Eine Szenerie wie mitten aus dem Nachtleben von Buenos Aires. Und dank des Wetters, ein Freiluftspektakel der besonderen Art, bei dem auf professioneller Bühne die Bandoneonspielerin Elke Knötzele ihre Aufwartung machte. „Eine von Zwölfen in Europa, die es auf dem Instrument zur Konzertreife gebracht hat“, wie Schober-Schmutz bei der Ankündigung verlauten ließ. Mitgebracht hat die erfahrene Musikerin ihren Ehemann Paul-Ernst am Klavier sowie Tochter Hanna an der Geige.

Gemeinsam treten sie als Trio al Corte auf und sorgen so für ein atmosphärisch dichtes Tango-Vergnügen, das durch das sensible Spiel auf der Geige und die virtuose Klavier-Begleitung stimmungsvoll in das Lebensgefühl des Tangos eingeführt hat. Eines, das von Komponisten wie Astor Piazolla intensiv geprägt wurde. Unterstützt wurde dieses Unterfangen auch von Ulrike-Kirsten Hanne, die dem Publikum eine feinsinnige Textauswahl wie einen bunten Strauß Blumen in die Arme warf. Neben ihren aufschlussreichen Rezitationen führte Hanne zudem Regie.

Ihr gelang es mit szenisch dargebotenen und einfallsreichen Geschichten sowie aussagekräftigen Gedanken und interessanten Hintergrundinformationen zum Entstehen des Tangos, die Anwesenden spielerisch in die Macht des Tanzes und dessen „rätselhaften inneren Zustand“ hineinzuziehen. Ihre Worte aber landeten nicht nur im Bewusstsein, sondern direkt auch im Herzen.

Was das Bandoneon betrifft, da erfuhr das Publikum, dass es das in Deutschland erfundene Instrument war, das in Argentinien die schöpferische Kraft des Tangos so richtig freisetzte. Das als „Herz des Tangos“ beschriebene Bandoneon beeindruckte aber auch im schwäbischen Beilstein die geneigten Zuhörer. Und es ermöglichte den Tänzern eines Schwäbisch-Gmünder Tangoclubs auf der Bühne, in das entsprechende Gefühl zu schlüpfen. Unter den kraftvoll-ruckigen, dann wieder melancholisch-klagenden Tönen des Bandoneons entfalteten die Tänzer ihre geschmeidig-lauernden Bewegungen. Angefangen mit dem machohaften Werben um die Tänzerin bis hin zum lasziv-erotischen Annähern und neckischen Spielereien mit dem weiblichen Bein, wurden die Tangotanzenden mit Anmut und sanfter Körperbeherrschung über das Parkett getragen . Denn das war für die Besucher schließlich auch zu erfahren: „Der Tango entsteht im Augenblick der Ausführung und verlangt nur eines: Respekt vor dem Takt.“ Und dieser verpflichtete selbst das Küchen- und Servicepersonal im Schloss. In wohldosierten Happen wurde die Kunst im Wechsel mit der auserlesenen Drei-Gänge-Menüfolge gereicht. So kam jeder Genuss zur vollen Entfaltung.