Das Geld aus dem Scheck wird für Bewässerungssysteme genutzt. Foto: Werner Kuhnle

Wajapi-Indigene sorgen im Valentin-Wanner-Haus für eine aufschlussreiche Frage- und Antwortrunde.

Beilstein - Rührig sind die Mitglieder des Beilsteiner Weltladens schon eine ganze Weile. Immer wieder tragen sie Spenden und ihre Mitgliedsbeiträge zusammen, um wichtige Projekte in Brasilien zu unterstützen. Ein wesentlicher Partner dafür ist die Hilfsorganisation Poema Deutschland, die jüngst ihren 25. Geburtstag feierte und die zahlreiche Projekte zum Schutz des brasilianischen Regenwaldes fördert. Aus diesem Grunde sind derzeit zwei Wajapi-Indigene mit ihren Begleitern in Deutschland zu Besuch.

Auch in der Langhansstadt machten die indigenen Besucher am Dienstag Station und berichteten im Valentin-Wanner-Haus, gemeinsam mit den Vorständen von Poema, über ihre persönliche Situation im amazonischen Regenwald und die Bedeutung der Unterstützung durch Poema. Zuvor überreichte Dieter Streicher, pensionierter Rektor der Grund- und Hauptschule Beilstein, einen Scheck über 2500 Euro an den Vorstand von Poema, Gerd Rathgeb und Johann Graf. Geld, das für lebenserhaltende Bewässerungssysteme genutzt wird, weil dort bereitsdort auch die Flüsse geschädigt sind.

Die Wajapi wurden in den 1980er-Jahren von Weißen entdeckt. Ein Zusammentreffen, das für das indigene Volk sehr bedrohlich war, denn sie hatten keinerlei Schutz gegen die ansteckenden Krankheiten und wurden deshalb stark dezimiert. Heute leben wieder 1200 Wajapi in einem als Reservat geschützten Gebiet.

Poema steht für Armut und Umwelt, ein bewusst gewählter Begriff, denn „wenn die Menschen arm sind, denken sie weniger an ihre Umwelt“, so Rathgeb, der weiß, dass dem Gesamtsystem Erde der Kollaps droht, wenn die Zerstörung des Regenwaldes weiter in dem Tempo voranschreitet. 20 Prozent dieses „größten zusammenhängenden Regenwaldgebietes“ sind bereits zerstört. „Doch die indigenen Völker sind große Waldschützer, ohne sie geht es nicht weiter“, machte der Vorsitzende klar und betonte: „Wir könnten von diesen Leuten viel mehr lernen, als die von uns“. Johann Graf, zweiter Vorsitzender von Poema, war bereits 15 Mal bei den Wajapi zu Besuch und konnte mit einem eindrucksvollen Bildvortrag, der auch wertvolle Impulse mittels eines Kurzfilms lieferte, viel Nähe und Sympathie für das indigene Volk aufbauen.

Schnell wurde den Anwesenden dabei klar, dass in mancher Hinsicht die Errungenschaften unserer Zivilisation den dortigen hinterherhinken: So waren die Zuhörer äußerst beeindruckt von der Tatsache, dass beide Eltern nach der Geburt ihres Kindes, mehrere Monate lang von der Gemeinschaft getragen werden, um sich ausschließlich dem jungen Erdenbürger widmen und eine intensive Beziehung aufbauen zu können. „Das ist ja ganz modern“, war als spontaner Ausruf zu hören. Mit Hilfe der Übersetzung von Nair und Karl Sommer gelang es auch, originäre Eindrücke und Erklärungsansätze in das vitale Frage- und Antwortspiel zu bringen, das im Anschluss an den Bildvortrag erfolgte. Asurui und Ajareati äußerten sich authentisch und mit großem Selbstverständnis zu den Lebensverhältnissen der Wajapi. So erzählten sie auch von den Ausbildungsbemühungen Poemas, männliche wie weibliche indigene Gesundheitshelfer unter den Wajapi auszubilden.