Die kleinsten Flöten messen gerade einmal 25 Zentimeter. Der Subbass ist dagegen 1,50 Meter groß. Foto: avanti

Ein Neujahrskonzert der anderen Art: Die „Picobellas“ sind ein Blockflötenorchester.

Beilstein - Ein reines Blockflötenorchester zählt zu den Raritäten in der Musikszene. Der Auftritt von „Picobella“ in der Annakirche, zu dem der Kulturverein Oberes Bottwartal eingeladen hatte, war ein voller Erfolg. Die Besucher in der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche genossen das etwas andere Neujahrskonzert in vollen Zügen. Die zunächst als eher etwas befremdlich eingestufte musikalische Erwartung steigerte sich auch bei zunächst eher skeptisch eingestellten Zuhörern rasch in Begeisterung.

Schon das etwas ungewöhnlich anmutende Instrumentarium weckte Interesse. Gerade 25 Zentimeter misst das kleine Sopranino, stolze 1,50 Meter Höhe dagegen der Subbass, dazwischen etwas seltsam gebogene rundliche und kastenartig geformte Flöten. Der Klang mal festlich barock, mal pfiffig modern. Rund 30 Damen unterschiedlichen Alters zählt das Ensemble – allesamt gelehrig und höchst vielseitig – die ihrem Dirigenten Daniel Koschitzki folgen, der ebenfalls zu den unterschiedlichsten Instrumenten greift, um dem Konzert den richtigen Drive zu geben.

Das offensichtlich sorgsam vorbereitete Programm war äußerst vielseitig – mit Blick über Ländergrenzen: Traditionals aus Syrien und Israel ebenso wie aus der Türkei. Auch Swingendes von George Gershwin oder Orientalisches wie „Chinatown“ oder „Siku njema“ (Sören Sieg) war zu hören. Absolut bewundernswert, wie die musizierenden Damen mit ausgefallenen Taktvorgaben (mal Fünfertakt, mal auch 10/8) umgehen konnten. Mit afrikanischen Rhythmen balancierten die „Picobellas“ ebenso leicht wie mit bulgarischen Tänzen oder mit dem Brombeertanz aus Rumänien. Volkstümliches mischte sich mit Klassik, Traditionelles mit Moderne.

Ansässig ist das Blockflötenorchester „Picobella“ in Dürrenbüchig bei Bretten, wo sich die musizierenden Damen seit 1993 einmal wöchentlich mit ihrem musikalischen Leiter Koschitzki treffen, ein noch junger Mann, der in Amsterdam studiert hat und bei dem sich die Damen offensichtlich in den besten Händen befinden. Ihre durch und durch präzise Musizierweise und ihr Gespür für differenzierte Klänge und schwierige Rhythmen lässt dies deutlich erkennen. Ein Blick auf das erarbeitete Repertoire verrät ein vielseitiges Interesse. Ihr konzentriert ruhiger Auftritt lässt Professionalität erkennen.

Dirigent Daniel Koschitzki zeigte sich trotz Sorge über einige Lücken wegen Krankheit im Nachhinein erleichtert , dass seine Gruppe trotz des Chistbaumes noch genügend Platz in der Annakirche gefunden hat, weil er „mit Baum die Atmosphäre doch viel schöner empfunden“ hat.