Alle Jahre wieder lockt das Spektakel mit seiner schönen Kulisse. Foto: Avanti

Große und kleine Fans der früheren Tage sind beim Spektakel auf Burg Hohenbeilstein auf ihre Kosten gekommen. Dabei gab es auch immer etwas zu lachen.

Beilstein - Harte Zeiten herrschten im Mittelalter. Doch beim Burgspektakel am Wochenende auf der Burg Hohenbeilstein gab es jede Menge Kurzweil. Stände, an denen allerlei Außergewöhnliches von der Felltasche bis zum Pomander, einem duftenden Anhänger, feilgeboten wurde, ein rustikales Kinderkarussell, ein „Hau den Lukas“, bei dem man testen konnte, ob man eher ein „Tölpel“ oder ein „Ritter ohne Fehl und Tadel“ ist, ein Drache, dem Holzbeile in den Bauch zu werfen waren – große und kleine Mittelalterfans kamen auf ihre Kosten und hatten dabei immer etwas zu lachen. Selbst grausame Strafen, wie sie sintemalen an der Tagesordnung waren, wurden noch mit einem Augenzwinkern präsentiert. Am Stand des Schmieds Karsten Stadermann etwa verkündete ein Schild: „Des Diebes rechte Hand ist uns der Straf’ genug“, was mit einer grobschlächtigen Plastikhand auf einem Kerzenständer unterstrichen wurde. Bei der „Bognerey und Fletcherey“ von Henning Schrader und Nicole Petra Schulze warnte ein Schild potenzielle Diebe vor einem angriffslustigen Terrier. Wer sich trotzdem näher traute, erfuhr in kürzester Zeit jede Menge über Pfeil und Bogen. Etwa, dass der älteste derzeit bekannte Bogen auf der dänischen Insel Seeland gefunden wurde und aus der Zeit um 8000 vor Christus stammt. Die Bögen und Pfeile, die die beiden Northeimer selbst bauen, sind den Originalen von der Steinzeit bis zum Beginn der Neuzeit genau nachempfunden. Nur die Größe hat sich verändert, weil auch die Menschen heutzutage größer sind. Das Maß der englischen Bogenbauergilde, „mannshoch plus ein bis zwei Handbreit“, werde jedoch immer noch eingehalten, erzählte Schrader stolz.

Der Adel vergnügte sich im Mittelalter gerne mit der Falkenjagd. Bei den Flugvorführungen im Rahmen des Burgspektakels bekam auch das gemeine Volk einen Eindruck davon, als „Sirene“ über die Köpfe hinweg sauste. „Wanderfalken sind die schnellsten Tiere der Welt“, erzählte Falkner Michael Kaltenleitner. „Mit bis zu 360 Stundenkilometern im Sturzflug sind sie der Ferrari der Lüfte.“ Doch auch Uhu, Mäusebussard und der „König der Lüfte“, der Seeadler, rissen das Publikum zu manchem „Aah!“ und „Ooh!“ hin.

Seltener noch als Seeadler und Uhus sind die Schwotten, erzählte die Bertholdin, die erstmals direkt aus dem 16. Jahrhundert nach Beilstein gekommen war. „Bis heute wurde der Stamm geheimgehalten, damit er überleben konnte.“ Nun jedoch wagten sich die aus den Scoten und Sueben, vulgo Schotten und Schwaben, hervorgegangenen Recken gleich ins Kampfgetümmel und stritten mit Schwertgeklirr um ein Fass Rum. Erst eine Handvoll tapferer Kinder, die zuvor mit Schaumstoffschwertern ausgerüstet wurden, konnte dem Kampf ein Ende bereiten. Anders als die Schotten tragen die Schwotten übrigens keine Strümpfe. Wahrscheinlich aus Gründen der doppelten Sparsamkeit.

Einige Mittelalterfans campieren traditionell das Wochenende über zu Füßen der Burg. In diesem Jahr waren es die Schwotten und die Kraichgauer Kampfsudler, die ihre Lager aufgeschlagen hatten und nicht nur Schwerter, sondern auch den Kochlöffel schwangen. Der Gaukler Arne Feuerschlund dagegen schwang brennende Fackeln, balancierte einen Biertisch auf dem Kinn und brachte ganz nebenbei sein Publikum mit flotten Sprüchen zum Lachen.

Furchterregend wirkten die selbst ernannten Ostgoten von „Cradem Aventure“ mit ihren kahl geschorenen Köpfen, Tattoos und langen Lederröcken. Keiner wagte zu widersprechen, als sie ihre Besucher um 14 Uhr mit einem herzhaften „Guten Morgen“ begrüßten. Ihre Dudelsackmusik jedoch war so mitreißend, dass sich die ebenso bunt wie fantasievoll gekleideten Frauen der Tribal-Tanzgruppe „Bedauijat al Farha“ vor der großen Bühne gleich zum Mittanzen animieren ließen. Und damit waren sie nicht die Einzigen.

Wer es beim Burgspektakel auf Hohenbeilstein ruhiger liebte, der lauschte vor der kleinen Bühne den anschaulich und mit Lokalkolorit erzählten Geschichten von Frau Bertholdin oder dem Harfen- und Bouzoukispiel von Piers of Oxford. Hier ruhte sich übrigens auch die Beagle-Hündin Frau Müller aus. Denn es ist ganz schön anstrengend, seinem kleinen Herrchen ein Holzschwert über den ganzen Markt hinterherzutragen.