Dieter Hildebrandt (†) ist 1982 und 2012 in der Beilsteiner Stadthalle aufgetreten. Foto: Archiv

Der Kulturverein Oberes Bottwartal feiert sein Jubiläum am Sonntag mit einem Empfang und Musik.

Beilstein - Ob mit Konzerten, Kabarett, Comedy oder Lesungen: Die Veranstaltungen des Kulturvereins Oberes Bottwartal sind aus den Jahresprogrammen von Beilstein und Oberstenfeld nicht wegzudenken. Seit 30 Jahren machen es sich die Mitglieder ehrenamtlich zur Aufgabe, das Kulturangebot in beiden Kommunen samt ihrer Teilorte zu bereichern. An diesem Sonntag rückt der Verein ausnahmsweise keinen Künstler in den Mittelpunkt, sondern vielmehr sich selbst.

Denn zum 30-jährigen Bestehen des Vereins findet im Schloss Beilstein von 17 Uhr an ein Sektempfang mit Beilsteins Bürgermeister Patrick Holl statt. Untermalt wird die Veranstaltung vom 40-minütigen Auftritt des Musiktrios Mindmills, das ein Repertoire von Bach bis Beatles bietet. Im Anschluss können Interessierte sich in lockerer Runde austauschen. „Welche Angebote soll es künftig geben? Wer möchte was sehen? Wir freuen uns über Anregungen“, sagt die Vorsitzende Monika Streicher. Denn das Programm befindet sich im steten Wandel: 2011 wurde die Reihe „Klassik im Schloss“ eingeführt, 2012 folgte die offene Kulturkneipe „OKUK“, bei der kein Eintritt verlangt wird und die Künstler in lockerer Atmosphäre auftreten. Sie erhalten das Geld aus dem Kulturkorb, der im Publikum herumgereicht wird.

Seit 2013 steht Monika Streicher an der Spitze des Kulturvereins, der etwa 130 Mitglieder zählt. „17 von ihnen sind von Anfang an dabei“, sagt sie. Dazu gehört Hanns-Otto Oechsle, der ebenfalls lange Vorsitzender war, und der nach der Veranstaltung am Sonntag auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand ausscheiden wird. Der heute 73-Jährige folgte im Jahr 1987 dem Aufruf des Beilsteiner Geigenlehrers Attilah Balogh, der bei den Berliner Philharmonikern gespielt hatte, und der nun kulturinteressierte Bürger ins Keltercafé geladen hatte. Sein Ziel: eine Veranstaltungsreihe mit klassischer Musik in der Beilsteiner Stadthalle zu etablieren. Bei dem Treffen entstand die Initiative, den Kulturförderverein Schozach-Bottwartal zu gründen, der später umbenannt wurde.

„Beilstein war damals in Finanznot und hatte kein Geld, um in der Stadthalle etwas auf die Beine zu stellen“, erinnert sich Hanns-Otto Oechsle. Also traf man sich im Verein einmal monatlich, um ein Programm zu erstellen. Anfangs handelte es sich um klassische Musik. Da der Verein damit Minus machte, wurde das Angebot erweitert. „Es geht uns aber nicht darum, nur Einnahmen zu erzielen, sondern vor allem eine hochwertige Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Das ist das erste Kriterium“, meint Hanns-Otto Oechsle. Neben der Stadthalle wurden weitere Veranstaltungsorte in Beilstein, Oberstenfeld und Gronau gefunden. Man musste sich allerdings beschränken: „Es hat sich herausgestellt, dass kein Wiederholungseffekt entsteht, wenn Auftrittsorte zu selten bespielt werden“, so Oechsle.

Die teils knappen Kapazitäten stellen den Verein hin und wieder vor Probleme. So ist die Zahl von 400 oder 450 Zuschauern vielen bekannten Künstlern zu niedrig, um aufzutreten. „Obwohl wir ihnen einen Betrag garantieren“, sagt Hanns-Otto Oechsle. Bei Künstlern, die „mittel“ berühmt sind, wie der Oberstenfelder meint, bestehe die Gefahr, dass die Gage zu hoch sei. „Das sind die gefährlichen Fälle für uns“, sagt er. Während die offene Kulturkneipe den Auftritt unbekannter Künstler problemlos ermöglicht.

Die Palette an Veranstaltungen hat sich über die Jahre vielfältig entwickelt, selbst ein Poetry Slam zählt inzwischen dazu. Der Verein kann zudem auf viele Höhepunkte zurückblicken. „Für mich persönlich war das der Auftritt von Dieter Hildebrandt ein Jahr vor seinem Tod“, erinnert sich Hanns-Otto Oechsle an den Besuch des Kabarettisten in der Beilsteiner Stadthalle im Oktober 2012. Auch Auftritte wie die von Christoph Sonntag oder den Biermösl Blosn aus Bayern bleiben in Erinnerung. Am Sonntag lässt sich darauf zurückblicken. Der Blick nach vorne soll dabei nicht vernachlässigt werden – damit der Verein auch in den nächsten 30 Jahren für ausverkaufte Veranstaltungen sorgen kann.