Markus Koschitzky hält einige solcher Wasserbüffel. Foto: Fotolia

Hofbesitzer fühlt sich von Ämtern gegängelt. Die Stadt verweist auf mehrfach ausgebüxte Tiere

Beilstein-Klingen - Voller Euphorie und mit großen Plänen hat Markus Koschitzky vor einigen Monaten den Hof des Klingener Urgesteins Günter Dorn übernommen. Dem Stuttgarter schwebte damals vor, eine größere Wasserbüffelzucht aufzubauen und das Fleisch an „ernährungsbewusste Kunden“ zu verkaufen. Außerdem wollte er auf dem Grundstück einen Heliodome errichten. Also ein Haus, das null bis wenig Energie verbraucht. Ferner hatte er sich vorgenommen, in dem Weiler einen Hofladen samt Event-Center aus der Taufe zu heben. Doch im Grunde hat sich nichts so entwickelt, wie Markus Koschitzky es sich erträumt hatte. Das Fleisch der Büffel verkauft sich mehr schlecht als recht. Und zum Bauen ist er auch noch nicht gekommen. Noch nicht einmal den Antrag hat er bislang eingereicht. „Ich stehe kurz davor, alles zu lassen und nur noch schön zu wohnen“, sagt der Unternehmer.

Markus Koschitzky macht für seine Frustration auch die Ämter verantwortlich, die ihm immer wieder Knüppel zwischen die Beine werfen würden. Dabei müsse doch beispielsweise die Stadt dankbar sein, dass er in Klingen etwas auf die Beine stellen wolle. Ohne solches Engagement drohten dieser und andere Weiler im Landkreis Heilbronn nach und nach auszubluten. Außerdem vermutet Markus Koschitzky, dass ihm irgendjemand aus der Nachbarschaft übel mitspielen will. Schließlich sei das Gatter für seine Wasserbüffel zweimal mutwillig geöffnet worden. „Das ist eine Riesenschweinerei“, ärgert er sich. Zumal ihn das Zeit, Geld und Nerven gekostet habe. Denn dadurch seien jeweils Büffel ausgebüxt, im Juli sogar zehn auf einmal. Die Meldung machte damals sogar im Verkehrsfunk die Runde, wo Autofahrer vor den Tieren auf der Kreisstraße zwischen Jettenbach und Klingen gewarnt wurden. Und neulich entwischte ein Bulle beim Verladen. Er nahm ebenfalls Reißaus, irrte mehrere Tage durch die Gegend, ehe er gesichtet und erschossen wurde (wir berichteten). Der Bulle sei jeweils unter den Tieren gewesen, die das Weite suchten, als das Gatter offen gelassen wurde. „Der hat seitdem keinen Respekt mehr vor dem Zaun“, glaubt der Züchter.

Die Polizei hat allerdings keine Anhaltspunkte, dass die Tür tatsächlich von einem Unbefugten geöffnet wurde. „Das ist von dem Besitzer in den Raum geworfen worden, aber das konnte bis jetzt nicht nachgewiesen werden“, sagt Rainer Köller, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn. Deshalb könne es keinen Tatverdächtigen geben.

So oder so geht die Stadt Beilstein davon aus, dass die Tiere schon mehrmals das Weite gesucht haben. „Die brechen in regelmäßigen Abständen aus. Das war jetzt fünf oder sechs Mal der Fall“, sagt Meike Schölzel, die Hauptamtsleiterin. Einmal sei auch ein Büffel gesichtet worden, der auf der Straße gelegen habe. Zeugen hätten zudem beobachtet, wie die Tiere über die Einhegung gestiegen seien. Was offenbar einen einfachen Grund hat: „Die Zäune sind nicht hoch genug“, erklärt die Hauptamtsleiterin. Deshalb wurde Markus Koschitzky aufgefordert, für eine höhere Umrandung zu sorgen. Und zwar bis zum 11. November. Andernfalls werde der Ausbau der Zäune schriftlich angeordnet. Kümmere sich der Besitzer dann nicht um seine Pflichten, werde ein Zwangsgeld verhängt. „Wir wollen das auch nicht. Aber die Gefahr ist zu groß, dass da jemand reinfährt“, betont Meike Schölzel. Ob die Forderung erfüllt wurde, konnte sie gestern nicht sagen. Es sei noch nicht kontrolliert worden.

Markus Koschitzky hatte aber schon vor dem Stichtag angekündigt, dass er sich außer Stande sehe, die Forderung der Stadt, die aus seiner Sicht auch ein Soll und kein Muss darstellt, fristgerecht zu erfüllen. Immerhin rede man von sieben oder acht Kilometern Draht, die er anbringen müsse. Die Aufforderung der Stadt sei per E-Mail erst am 3. November bei ihm eingegangen. Davon abgesehen kann er den Schritt auch nicht nachvollziehen. „Ich kann doch nichts dafür, dass die Büffel rausgehen, wenn die Tür offen steht“, sagt er. Und bei seinem Vorgänger Günter Dorn hätten auch zwei Drähte als Sicherung ausgereicht. Dabei habe der doch Highland-Rinder gehalten, die gefährlicher seien. Auch die anderen Weiden in der Umgebung seien nur mit zwei Drähten versehen. Vor dem Hintergrund wittert er eine Ungleichbehandlung.

Das weist Meike Schölzel entschieden von sich. Man weise jeden Landwirt auf seine Pflichten hin. Und man könne Highlander auch nicht mit Wasserbüffeln vergleichen. Zudem sei die Anordnung nicht aus der Luft gegriffen. Man habe sich dabei am Merkblatt der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz orientiert. Demnach müsse bei einer Mutterherde mit Büffeln dafür gesorgt werden, dass die Büffel nicht über den Zaun steigen und die Kälber nicht unten durch schlupfen können. Also müsse in 30, 60, 90 und 120 Zentimeter Höhe jeweils ein Elektrodraht angebracht werden. Allerdings sitzt Markus Koschitzky nicht nur die Stadt, sondern auch das Landratsamt Heilbronn mit seinen Forderungen im Nacken. So müsse er hinsichtlich seiner Wasserbüffelhaltung noch Unterlagen aus den Bereichen Bau-, Wasser, Tier- und Naturschutzrecht nachliefern, sagt Hubert Waldenberger, Pressesprecher der Behörde.

Umgekehrt ist Markus Koschitzky unzufrieden mit dem Landratsamt. Schon vor drei Wochen habe er per Mail angefragt, wie es mit einer Bebauung im Außenbereich ausschaue und sich nach einer Erlaubnis erkundigt, „dass wir unsere Hörner nach dem Schlachten mitnehmen dürfen“. Aber bis heute habe er keine Rückmeldung erhalten. Dabei lägen fünf paar Hörner beim Schlachthof zur Abholung bereit.

Und von der Stadt ist er nicht nur wegen der Geschichte mit dem Zaun enttäuscht. Er habe im Rathaus seine Pläne inklusive dem Heliodome präsentiert und habe dazu extra seinen Architekten mitgebracht. „Im Endeffekt hat das aber gar nichts gebracht“, sagt er. Man habe ihm im Grunde nur mitgeteilt, er möge sich ans Landratsamt wenden. Das bestätigt der Beilsteiner Bauamtsleiter Tim Breitenöder. „Wir haben ihm gesagt, dass wir keine Genehmigung erteilen.“ Zuständig für das Bauvorhaben sei nämlich das Landratsamt.

Dort will Markus Koschitzky wohl tatsächlich bald ganz offiziell sein Baugesuch einreichen – wenn er nicht vorher das Handtuch wirft. Seine Büffelherde hat er jedenfalls schon verkleinert. Dabei waren seine Pläne einst ganz andere. Doch die Euphorie scheint verflogen.