Katharina Petry sitzt gern und oft Foto: privat

Katharina Petry ist gerade für eine Hilfsorganisation in Uganda. Vor Ort hat sie ihre Liebe für den traditionellen Kitenge-Stoff entdeckt. Sie dienen als farbenfrohe Grundlage für Röcke, Kleider und mehr.

Beilstein - Es gibt sie in allen Farben und mit den verschiedensten Mustern. Die Rede ist von den sogenannten Kitenge-Stoffen, die nicht nur hier in Uganda, sondern in vielen Ländern Afrikas erhältlich sind. Diese Stoffe dienen als Grundlage vieler Kleidungsstücke hier, Frauen lassen sich vor allem Kleider und Röcke daraus schneidern oder binden sich einen Stoff einfach um die Hüften. Außerdem sehr beliebt sind die Kitenge Stoffe bei Frauen, um ihre Kleinkinder auf den Rücken zu binden.

Männer hingegen tragen Kitenge meist als Hemd oder Shirt. Der Schneider meines Vertrauens, Karim, der ursprünglich aus dem Kongo stammt, erzählte mir, dass die meisten Stoffe ursprünglich aus dem Kongo selbst kommen, denn dort wurde früher ausschließlich Kitenge getragen. In Uganda hingegen entwickelte sich erst in den vergangenen 100 Jahren ein Kult um diese Stoffe, der übrigens durch alle Schichten durchgeht: Wohlhabende Manager gleichermaßen wie arme Bauern kleiden sich mit Kitenge. Auch wenn Uganda nicht das Ursprungsland für die Stoffe ist, so spiegeln sie dennoch einen Teil der Kultur wieder. So tragen zu festlichen oder kulturellen Anlässen sehr viele Leute Kitenge Stoffe.

Auch ich habe meine Liebe zu den farbenfrohen Stoffen gefunden. Regelmäßig schlendere ich über den gut bestückten Stoffmarkt in Kasese, überlege was für ein Kleidungsstück sich für einen Stoff eignet und gehe anschließen zu einem meiner zwei Stamm-Schneidern. Neben den üblichen Schnittmustern macht es mir aber auch immer wieder Spaß, neue, modernere Schnitte herauszusuchen. So entstand zuletzt zum Beispiel ein Cardigan oder eine kurze Sommerhose. Der Stoffmarkt an sich befindet sich in einer großen, unüberdachten Halle. Dicht nebeneinander reihen sich hier die kleinen Stände aus Holz, reichlich bestückt mit den verschiedensten Stoffen.

Ein Aspekt dieser Stoffe ist, dass sie vielen Menschen einen Arbeitsplatz verschaffen: Ob als Verkäufer auf dem Stoffmarkt oder als Schneider. Diese sieht man übrigens an jeder Ecke in der Stadt, konzentriert vor einer Nähmaschine sitzen. Im Prinzip kann jeder, der eine solche Nähmaschine besitzt, anfangen, ein kleines Business aufzumachen. Das Know-how dazu wird oft generationsübergreifend weitergegeben oder durch gezielte Trainings vermittelt. Die junge Fraue Noeline zum Beispiel, eine andere Schneiderin zu der ich regenmäßig gehe, nahm einst an solch einem Training teil. Indem ihr zusätzlich eine Nähmaschine geschenkt wurde, konnte sie ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen. Heute teilt sie sich mit einer Kollegin einen kleinen Raum in der Stadt, nicht größer als sieben Quadratmeter. Oft sitze ich darin, lausche dem regelmäßigen Klackern der Maschinen, die mit einer Auf-und Abbewegung eines Fußes in Gang gesetzt werden.

Wenn ich zurück nach Deutschland komme, werde ich auf jeden Fall ein paar der Stoffe in meinen Koffer packen. Ich weiß noch nicht, ob ich sie dann nur als dekorativen Stoff an die Wand hänge oder mich selbst am Schneidern versuche. Erinnern werden sie mich an meine Zeit in Uganda, und vermutlich das ein oder andere Mal mit Wehmut zurückschauen lassen.